Schüler als Banker:83 Millionen Euro in drei Monaten

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Die erfolgreiche ITG-Kapital AG (von links): Andreas Straßer, Marian Kordes, Christoph Köpf, Stefan Feuerer und Daniel Hönisch. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Billiger sein und der Konkurrenz die Kunden wegnehmen: Die Kapital AG des Ignaz-Taschner-Gymnasiums schafft es ins Finale des Wettbewerbs der "Schul/Banker". Können sie sich auch vorstellen, echte Banker zu werden?

Von Maurice Stiehl, Dachau

Auch Junge Menschen können eine Bank sehr erfolgreich managen. Dies bewiesen Schülerinnen und Schüler des P-Seminars "auf dem Chefsessel einer virtuellen Bank" des Dachauer Ignaz-Taschner-Gymnasiums (ITG). Mit ihrer Bank "Kapital AG" schafften es Andreas Straßer, Marian Kordes, Christoph Köpf, Stefan Feuerer und Daniel Hönisch ins Finale des internationalen Planspieles "Schul/Banker" und sind damit unter den 20 Besten aus 826 Teams. Die zweite Gruppe des Seminars verpasste den Einzug ins Finale nur knapp. Die Finalisten reisen am 25. April für zwei Tage auf Einladung des Bundesverbandes deutscher Banken nach Berlin. Zu gewinnen gibt es mehrere Tausend Euro, diese gehen aber an die Schule. "Die größte Motivation ist die kostenlose Reise nach Berlin", sagen die Schüler grinsend.

In "Schul/Banker" übernehmen sie für sechs Geschäftsjahre beziehungsweise Spielrunden die Rolle von Vorständen einer fiktiven Bank und treten auf einem Markt in Konkurrenz gegenüber jeweils 20 anderen Teams. "Man kann sich in das Leben eines Managers hineinfühlen", empfinden die Schüler. Auch optisch machen die Manager in spe einiges her: Sie kamen extra mit Sakko und Hemd bekleidet in die Schule. Auf die Frage, ob sie das später einmal werden wollen, sind sie sich uneins. So antwortet Marian verschmitzt: "Vorstellen kann ich mir das, aber keine Ahnung, ob es was wird." Dabei haben die 16- bis 18-Jährigen schon gezeigt, dass sie einiges drauf haben: Filialen eröffnen und schließen, mit viel Geld haushalten, Zinssätze anpassen, Kredite vergeben oder Aktienfonds verwalten. All das selbstverständlich online simuliert, aber exakt nach den Abläufen einer real existierenden Bank. Und das alles ohne Vorerfahrung: "Wir wurden schon ins kalte Wasser geworfen."

Über die geschäftspolitischen Entscheidungen mussten die Jung-Banker nicht lang diskutieren: "Wir haben es elegant gelöst und die Arbeit aufgeteilt, jeder hatte seinen eigenen Zuständigkeitsbereich", erklärt Stefan. Das grundlegende Konzept haben sie aber gemeinsam im Unterricht entwickelt: eine geschäftspolitische Strategie, mit der die Bank möglichst viele Rücklagen bilden kann. Mit der "Kapital AG" generierten sie 83 Millionen Euro - und das in drei Monaten. "Am schwersten war es, am Anfang den Überblick zu behalten und die ersten Entscheidungen zu treffen", fügt Daniel hinzu. Ein Geschäftsjahr dauerte je eine Woche, eine weitere blieb ihnen, um ihre neuen Entscheidungen zu treffen und auf jene der Konkurrenz zu reagieren.

Unterstützt werden die Schüler von ihrem 60-jährigen Lehrer Siegfried Weber, der das Planspiel zum ersten Mal in einem P-Seminar anbot. "In dem Planspiel lernen die Schüler, wie wichtig es ist, im Team miteinander zu arbeiten", erzählt er mit Freude. Außerdem betreute er die Finalisten zuvor beim Planspiel Börse des Landkreises Dachau, wo sie den ersten Platz sowie den Nachhaltigkeitspreis gewannen. Außerdem plante der engagierte Lehrer die Solaranlage des ITG in einem anderen P-Seminar: "Es ist mein Anliegen, Themen zu wählen, die eine gewisse Ergebniswirkung zeigen."

Ergebnisse im "wahren" Leben gab es auch im Planspiel: So schaffte es die zweite Gruppe des P-Seminars, eine Dachauer Zeitung davon zu überzeugen, über ihr Projekt zu berichten. Diese reale Zeitungsmeldung schickten sie an die Spielleiter und ihre fiktive Bank erzielte auf Grund guter Werbung höhere Einnahmen.

Auch die Logik des kapitalistischen Wettbewerbs wurde im Spiel vermittelt: "Man konnte billiger als die Konkurrenz sein und denen Kunden wegnehmen", schildert Stefan. Zeit, um dies zu Hinterfragen wird das Finale vermutlich nicht bieten. Dort sind die sechs Geschäftsjahre komprimiert in zwei Tage gepackt, doch die Schüler bleiben gelassen und auch bescheiden: "Es wird schwer, aber wir geben unser Bestes."

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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