Dachau:Kein Platz für Kinder

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Erneut sind die Pläne für einen Waldkindergarten im städtischen Erholungsgebiet gescheitert: Verein und Stadtverwaltung können sich nicht auf einen Standort einigen. Trotzdem gibt es noch Hoffnung.

Anna Schultes

Auch der zweite Versuch, in Dachau einen Waldkindergarten im städtischen Erholungsgebiet zu errichten, ist gescheitert. Der Verein "Waldkindergarten Dachau e.V." vermochte es nicht, sich mit dem Stadtbauamt auf einen Standort zu einigen. Daraufhin zog er den Antrag zum großen Bedauern von Dachauer Stadträten zurück. Sie hätten sich eine konziliantere Vorgehensweise der Verwaltung gewünscht.

Im Dachauer Stadtwald soll ein Waldkindergarten eingerichtet werden. (Foto: Joergensen)

Der Kindergarten würde der Stadt gut zu Gesicht stehen", sagte Alfred Stelzer (FDP). Er habe kein Verständnis, dass sich kein Standort finde. Es sei schwierig, einen geeigneten Platz auszumachen, legte ÜB-Stadtrat Franz Xaver Vieregg dar. "Aber wir unterstützen das auf alle Fälle." Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) ist zuversichtlich: "Ich bin sicher, dass wir eine Lösung finden."

Im Waldkindergarten verbringen die Erzieher den Tag mit ihren Schützlingen größtenteils im Freien. Die Kinder erfahren und begreifen ihre Umwelt mit allen Sinnen. Die Bewegung in freier Natur fördert Motorik, Ausdauer und Konzentration. Im Landkreis Dachau gibt es bereits fünf Waldkindergärten: in Schwabhausen, Markt Indersdorf, Petershausen, Erdweg und Hebertshausen. Die Resonanz ist durchweg positiv. Anfang 2011 gründeten Eltern und Pädagogen den Verein Waldkindergarten Dachau e.V., um ein solches Angebot auch Dachauer Kindern zu ermöglichen. Schon im vergangenen Jahr scheiterte das Projekt.

Anne Belz, Vorsitzende des Vereins Waldkindergarten Dachau e.V., ist enttäuscht, dass es auch in diesem Jahr nicht klappt. Der Verein hatte eine Waldfläche im Erholungsgebiet an der Schinderkreppe südlich des Stadtweihers ausgewählt. Doch die Feuerwehr mahnte die schlechten Zufahrtswege für die Löschfahrzeuge an, sollte im Bauwagen ein Feuer ausbrechen. Deshalb musste ein neuer Platz für den Bauwagen gefunden werden. Die Vereinsmitglieder fanden einen besseren Standort unterhalb des Schlittenberges; diesen lehnte das Bauamt aus Sicherheitsgründen ab. Den letzten Vorschlag von Seiten der Stadt befand wiederum der Verein als ungeeignet. "Der Standort wäre direkt am Parkplatz gewesen, wo laufend die Hundebesitzer mit ihren Tieren vorbeikommen", erläuterte Belz die Entscheidung gegen die zugewiesene Fläche.

Die Vereinsvorsitzende hat eine Vermutung, warum der Standort am Parkplatz vorgeschlagen wurde: "Dort ist ein Stromkasten." Eine Genehmigung sei von Beginn an nur zugesagt worden, wenn der Bauwagen mit Strom betrieben würde und nicht mit Gas. Belz kann das nicht nachvollziehen: "Die meisten Waldkindergärten nutzen Gas." Das sei die günstigere Variante.

In einem Punkt sind sich alle einig: Der Waldkindergarten wäre eine Bereicherung für Dachau. Derzeit haben 32 Kinder keine Aussicht auf einen Kindergartenplatz in der Stadt. "Jeder Platz ist willkommen", sagte Hauptamtsleiter Günther Domcke. "Es ist der Wunsch des Stadtrats, einen Standort zu finden." Domcke hofft, dass der Verein erneut einen Antrag stellt. Die Mitglieder haben ihre Pläne nicht völlig verworfen. Zunächst möchten sie aber eine Pause einlegen. "Die Verhandlungen haben uns mürbe gemacht", sagt Belz. Dennoch ist der Waldkindergarten nicht ad acta gelegt. Bauamtsleiter Michael Simon: "Wir sind gerne bereit, uns erneut zusammenzusetzen um einen neuen Standort zu finden."

© SZ vom 16.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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