Dachau:Muslime planen Kulturzentrum

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Die Türkisch-Islamische Gemeinde will am Wettersteinring im Gewerbegebiet an der Äußeren Münchner Straße ein Haus mit Gebetsraum, Veranstaltungssälen, Seminarräumen, Gaststätte und Läden errichten.

Von Walter Gierlich

Bisher haben die Muslime im Landkreis nur den kleinen Gebetsraum der Türkisch-Islamischen Gemeinde Dachau im Stadtteil Etzenhausen. Doch wünscht sich die Gemeinde mehr - ein Kulturzentrum, in dem ausreichend Platz ist, mit Gebetsraum, Veranstaltungssaal und Seminarräumen, einer Gaststätte und kleinen Läden. Es soll, wie der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Mustafa Denel, sagt, "ein Treffpunkt nicht nur für Muslime, sondern für alle Dachauer" werden. Auch ein geeignetes Wunschgrundstück hat der Verein bereits ins Auge gefasst: am Wettersteinring im Gewerbegebiet an der äußeren Münchner Straße.

Doch noch sind die Pläne Zukunftsmusik, gibt es bisher nur ein Grobkonzept des Architekten und Städteplaners Sitki Koca. Der Verein beabsichtige " ein neues Kulturzentrum mit vielseitigen sozialen und kulturellen Nutzungen für alle Dachauer zu errichten", schreibt Koca in dem Entwurf, der ein Raumprogramm und eine noch sehr grobe Skizze des geplanten Bauwerks enthält. Doch betont er auch, dass er die Dachauer möglichst frühzeitig über das Grundkonzept informieren will, in der Hoffnung, dass sie ihn und die Türkische Gemeinde bei der Verwirklichung des Kulturhauses unterstützen.

Koca schwebt ein Haus mit 4000 bis 5000 Quadratmetern Geschossfläche in zwei Bauabschnitten vor, die durch eine glasüberdachte Halle miteinander verbunden sind - "die Mindestgröße für ein funktionierendes Kulturhaus", wie der Architekt betont. Dazu käme eine Tiefgarage mit 60 Stellplätzen sowie 44 oberirdische Parkplätze. Der Bau mit dem 280 Quadratmeter großen Betraum im Obergeschoss hätte ein Kuppeldach, der zweite Bau mit Restaurant, Hort und Seminarräumen hätte nach Kocas Vorstellungen auch zwei Wohnungen und mehrere Gästezimmer im Dachgeschoss. Ein Minarett hat der Planer ausdrücklich nicht vorgesehen. Stattdessen will er eine filigrane Lichtsäule errichten "als Zeichen, dass hier ein Kulturhaus mit einem Betraum steht".

"Der Besitzer würde uns das Grundstück für unsere Zwecke verkaufen", erklärt Denel, der jedoch ausdrücklich versichert, dass die Türkisch-Islamische Gemeinde bisher noch keine finanzielle Verpflichtung eingegangen sei. Noch sei man erst dabei zu prüfen, was möglich ist. Das Konzept wurde bereits zur Information an die Mitglieder des Bauausschusses sowie an die Stadtverwaltung verschickt. Ohnehin sei die Frage der Finanzierung noch offen, sagt Denel, während er ansonsten wegen des Vorhabens keine Probleme sieht. Die Gemeinde habe 120 Mitglieder, die regelmäßig Beiträge bezahlen, setze aber auch auf die etwa 5000 Muslime im Landkreis, "die uns mit Spenden unterstützen".

Auf Spenden hofft auch Architekt Koca, der das Grundstück gleich in mehrfacher Hinsicht als idealen Standort für das geplante Kulturzentrum ansieht. Am Wetterstein wohne niemand, so dass bei Veranstaltungen niemand gestört werde. Zudem ließen sich dort Tiefgarage und oberirdische Stellplätze problemlos unterbringen. Nicht zuletzt hätte das Kulturzentrum in Kocas Augen auch "einen raumordnerischem Effekt: Ein Gewerbegebiet ist eine tote Fläche, die man durch solche Funktionen zum Leben erwecken kann." Grünen-Fraktionschef Thomas Kreß, der sich nach eigener Aussage noch nicht näher mit den Plänen befasst hat, ist vor allem eines aufgefallen: "Was hat das Kulturzentrum im Gewerbegebiet verloren? Wir brauchen die Flächen dort für Gewerbebetriebe", sagt er. Er wolle der Türkischen Gemeinde nicht absprechen, dass sie sich so etwas wünscht, sagt Günter Heinritz (SPD). Für ihn ist das Projekt aber noch nicht klar genug dargestellt. "Da warte ich noch auf das angekündigte Gespräch mit dem Vorstand", erklärt er. "Für mich ist das ein bisschen zu groß angelegt", sagt Integrationsreferent Horst Ullmann (Bürger für Dachau). Dass man der Türkischen Gemeinde "irgendwann etwas zubilligen muss, ist klar", sagt er, "aber mehr als 4000 Quadratmeter sind für mich zu groß." Grundsätzlich stehe man den Wünschen der Religionsgemeinschaften immer aufgeschlossen gegenüber, betont der CSU-Fraktionsvorsitzende Dominik Härtl. Doch komme es in diesem Fall auf die Details an, mit denen er sich noch nicht im Detail befasst habe. "Ich habe ihnen geraten, erst einmal die Planung weiter voranzutreiben und sie dann in der Fraktion vorzustellen."

© SZ vom 02.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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