Dachau:Kreisausschuss will Bildungskonferenz einberufen

Ein kommunales Schulmanagement soll es auf die Schnelle nicht geben. Es besteht noch Beratungsbedarf.

Von Robert Stocker

Bildungsangebote bündeln und die Ansprechpartner unter einem Dach vereinen - ein kommunales Management soll die Bildungschancen junger Menschen verbessern. Der niederbayerische Landkreis Mühldorf am Inn verfolgt das Konzept der integrierten Bildung seit Jahren und zapfte dafür ein Bundesförderprogramm an. In Mühldorf schwört man auf die neuen Strukturen, die am Landratsamt geschaffen wurden. Der Kreisausschuss in Dachau sieht dieses Konzept, das der Mühldorfer Landrat Georg Huber (CSU) dort vorstellte, eher skeptisch, weil die Ausgangslage im Landkreis Dachau anders sei. Die Kommunalpolitiker lehnten eine Teilnahme an dem Förderprogramm ab, das noch im Februar beantragt werden müsste. Der Landkreis will stattdessen eine Bildungskonferenz einberufen.

Der Landkreis Mühldorf setzt auf ein kommunales Bildungsmanagement. Im Jahr 2009 startete er das Projekt "Lernen vor Ort" und gründete einen Lenkungskreis. Der Bund bewilligte zwei Millionen Euro für die Personalkosten; mittlerweile werden vier hauptamtliche Mitarbeiter für das integrierte Bildungssystem eingesetzt. In wichtigen Bereichen wie Datenerhebung, Integration und Sprachförderung oder Inklusion wurden Paten installiert. "Bildung ist ein harter Standortfaktor", sagte Huber im Kreisausschuss. Eine Studie über den Landkreis Mühldorf ergab, dass die Bürger dort immer älter werden, es andererseits immer weniger Kinder gibt. Zwar nehmen die Schülerzahlen ab, jedoch gibt es zu wenige Kindergartenplätze. Der Landkreis zog daraus den Schluss, dass er die Angebote für Familien verbessern und Bildung mit allen Beteiligten gemeinsam planen muss. "Sonst wandern die jungen Menschen ab", erklärte Huber. Auch der Fachkräftemangel sei ein Problem. "Das Projekt erleichtert Entscheidungen, aber der Chef muss dahinter stehen." Ohne zusätzliches Personal funktioniere es nicht.

Der Kreisausschuss steht dem Förderprogramm skeptisch gegenüber

"Man muss es richtig machen oder bleiben lassen, ohne Manpower geht es nicht", unterstrich auch Landrat Stefan Löwl. Doch die Personalkosten sind unter anderem ein Grund dafür, warum der Kreisausschuss dem Förderprogramm "Bildung integriert" - zumindest vorläufig - skeptisch gegenüber steht. Der Bund fördert zwei Stellen zu 50 Prozent, die Laufzeit ist auf drei Jahre beschränkt. "Die Finanzierung ist ein Problem, der Landkreis ist an seiner Belastungsgrenze angelangt", sagte CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Offenbeck. Sebastian Leiß, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Dachau, sieht in dem Projekt eine Überförderung und einen unnötigen Riesenapparat. "Damit wird eine Steuerungsgläubigkeit verkauft." Kreisrätin Eva Rehm (CSU) gab zu bedenken, dass allein die verschiedenen Schularten nicht miteinander kommunizieren wollen.

Auf die unterschiedlichen Voraussetzungen der Landkreise Mühldorf und Dachau wies Dachaus Oberbürgermeister und SPD-Kreisrat Florian Hartmann hin. "Wir sind eine Zuzugsregion und haben mehr Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen." Der Landkreis Dachau habe eine andere Ausgangslage. Das sieht auch Franz Eichinger (Freie Wähler) so. Der Landkreis sei im Bildungsbereich personell am Anschlag, gab Karlsfelds Bürgermeister und Kreisrat Stefan Kolbe (CSU) zu bedenken. Es sei problematisch, jetzt zwei oder drei Stellen zu genehmigen. "Ich rate von einem Schnellverfahren ab", sagte er. "Wir brauchen wesentlich mehr Vorlauf", mahnte auch ÖDP-Kreisrat Georg Weigl.

Nur Grünen-Kreisrätin Hoffmann kann dem Programm etwas abgewinnen

Nur Marese Hoffmann (Grüne) sprach sich für ein kommunales Bildungsmanagement aus. "Das Projekt ist ein guter Weg zur Optimierung." Sie erinnerte an das Vorhaben Kreismusikschule, bei dem es viel Widerstand gegeben habe. Auf jeden Fall solle der Landkreis die Förderung einer Stelle beantragen, die Bildungsangebote für Flüchtlinge koordiniert. Dieser Forderung Hoffmanns stimmte der Kreisausschuss zu, die Teilnahme an dem Förderprogramm "Bildung integriert" lehnte er jedoch ab.

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