Dachau:"Menschenverachtend"

Bund Naturschutz kündigt massiven Widerstand gegen Nordostumfahrung von Dachau an

Der Bund Naturschutz will gegen den Bau der Nordostumfahrung von Dachau entschiedenen Widerstand leisten. Inzwischen hat die Regierung von Oberbayern für das Teilstück Ostumfahrung das Planfeststellungsverfahren eingeleitet - "wohl auf Betreiben von Dachauer und Landkreis-Politikern", wie Kreisvorsitzender Roderich Zauscher vermutet. "Der Bund Naturschutz wird das Projekt mit allen zur Verfügung stehenden politischen und juristischen Mitteln bekämpfen", kündigt Zauscher in einer Presseerklärung an.

Kaum ein Thema in der Landkreispolitik ist derzeit so umstritten, wie die Nordostumfahrung von Dachau. Während die CSU und SPD im Dachauer Stadtrat den Bau befürworten, lehnen ihre Parteifreunde in der Nachbargemeinde Karlsfeld das Projekt kategorisch ab. Sie befürchten eine zusätzliche Verkehrsbelastung in ihrer Gemeinde. Die Trasse der Ostumfahrung zieht sich östlich des Gewerbegebiets Schwarzer Graben durch bisher unberührte Naturlandschaft. "Dieses Projekt würde bei seiner Realisierung die letzten Reste des Dachauer Mooses zerstören und damit auch die Naherholungsmöglichkeiten unzähliger Bürger unseres Ballungsraumes", schreibt Zauscher in der Presseerklärung. "Zu den menschlichen Grundbedürfnissen gerade in Ballungsräumen wie München" gehöre die Bewahrung von Freiräumen und Naherholungsmöglichkeiten. Für den Kreisvorsitzenden des Bund Naturschutz ist das Straßenbauprojekt somit nicht nur mit großer Naturzerstörung verbunden, "sondern auch menschenverachtend". Als Argument gegen den Bau der Umfahrung nennt Zauscher auch das Bürgerbeteiligungsprojekt "Zwischen Dorf und Metropole". Bürger und Kommunalpolitiker erörterten dabei, wie sich der Landkreis künftig entwickeln soll. Als Ziele wurden unter anderem eine maßvolle Entwicklung der Bahngemeinden, eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und die Erhaltung der Kulturlandschaft festgelegt. Die Nordostumfahrung stehe den Ergebnissen des Bürgerforums "diametral entgegen", schreibt Zauscher in der Presseerklärung.

Einen Vorteil der Umfahrung räumt der Kreisvorsitzende ein: Verkehrspolitisch würde dieses Projekt eine Entlastung für Hebertshausen bringen. Die Entlastung von Dachau wäre allerdings mit drei Prozent nur marginal. Ampermoching dagegen wäre massiv stärker belastet. Zauscher: "Diese Prognose stammt vom Verkehrsexperten Professor Kurzack, die dieser im Auftrag des staatlichen Straßenbauamts erstellt hat. Zu Karlsfeld hatte Kurzack keine Aussage gemacht - wohl um zu verschleiern, dass Karlsfeld bei Verwirklichung des Projekts mit einer massiven Steigerung des Durchgangsverkehrs rechnen müsste." Die Vorantreibung des Projekts hat für Zauscher ganz andere Gründe. In Wahrheit gehe es nicht um die Verkehrsentlastung, sondern um die Erschließung neuer Gewerbegebiete auf Kosten von Natur und Mensch. Diese Politik will der Bund Naturschutz notfalls auch mit einer Klage verhindern.

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