Stadtentwicklung:Konkurrenz ausklammern

Stadt stoppt im Gewerbegebiet am Wettersteinring in Dachau-Süd weiteren Einzelhandel zum Schutz innerstädtischer Läden

Von Petra Schafflik, Dachau

Das Dilemma ist allgegenwärtig: Gemeinden weisen Gewerbeflächen aus, in der Hoffnung auf potente Gewerbesteuerzahler. Doch dann siedeln sich nicht High-Tech-Unternehmen mit hoher Wertschöpfung und vielen Mitarbeitern an, sondern Discounter und Fachmärkte, die mit ihrem Sortiment den eingesessenen Geschäftsleuten im Stadtkern Konkurrenz machen. So lief es auch am Wettersteinring in Dachau-Süd, wo im "Gewerbepark" bisher vor allem Geschäfte für Lebensmittel, Bekleidung und Drogeriewaren eröffneten.

Dabei hatte der Stadtrat bereits 2011 ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept beschlossen mit dem Ziel, Einzelhandel künftig in der Altstadt und um den Unteren Markt zu konzentrieren. Doch erst jetzt ergibt sich rechtlich die Möglichkeit, diesen Strukturplan erstmals in der Stadt konkret anzuwenden: Durch eine Änderung des Bebauungsplans wird im bestehenden Gewerbegebiet an der südlichen Münchner Straße künftig weiterer Einzelhandel ausgeschlossen. "Wir sollten die Gelegenheit beim Schopf packen", sagte CSU-Stadtrat Dominik Härtl. Auch Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) befürwortet ausdrücklich diese Gelegenheit, weiteren Einzelhandel im bestehenden Gewerbeareal auszuschließen. Denn dort am Wettersteinring gibt es noch eine ganze Reihe freier Areale. Und auf Basis des bislang gültigen Bebauungsplans wären Fachmärkte mit einer Verkaufsfläche bis 800 Quadratmeter rechtlich kaum zu verhindern.

Doch noch mehr Einzelhandel auf der Grünen Wiese gefährdet die Existenz der Händler im Stadtkern. Seit Jahren, so heißt es in der Vorlage der Verwaltung, sei die Situation im Einzelhandel von zunehmenden Konkurrenzdruck geprägt. Die Folge: Innenstädte verlieren interessante Geschäfte, Leerstände nehmen zu, das Stadtbild büßt an Lebendigkeit und Attraktivität ein. In Dachau will der Stadtrat diesen verbreiteten "Trading-down-Prozess" rechtzeitig aufhalten. Ein Baustein ist in den Außenbereichen ein Ansiedlungsstopp für Fachmärkte, die zentrumsrelevante Sortimente anbieten. Was wiederum genau diese Sortimente sind, die nur im Stadtkern verkauft werden sollen, legt die "Dachauer Liste" fest, die der Stadtrat ebenfalls bereits 2011 aufgestellt hat. Von Babyartikeln über Bücher, Elektrogeräte, Fahrräder, Jagdbedarf, Lederwaren, Oberbekleidung und Spielwaren bis Zooartikel sind 25 Produktgruppen aufgeführt, die künftig in Gewerbegebieten unzulässig sein sollen. Umgesetzt wird das Konzept jetzt erstmals für den Gewerbepark an der äußeren Münchner Straße. Weil die gesetzliche Sieben-Jahres-Frist seit Aufstellung des geltenden Bebauungsplans im Frühjahr abgelaufen ist, kann die Stadt den Plan jetzt ändern, ohne Schadensersatzansprüche des Eigentümers zu fürchten. Ausgenommen von der Änderung ist das bereits weitgehend bebaute, zentrale Areal, weil dort ein Bebauungsplan jüngeren Datums rechtsgültig ist. Doch für die äußeren, freien Areale, wollten sich die Stadträte die Chance nicht entgehen lassen, regulierend zum Schutz des innerstädtischen Handels einzugreifen. Das Votum im Bauausschuss für eine Umsetzung des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts fiel einstimmig aus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: