Dachau:München als Partner

Landkreis will viertes Gymnasium in Kooperation mit der Landeshauptstadt errichten

Von Robert Stocker, Dachau

Das vierte Gymnasium im Landkreis Dachau entsteht möglicherweise in Kooperation mit dem Nachbarn München. Der Schul- und Kreisausschuss hat in seiner Sitzung am Freitag die Verwaltung beauftragt, eine interkommunale Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt bei der Errichtung eines neuen Gymnasiums in Karlsfeld zu prüfen. Landrat Stefan Löwl (CSU) ebnete den Weg für den Beschluss durch intensive Kontakte zur Münchner Stadtspitze. Sollte die Kooperation nicht zustande kommen, erwägt der Landkreis eine Erweiterung der drei bestehenden Gymnasien. Vorrangig geht es um den Aus- und Aufbau von Ganztagsangeboten an den Schulen.

Bisher konnte das Kultusministerium kein ausreichendes Schülerpotenzial für ein viertes Landkreisgymnasium erkennen. Eine Kooperation mit der Landeshauptstadt ergäbe ein völlig neues Bild. Schon im April dieses Jahres führte Landrat Stefan Löwl (CSU) erste Gespräche mit Oberbürgermeister Dieter Reiter im Münchner Rathaus. Dabei signalisierte Münchens OB eine grundsätzliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Die Gesprächspartner haben das Thema mittlerweile bei einem umfangreichen Austausch von E-Mails vertieft. Die Landeshauptstadt will auch beim Neubau der Verbandsgrundschule mit der Gemeinde Karlsfeld zusammenarbeiten. Geplant ist ein gemeinsamer Ausbau der Schule mit zehn oder elf Zügen. Das größere Schülerpotenzial würde die Chancen für ein neues Gymnasium in Karlsfeld erhöhen.

Im Auftrag des Landkreises erarbeitete der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) Prognosen für die Schülerentwicklung an den weiterführenden Schulen. Das Institut untersuchte Wanderungsbewegungen, Zuzug und Geburtenraten im Landkreis bis zum Jahr 2032. Die Expertise kam zu dem Ergebnis, dass der Landkreis ein großes Bevölkerungswachstum haben wird, aber in den nächsten Jahren hauptsächlich Familien mit Kleinkindern zuziehen. Wichtig ist auch das Bildungsverhalten der Zuwanderer und damit die Entwicklung der Übertrittsquote, die derzeit im Landkreis bei 38 Prozent liegt. Steigt sie in den nächsten Jahren moderat auf etwa 40 Prozent, erhöhen sich signifikant die Schülerzahlen der Gymnasien.

CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Offenbeck ist überzeugt, dass der Landkreis einen starken Wachstumsdruck hat. Offenbeck sieht den Ausbau der Karlsfelder Verbandsgrundschule als ausreichende Basis für ein dreizügiges, vielleicht auch vierzügiges Gymnasium. In der Politik der Landeshauptstadt erkennt er einen Paradigmenwechsel. "München ist jetzt ein Partner, der mit dem Landkreis pragmatisch zusammenarbeitet." Michael Reindl, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, glaubt, dass die Zahlen über die Schülerentwicklung das Kultusministerium beeindrucken werden. "Wir sind ein Wachstumslandkreis, auch durch die neue S 2 Altomünster." Mechthild Hofner (ÖDP) erwartet steigende Übertrittszahlen. Martin Güll (SPD) sieht die Kooperation mit München als "einzig realistische Chance" für ein viertes Gymnasium. "Die interkommunale Zusammenarbeit ist ein Gebot der Stunde", unterstrich Löwl.

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