Dachau:Mais entzweit Bauern und Naturschützer

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Roderich Zauscher mahnt aus ökologischen Gründen einen zurückhaltenden Anbau an. Dagegen wirbt Kreisobmann Anton Kreitmair für einen Anbau der Kulturpflanze im großen Stil und betont deren Vorteile.

Ariane Attrodt

Naturschützer und Bauern im Landkreis Dachau tragen zurzeit einen massiven Streit um die Grenzen des Maisanbaus aus. Viel zu viele Felder moniert der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz, Roderich Zauscher. Anton Kreitmair, Kreisobmann der Dachauer Bauern und Präsident der Organisation in Oberbayern, kontert mit dem Hinweis, dass nicht einmal 25 Prozent der Fläche für den Mais vorgehalten würden. Den Vorwurf der Monokultur weist er von sich.

Der Maisanbau im Landkreis Dachau liegt bei weniger als 25 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche. (Foto: DAH)

Die Positionen sind eindeutig: Während der Bayerische Bauernverband den Mais als "echtes Kraftpaket" anpreist, ist er dem Bund Naturschutz ein Dorn im Auge. Aus Sicht des Naturschutzes ist ein Anbau jenseits "normaler Futtermengen" nicht hinzunehmen. Zauscher bezeichnet die Maisfelder als "praktisch zubetoniert". Sie würden keinerlei Lebensraum mehr für Vögel bieten, da die Äcker massiv gespritzt würden. Zauscher: "Das einzige Lebewesen, das darin gut lebt, ist das Wildschwein." Er bewertet den seiner Einschätzung nach gestiegenen Maisanbau im Zuge des Aufkommens von Biogasanlagen auch aus Sicht der Bauern als problematisch. "Biogas mit Maisanbau ist ein Katalysator für einen Strukturwandel", sagt er. Ein "bäuerlich-landwirtschaftlicher Betrieb" könne die hohen Pachtpreise, die Betreiber von Biogasanlagen anbieten, nicht bezahlen.

Dass auch rund um das Kerngebiet des Dachauer Mooses Mais angepflanzt wird, ist für Zauscher "besonders schlimm". Denn gerade der Moosboden zersetze organische Stoffe nicht komplett, sondern speichere sie: "Wenn man diese Fläche dann trockenlegt und landwirtschaftlich nutzt, werden diese gespeicherten Stoffe wie Kohlendioxid frei. Das macht wesentlich mehr kaputt." Der Umbruch von Moorwiesen sei eine Katastrophe für das Klima und Ökologie. Bekanntlich wird Mais für Biogasanlagen verwendet. Auch darin sieht Zauscher keinerlei Vorteile. Denn: "Es ergibt sich eine sehr bescheidene Bilanz, wenn man den Aufwand für Dünger und Transport bedenkt. Das kann man ganz klar sagen."

Der Bayerische Bauernverband setzt der Kritik Zahlen entgegen. Demnach liegt der Maisanbau im Landkreis bei weniger als 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Nach Ansicht von Bauernsprecher Kreitmair nutzt der Mais die Sonnenenergie sehr viel effizienter aus als andere Kulturpflanzen. Gerade deshalb passe er sehr gut in die Region. Landwirt Johannes Groß wirbt in seinem Hof in Priel (Bergkirchen) für den Maisanbaus. In einer Pressemitteilung des Bauernverbands bedauert er den schlechten Ruf der Pflanze, da diese wenig Pflanzenschutz benötige und effizient die Bodennährstoffe verwerte. Unter Beimengung von Mais könnten Gülle und Festmist in Biogasanlagen vergoren und damit regenerative Energie gewonnen werden. Das klinge doch im Zuge der Energiewende positiv. Dem Bauernverband zufolge haben die Landwirte gute Erfahrungen mit blühenden Rahmen und Streifen an den Maisfeldern gemacht. Kreitmair stellt fest: "Als die Sonnenblumen und Malven geblüht haben, bin ich sehr oft auf das schöne Bild angesprochen worden." Manch einer habe ihm einen bunten Blumenstrauß mitgebracht. Optisch stellen die Maisfelder für ihn kein Problem dar.

Zauscher ist auch in diesem Punkt gegenteiliger Meinung: Maisfelder sind für ihn ein "optisches Problem". "Man sieht nur noch Maisäcker. Die Attraktivität der Landschaft ist dadurch sehr stark eingeschränkt." Für ihn ist klar: Der Maisanbau ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen - wegen der Energiewende und des Bestrebens, Biogasanlagen mit Mais zu betreiben. Generell sei er nicht dagegen, man solle aber nicht extra dafür den Anbau forcieren. Auch die Nahrungsmittelproduktion würde unter dem massiven Anbau leiden, kritisiert er. "Tank und Teller gleichzeitig zu füllen, geht nicht. Man sollte erst auf den Teller achten und danach Reststoffe und Abfälle für Biogasanlagen verwenden".

© SZ vom 13.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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