Wer jemals auf dem Land gelebt hat, der weiß, dass der Bauer eine von Grund auf hilfsbereite Spezies ist. Wann immer in der Nachbarschaft ein Traktor benötigt wird, ist der Bauer sofort zur Stelle. Und ob man will oder nicht, er packt dann auch noch selbst tatkräftig mit an, beim Baumfällen, beim Hausbau oder beim Umzug. Wobei es ein Irrglaube ist, dass Bauern sich nur in ihrer dörflichen Gemeinschaft engagieren. Sie setzen sich auch für sozial Schwächere ein, wie eine Aktion der Dachauer Kreisbauern nun gezeigt hat: Anlässlich des siebzigsten Geburtstages des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) übergaben Kreisobmann Anton Kreitmair und Kreisbäuerin Emmi Westermeier der Dachauer Tafel am Freitag eine großzügige Lebensmittelspende. Dargereicht wurden säckeweise Zwiebeln und Kartoffeln, körbeweise Karotten, päckchenweise Zucker, schachtelweise Eier und literweise Milch.
Um die Spenden zusammenzutragen, startete die Geschäftsführerin des BBV-Kreisverbands, Simone Strobel, einen Rundruf bei den Bauern des Landkreises. Strobel erzählt, dass viele von ihnen sich im Handumdrehen bereit erklärt hätten, ihre selbst produzierten Lebensmittel zu spenden. Also tingelte Strobel gemeinsam mit Teamassistentin Dorothea Wörl am Tag darauf durch den Landkreis und sammelte in Prittlbach, Feldgeding, Goppertshofen und sonstwo die Gaben ein - und zwar "so viel, dass unser Kombi ganz schön in die Knie gehen musste".
Wie viel genau gespendet wurde, ist leicht zu beziffern. Quasi als Marketing-Gag hatten sich die Bauern überlegt, anlässlich des 70. Geburtstags des BBV von jedem Lebensmittel 70 Einheiten zu spenden, sprich 70 Kilo Kartoffeln, 70 Liter Milch, 70 Putenwiener und so weiter und sofort. Bauernobmann Kreitmair sagte im Spaß: "Sie können froh sein, dass es nicht der zwanzigste Geburtstag war."
So oder so. Edda Drittenpreis, die Leiterin der Dachauer Tafel, war ganz angetan von der bäuerlichen Spende. "Solche Aktionen sind für uns optimal. Das sind alles Artikel, die jedermann braucht", sagte sie. Zucker, der bekanntlich lange haltbar ist, muss Drittenpreis normalerweise zum bestehenden Sortiment hinzukaufen, um die fast 1200 Personen ausreichend versorgen zu können. Ähnlich verhält es sich mit Reis, Öl, Salz, Essig, Mehl.
Der Bedarf an Lebensmitteln, die nicht verfallen, sei bei der Tafel besonders groß, sagt Drittenpreis. Die Bereitschaft zu spenden sei bei den Landwirten im Landkreis hoch. Am Hof des CSU-Landtagsabgeordneten Anton Kreitmair und auch andernorts darf Drittenpreis immer wieder Kartoffeln, Zwiebeln und andere Produkte aus regionaler Herstellung abholen. Oder wann immer die Tafel Kuchen benötige, seien Emmi Westermeier und ihre Kreisbäuerinnen zur Stelle. Am kommenden Sonntag nun feiern sich die Bauern und ihren Kreisverband in Breitenwiesen bei Weichs selbst. Wenn es nach der Dachauer Tafel geht, dürfte solch ein Jubiläum ruhig öfter stattfinden.