Dachau / München:Eine Stimme für Verfolgte

Dachau / München: Archivar Albert Knoll hat sich mit dem Thema homosexuelle Häftlinge im Dachauer KZ beschäftigt.

Archivar Albert Knoll hat sich mit dem Thema homosexuelle Häftlinge im Dachauer KZ beschäftigt.

(Foto: Toni Heigl)

NS-Dokuzentrum erinnert an Beginn der Schwulenbewegung

Die Minderheitengruppe der Homosexuellen wurde in Deutschland lange unterdrückt, ausgegrenzt und verfolgt - besonders unter der Herrschaft der Nationalsozialisten. Doch schon im 19. Jahrhundert erhob sich eine Stimme für die Rechte der Schwulen: In einer bahnbrechenden und revolutionären Rede am 29. August 1867 forderte Karl-Heinrich Ulrichs auf dem Deutschen Juristentag öffentlich die Straffreiheit gleichgeschlechtlicher Beziehungen. Der Gerichtsassessor im Königreich Hannover leistete damit einen wesentlichen Beitrag zum Bewusstsein einer rechtlichen und gesellschaftlichen Gleichstellung von Homosexuellen. Mit einem Festakt im Auditorium an diesem Samstag, 26. August um 19 Uhr erinnert das NS-Dokumentationszentrum München an den Beginn der Homosexuellenbewegung.

Am 29. August 1867 jährt sich zum 150. Mal der Auftritt von Karl-Heinrich Ulrichs auf dem Deutschen Juristentag. Er brach damals eine Lanze für die Rechte von Homosexuellen. Ulrichs (1825-1895), Gerichtsassessor im Königreich Hannover, gilt als "Urvater" der Homosexuellenbewegung. Es sollten nach seinem Auftritt jedoch noch weitere 30 Jahre ins Land gehen, bis mit der Gründung des Wissenschaftlich Humanitären Komitees die Basis für eine ständige Homosexuellenvertretung geschaffen wurde. Vier Jahre nach Ulrichs Rede wurde 1871 der Paragraf 175 im Strafgesetzbuch verankert. Der Festakt im NS-Dokumentationszentrum thematisiert die Geschichte des Paragrafen bis hin zur aktuellen Diskussion um eine Entschädigung der Opfer des bis 1994 gültigen Gesetzes. Neben einem Grußwort von Anke Müller-Jacobsen und Vorträgen von Wolfram Setz und Andreas Pretzel wird der Auftritt von Karl Heinrich Ulrichs auf dem Deutschen Juristentag 1867 in Szene gesetzt. Das Schlusswort sprechen Männer, die nach Paragraf 175 verfolgt wurden.

Um 15.30 Uhr findet ein Stadtrundgang auf den Spuren von Karl-Heinrich Ulrichs statt. Treffpunkt ist der Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz. Für die Teilnahme am Rundgang bittet das NS-Dokumentationszentrum um Anmeldung per E-Mail an veranstaltungen.nsdoku@muenchen.de. Festakt und Rundgang finden in Kooperation mit dem Forum Homosexualität München e.V. statt. SZ

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