Dachau:Lebkuchenhaus vom Fliesenleger

Dachau: Godwin hat noch nie in seinem Leben ein Lebkuchenhaus gemacht.

Godwin hat noch nie in seinem Leben ein Lebkuchenhaus gemacht.

(Foto: oh)

Schüler der Flüchtlingsklassen backen mit der Arbeiterwohlfahrt

Von Julian Erbersdobler, Dachau

Godwin hat noch nie in seinem Leben ein Lebkuchenhaus gemacht. Er kennt sich besser in echten Häusern aus. In einem Jahr beendet er seine Ausbildung als Fliesenleger, die der gebürtige Nigerianer in einem Karlsfelder Betrieb durchläuft. Als er an diesem Freitagvormittag kleine Smarties statt Fliesen verlegt, um das Lebkuchenhaus zu verzieren, ruft Sandra über den Tisch: "Du solltest Bäcker werden!" Godwin lacht, vielleicht auch, weil immer wieder etwas Zuckerguss daneben geht oder ein Gummibärchen nach dem anderen vom Knusperhausdach rutscht. Ein bisschen Spaß muss sein. Da sind sich Godwin und Josef aus der Flüchtlingsklasse der Berufsschule genauso einig wie Sandra und Elmira (), die gerade ihre Ausbildungen bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Dachau absolvieren. Die SZ stellt in einer Serie bis Heiligabend Menschen aus dem Landkreis mit ihren persönlichen Weihnachtsgeschichten vor.

Sandra, 25, ist Erzieherin im Anerkennungsjahr, Elmira wird bald 18 und macht gerade in der Dachauer Geschäftsstelle ihre Ausbildung zur Bürokauffrau. Die vier jungen Erwachsenen bilden eine der sechs gemischten Gruppen am diesjährigen Ausbildungstag der Awo. Das Konzept: gemeinsam backen, naschen, lachen, ins Gespräch kommen. Dafür sind sowohl Schüler der Flüchtlingsklasse als auch einige Auszubildende und Praktikanten der Awo-Einrichtungen in die Küche der Dachauer Ludwig-Thoma-Mittelschule gekommen. Und der Spaß kommt nicht zu kurz. Als Godwin zum Nachbartisch spickt, um deren Lebkuchenhaus zu begutachten, reagiert einer der anderen jungen Bäcker und weist ihn mit einem Augenzwinkern zurecht: "Spying is not allowed. Selber machen!" Diesen Rat weiß Sandra sofort umzusetzen. Sie greift sich eine Zucker-Breze und klebt sie aufs Dach. Auch wenn die beiden Häuschen am Ende einen sehr instabilen Eindruck machen, einigen sich die vier darauf: "Das ist Kunst." Was von dem Tag bleibt, sind also nicht nur viele Plätzchen und Lebkuchenhäuser, die in den Einrichtungen der Awo verteilt werden. Sondern auch das Gefühl, eine kleine Gemeinschaft zu sein.

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