Dachau:Landkreis in Windkraftstimmung

Das Gutachten über die bestmöglichen Windkraftflächen im Landkreis ist jetzt öffentlich. Nun sollen die Bürger dafür begeistert werden.

Wolfgang Eitler

Bürgermeister Konrad Brandmair (CSU) aus Odelzhausen hat noch einen wesentlichen Änderungswunsch zum Gutachten über Windkraft und deren möglichen Standorte im Landkreis. Er will erreichen, dass sämtliche Anlagen auf dem Gemeindegebiet den maximalen Abstand von den Ortschaften erhalten. Egal, ob es sich um reine Wohngebiete oder Mischgebiete (Wohnen und Gewerbe) handelt. Minimum sind 1100 Meter, Brandmair will mindestens 1600Meter.

Cabriofahrt in den Frühling

Im Landkreis Dachau soll es bald Windräder zur Stromerzeugung geben - aber nicht gegen den Willen der Bürger.

(Foto: dpa)

Rechtlich gesehen gilt diese Vorgabe nur für Gebiete, in denen sämtliche Formen von Gewerbe ausgeschlossen sind. Davon will Brandmair zum Schutz der Bürger abrücken. Seine Bedenken betreffen also die harten juristischen Kriterien der Planung. Man darf gespannt sein, ob er sich durchsetzen kann.

Andere Gemeinden werden sich eher mit den so genannten weicheren Faktoren befassen. Dazu zählt beispielsweise das Landschaftsbild. Man stelle sich vor, in Bergkirchen an der Hangkante zu Münchner Ebene würden einige Windräder entstehen. Die wären weithin sichtbar. Ähnlich liegt der Problemfall Haimhausen.

Grundsätzlich gilt für den gesamten Landkreis, dass die Landschaftsarchitekten des Pasinger Büros Irene Burkhardt kein einziges Areal herausgefunden haben, das unproblematisch wäre. Insofern sieht ihre Grafik, in der sie ihre Abwägung darlegen, ziemlich mager aus. Auf der Grafik tummeln sich neben blauen Flecken, taubenblaue, gelbliche und einige signalrote.

Nach den Maßstäben der juristischen Kriterien sind auf allen diesen Arealen Windräder zulässig. Nach weiteren Faktoren wie dem Landschaftsbild, der Nähe zu geschütztem Naturraum oder einem künftigen Wohngebiet melden die Gutachter Bedenken an. Allerdings dürfen die wenigen Flecken nach Ansicht von Projektleiter Oliver Englmayer und Irene Burkhardt nicht fehlinterpretiert werden.

Sie umfassen zwar bloß drei Prozent der gesamten Landkreisfläche, aber es sind immerhin 1800 Hektar für etwa 60Windkraftanlagen mit einer Kapazität von je zwei Megawatt.

Es muss schnell gehen

Besonders brisant ist der Wald bei Odelzhausen, Miegersbach, Hadersried und Hohenzell. Diese Fläche haben die Autoren der Studie in einem leichten Rot eingefärbt. Will sagen: Was dort wünschenswert ist, muss die Gemeinde in jedem Einzelfall prüfen. Auf dieser Vorgehensweise ruht die einzige Hoffnung der Bürgerinitiative "Unser Wald", die bekanntlich die Windkraftpläne bei Hohenzell stoppen will.

Das Gutachten hat im Sinne einer positiven Auswahl die wahrscheinlich bestmöglichen Flächen dargelegt. Es berücksichtigt alle Kriterien der Planung von Windkraftanlagen gleichberechtigt; also den rechtlichen Abstand von Siedlungsgebieten, von Straßen, Hochspannungsleitungen, beschlossenen Baugebieten bis hin zum Landschaftsbild. Es kommt somit darauf an, was für Prioritäten jede Gemeinde setzt.

Freilich hat die Mehrheit der Bürgermeister das Ergebnis des Gutachtens positiv gestimmt; wohl auch, weil sie kürzlich im Allgäu Gemeinden besuchten, die durch Windkraft gemeinsam mit den Bürgern in eigenen gemeinnützigen Unternehmen richtig Geld verdienen.

Indersdorfs Bürgermeister Josef Kreitmeir skizzierte den 250 Zuhörern am vergangenen Freitag in Ried bei der ersten Präsentation des Gutachtens die Chancen einer gemeinsamen wirtschaftlichen Perspektive von Politik und Bürgern.

Denn 60 Windkraftanlagen könnten sämtliche Haushalte im Landkreis mit Strom versorgen. Von der Versammlung nahm er die politische Botschaft mit: "Ich habe schon den Eindruck, dass eine große Bereitschaft da ist." Zumindest erhielt Windkraftpionier Ralf Cuntze aus Indersdorf, der bei MAN die ersten Windräder mit entwarf, für seinen Appell viel Applaus: "Wir müssen schauen, dass wir das problemlos hinkriegen."

Schnell, sehr schnell sogar. Denn die Bürgermeister rechnen mit großem wirtschaftlichen Druck von Seiten der Energieunternehmen, den es abzuwehren gelte. Um ihm standzuhalten, wollen die Bürgermeister zügig planen. Altomünster wird bereits am Dienstag nach Ostern beraten. Bürgermeister Konrad Wagner will aus dieser Sitzung mit einem Aufstellungsbeschluss herausgehen.

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