Dachau:Konsum für eine gerechtere Welt

Fairtrade Laden

Gabi Klohn und Hildegard Patzelt arbeiten wie alle Verkäufer ehrenamtlich. Ohne sie hätte der Laden in der Augsburger Straße nicht eröffnen können.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Genossenschaft Fairhandelshaus Bayern aus Haimhausen hat ihren ersten Weltladen in Dachau eröffnet.

Von Angelika Aichner

Im Laden riecht es leicht nach Leder und nach Schokolade. In einem gedrechselten Holzschälchen werden Bio-Schoko-Espresso-Bohnen angeboten, damit die Kunden kosten können, wie faire Lebensmittel schmecken. Das Fair-Trade-Siegel auf der Verpackung verspricht, dass die Produzenten für ihre Arbeit gerecht entlohnt werden. Das ist Elisabeth Dersch wichtig. Sie sitzt im Vorstand der Fair Handelshaus Bayern e.G., die vor wenigen Tagen den ersten Weltladen in Dachau aufgemacht hat. Sie glaubt daran, mit dem, was sie tut, die Welt ein wenig besser machen zu können. Um das zu beweisen, erzählt sie von einer philippinischen Familie, die Zuckerrohr anbaut: "Ehe ihre Waren in den Weltläden verkauft wurden, gab es lediglich eine Mahlzeit am Tag; die Kinder waren deswegen zu schwach, um am Unterricht teilzunehmen." Mittlerweile habe sich ihre Situation gebessert - FairTrade sei Dank. Vor vier Jahren reiste Dersch auf die Philippinen, um die Familie zu besuchen.

Verändert man aber tatsächlich die Welt, indem man ein paar Cent mehr für Kaffee, Kakao und Korbwaren ausgibt, die das Fair-Trade-Siegel tragen? Feststeht jedenfalls, dass der Mehrbetrag, den die afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Hersteller erhalten, geringer ist, als die Preisdifferenz zwischen Waren, die im Weltladen und jenen, die anderswo verkauft werden. Soll heißen, nur weil man für eine Tafel Schokolade mit dem Fair-Trade-Siegel einen Euro mehr berappt, als kaufte man eine im Supermarkt, heißt das nicht, dass diesen einen Euro auch tatsächlich die Produzenten bekommen. Immerhin müssen damit unter anderem die Verwaltungskosten beglichen werden. "So genau", sagt Dersch, "wollen es die Kunden aber nicht wissen." Hauptsache die Produzenten kriegen einen gerechten Lohn. Der hänge in erster Linie vom Preisniveau in den jeweiligen Ländern ab, erklärt sie.

Viele Bauern verhungern fast

Was passiert, wenn die Produzenten nicht gerecht entlohnt werden, merkt man momentan. "Die Produktionskosten können nicht gedeckt werden, sodass viele Bauern in Afrika, Asien und Lateinamerika beinahe verhungern", sagt Dersch. Die logische Konsequenz ist die Flucht in einen anderen Teil der Welt, in der Arbeit angemessen bezahlt wird. "Man muss die wirtschaftlichen Verhältnisse in den Herkunftsländern verbessern", sagt Dersch. Auch Fair-Trade-Waren zu kaufen, kann helfen.

Dass Dachau ein guter Standort ist, um solche Produkte zu verkaufen, davon ist Dersch überzeugt: "Die Leute hier sind kulturell interessiert", sagt sie. Vermutlich fanden sich deshalb auch so schnell die 25 Mitarbeiter, die unentgeltlich hinter der Ladentheke in der Augsburger Straße stehen. "Es ist ihr Laden", betont Dersch. Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter hätte der Laden nicht eröffnen können. Deshalb dürfen sie auch autonom entscheiden, etwa über die Öffnungszeiten.

Obwohl die Fair Handelshaus Bayern e.G. die Eröffnung wenig beworben hat, kommen zahlreiche Leute, um sich im Laden umzusehen, um die Bio-Schoko-Espresso-Bohnen zu kosten. Manche kaufen auch etwas und damit die Gewissheit, dass sich über die paar Münzen, die sie mehr ausgeben, irgendwo auf der Welt jemand freuen wird. So wie die philippinische Familie.

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