Dachau:Zehnjährige hat Angriff nur erfunden

Nachdem die Polizei immer mehr Ungereimtheiten findet, gibt das Mädchen zu: Die Verletzungen in ihrem Gesicht wurden ihr nicht von drei Männern zugefügt.

Die Geschichte klang ziemlich drastisch. Drei junge Männer pöbeln eine zehnjährige Schülerin an und beleidigen sie. Einer schlägt ihr gar ins Gesicht, das Mädchen trägt Blessuren davon. Als sich eine Passantin einmischt, flüchten die Täter. Starker Tobak, was die Zehnjährige der Dachauer Polizei erzählte. Doch jetzt stellt sich heraus: Es ist alles erfunden. Das Mädchen war auf einem zugefrorenen Teich ausgerutscht und hatte sich durch den Sturz im Gesicht verletzt. Das wollte die Schülerin offenbar zu Hause verschleiern und tischte eine Geschichte à la Münchhausen auf. Warum, bleibt auch für die Polizei ein Rätsel.

Von dem Vorfall berichtete die Dachauer Polizei am vergangenen Donnerstag. Demnach wurde die Schülerin am Mittwochnachmittag von drei Männern im Alter zwischen 18 und 20 Jahren an der Bushaltestelle in der Theodor-Heuss-Straße angegangen. So hatte es das Mädchen zu Hause erzählt, die Mutter ging mit ihrer Tochter zur Polizei. Die Beamten riefen die Passantin und mögliche weitere Zeugen auf, bei der Dachauer Polizeiinspektion anzurufen. Doch es meldete sich keiner. Die Beamten wunderten sich. Nach der Aussage des Mädchens passierte der Vorfall schließlich auf einer belebten Straße am helllichten Nachmittag.

Polizei wurde misstrauisch

Doch zunächst hatte die Polizei keine Anhaltspunkte, an der Geschichte zu zweifeln. "Schließlich liegt die Berufsschule ums Eck, das angegebene Alter der Täter hätte stimmen können", sagt Polizeisprecher Roland Itzstein. Die Beamten hörten sich auch in der Berufsschule um. Vielleicht hatte ja irgendein Schüler etwas mitbekommen - in einer Schule machen solche Geschichten schnell die Runde. Doch auch hier wieder Fehlanzeige. Die Polizei wurde misstrauisch. Itzstein: "Es war schon seltsam, dass niemand am helllichten Nachmittag etwas gesehen hat."

Die Beamten baten die Mutter, noch einmal mit ihrer Tochter zu reden. Dann rückte die Zehnjährige mit der Wahrheit heraus. Sie sei auf einem zugefrorenen Teich ausgerutscht und habe sich dabei im Gesicht verletzt. Weil sie das zu Hause nicht zugeben wollte, erfand sie die Geschichte mit den drei Männern. Vermutlich wollte das Kind verschweigen, dass es einen zugefrorenen Teich betreten hatte. Wie auch immer - warum es die wilde Geschichte mit den Männern erfand, bleibt das Geheimnis des kleinen Mädchens. Auf jeden Fall besitzt die Zehnjährige eine blühende Fantasie. Was Polizeisprecher Roland Itzstein zu einer Prognose verleitet: "Vielleicht wird sie mal eine Schriftstellerin."

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