Dachau:Musik für die Aussöhnung

Stadt und Amperkliniken AG unterstützen mit einem Konzert im Schloss das Kaplan Medical Center bei Tel Aviv.

Robert Stocker

Dachau: Ausgezeichneter Dirigent: Daniel Grossmann, künstlerischer Leiter des Orchesters Jakobsplatz, und seine Mutter Julia, die das Ensemble managt.

Ausgezeichneter Dirigent: Daniel Grossmann, künstlerischer Leiter des Orchesters Jakobsplatz, und seine Mutter Julia, die das Ensemble managt.

(Foto: Toni Heigl)

Musik ist eine universelle Sprache, die seit jeher einen Beitrag zur Völkerverständigung leistet. Unter diesen Vorzeichen ist auch ein Konzert im Dachauer Schloss zu sehen, dessen Anspruch noch einen Schritt weiter geht: Es soll nicht nur Verständnis und Freundschaft zweier Nationen fördern, sondern die Aussöhnung zwischen Israel und Deutschland vertiefen. Das Gastspiel des Orchesters Jakobsplatz München in Dachau ist ein erster Schritt zur Zusammenarbeit zwischen dem Kaplan Medical Center in der israelischen Stadt Rehovot bei Tel Aviv und der Amperkliniken AG. Der Erlös soll fast vollständig dem Verein "Friends of Kaplan Medical Center" zugute kommen, der das Klinikum finanziell unterstützt. Beide Krankenhäuser wollen eine langfristige Kooperation eingehen, die nicht nur der Aussöhnung, sondern auch dem Austausch der medizinischen Arbeit dienen soll.

Der Grundstein für die Zusammenarbeit beider Häuser wurde im Dezember vergangenen Jahres bei dem Besuch einer Dachauer Delegation in Rehovot gelegt. Landrat Hansjörg Christmann, Oberbürgermeister Peter Bürgel (beide CSU), Krankenhauschef Bernward Schröter und der ärztliche Direktor Michael Weber kamen damals mit dem festen Entschluss zurück, eine langfristige Kooperation zu entwickeln. Die Anregung dazu hatte der 84-jährige KZ-Überlebende Abba Naor gegeben, der als Vertreter Israels der Stiftung Bayerische Gedenkstätten angehört. Er war es auch, der den Kontakt zum Kaplan Medical Center anbahnte. Grundgedanke für die Kooperation sei das Bemühen gewesen, die Kontakte zu Israel im Sinne der Aussöhnung zu intensivieren, sagte Christmann bei der Vorstellung des Projekts im Klinikum Dachau: "Ein Benefizkonzert ist diesem Anliegen angemessen". Oberbürgermeister Bürgel erinnerte an die Gründung des Dachauer KZ am 22. März vor 80 Jahren. Die Stadt trage deshalb eine besondere Verantwortung und pflege zahlreiche Kontakte nach Israel.

Bernward Schröter betonte, dass bei der Kooperation neben der Aussöhnung auch der medizinische Austausch eine wichtige Rolle spiele. Er schilderte das Kaplan Medical Center als ein großes, leistungsfähiges Krankenhaus, das jährlich etwa 60 000 Patienten stationär und mehr als 100 000 ambulant versorge. Außerdem verfüge es über eine moderne Kinderklinik, die mehr als 6000 Geburten pro Jahr betreut. Beim Besuch der Dachauer Delegation versorgte das Haus 300 Patienten in der Notaufnahme. Die Ärzte werden in der Regel in den USA ausgebildet und verfügten über eine hohe Qualifikation. Schröter: "Wir sind mit viel Hochachtung nach Dachau zurückgekehrt." Auf lange Sicht sei ein Austausch von Medizinern und Pflegekräften geplant, um sich gegenseitig kennen zu lernen und Vertrauen zu schaffen. Auch der ärztliche Direktor Michael Weber glaubt, dass die Kooperation "medizinisch spannend wird". Viele Bereiche des Kaplan Medical Centers würden mit Spenden finanziert. Mit dem Benefizkonzert wollten die Amperkliniken ein Zeichen setzen, um ihren Kooperationspartner zu unterstützen.

Das Konzert des Orchesters Jakobsplatz München im Renaissancesaal des Dachauer Schlosses am 11. Mai gehört zum Besuchsprogramm einer Delegation aus Rehovot, zu der Professor Jacob Yahav, Leiter des Kaplan Medical Center, und Hadar Givati-Cohen, Generaldirektorin des Vereins "Friends of Kaplan Medical Center" gehören. Sie werden vom 9. bis 12. Mai nach Dachau kommen. Auf dem Programm stehen ein medizinisches Symposium und ein Austausch mit Ärzten des Amperklinikums. Der Besuch des Konzerts im Dachauer Schloss, bei dem die Vertreter aus Israel den Erlös aus dem Ticketverkauf als Spende erhalten, gehört zum begleitenden Rahmenprogramm. Das Orchester Jakobsplatz München wurde zur Eröffnung des Jüdischen Gemeindezentrums gegründet und besteht aus professionellen Musikern, die aus mehr als 20 Ländern kommen und verschiedenen Religionen angehören. Viele wirken auch bei anderen großen Orchestern mit. Daniel Grossmann, in Deutschland geborener Jude und künstlerischer Leiter, sieht das Ensemble nicht als "Erinnerungsorchester", sondern als Plattform für jüdische und zeitgenössische Musik. Beim Konzert im Dachauer Schloss spielt das Orchester Werke von Mozart, Mendelssohn und Dvoràk. Beginn ist um 19.30 Uhr. Karten gibt es bei München Ticket zu 40 und 80 Euro.

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