Dachau / Karlsfeld:Landkreis will die Bamberger-Schule erhalten

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Aber wie und wer das zahlt, ist ungewiss. Über eine Lösung, bei der viele Fragen offen bleiben.

Von Wolfgang Eitler, Dachau / Karlsfeld

Die zentrale Frage zur Zukunft der Elisabeth-Bamberger-Schule in Karlsfeld lautet: Wer zahlt? Die Landeshauptstadt München? Immerhin stammen fast 90 Prozent der Schüler mit emotionalen Problemen und Verhaltensauffälligkeiten von dort. Der Freistaat Bayern? Immerhin ist er für die Bildung zuständig. Oder bleibt die Last am Landkreis Dachau hängen, bloß weil sich die Einrichtung seit mehr als 60 Jahren auf seinem Gebiet befindet? Eine Prognose wagte im Schul- und Kreisausschuss am Freitag keines der Mitglieder.

Sicher ist anscheinend, dass München die Trägerschaft nicht übernehmen wird, wie der SPD-Landtagsabgeordnete und Kreisrat Martin Güll nach einem Gespräch mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mutmaßte. Der Kreistag wiederum müsste damit rechnen, jährlich an die 500 000 Euro auszugeben. Dabei kommen gerade mal zehn von 60 Schülern aus dem Landkreis. Davor warnte der Schulexperte des Landratamts, Albert Herbst.

Eigentlich wäre der Freistaat gefordert

Die Elisabeth-Bamberger-Schule befand sich jahrzehntelang gemeinsam mit dem Amalie-Nacken-Heim in Dachau in der Hermann-Stockmann-Straße. Genau dort, wo jetzt die Wohnsiedlung mit dem Titel "Stockmann-Gärten" steht. Der Kinderschutzverein in München verkaufte das Areal, mit dem Ziel, in Markt Indersdorf ein neues, größeres Schulhaus samt Heim zu errichten. Das Projekt scheiterte. Der Millionen-Erlös aus dem Grundstücksverkauf ist komplett weg. Im Dezember 2015 kündigte der Verein an, dass er die Bamberger-Schule aus finanziellen Gründen nicht mehr weiter führen kann. Seitdem suchen Landkreis, Freistaat und München nach einer Lösung.

Vom Erziehungs- und Unterrichtsgesetz her gesehen ist der Fall klar. Der Freistaat allein ist gefordert. Allerdings hat sich in Bayern die Praxis durchgesetzt, dass Schulen für geistig Behinderte oder auch für Kinder mit emotionalen Problemen, die größtenteils genetisch bedingt sind, von Trägern meist aus dem Wohlfahrtsbereich geführt werden. In dem Fall muss der Freistaat einen Großteil der gesamten Kosten tragen. Der jeweilige Träger geht in die Vorleistung. Würde der Landkreis einspringen, indem er die Bambergerschule in das Greta-Fischer-Förderzentrum in Dachau integriert, müsste er allein für den Sachaufwand aufkommen. Der Freistaat wäre also fein heraus.

60 Kinder und Jugendliche

Aber noch mehr als die finanzielle Frage treibt den Landkreis die pädagogische um. Bei der Bamberger-Schule handelt es sich um eine kleine mit 60 Kindern und Jugendlichen. Die einfachste Lösung wäre, sie alle im Sinne der Inklusion auf Regelschulen zu verteilen (vier Schüler kommen aus Fürstenfeldbruck). Kreis- und Schulausschuss wollen das nicht. SPD-Kreisrat Martin Güll sagte: "Ich bin für Inklusion, aber nicht in diesem Fall." Außerdem hält Güll die Einrichtung im Gefüge der Schulen im Landkreis für sehr wichtig. Denn die Erfahrungen und Kompetenzen dort würden dringend gebraucht.

Zudem sind die Folgekosten einer ambulanten Inklusionslösung anscheinend unabsehbar. Die Schüler erhalten besondere Förderung, die auch begleitende Therapien einbezieht. Für die ist die Jugendhilfe des Landkreises zuständig. Therapeutische Maßnahmen parallel zu den Regelschulen würden sich bei zehn Kindern aus dem Landkreis schnell auf einen sechsstelligen Betrag im Jahr summieren, hieß es im Schul- und Kreisausschuss. Deshalb richten sich die Blicke der Kreisräte nach Schönbrunn. Die dortige gemeinnützige Franziskuswerk GmbH, die bereits die Johannes-Neuhäusler-Schule für geistig behinderte Kinder in Schönbrunn betreibt, kann sich vorstellen, die Elisabeth-Bamberger-Schule zu übernehmen.

Landrat Stefan Löwl (CSU) wagte sogar die Vermutung, "dass der neue Träger kein Problem wird". Größere Sorgen bereitet ihm die Suche nach einem geeigneten Grundstück. Denn den Pachtvertrag in Karlsfeld hat der Eigentümer bereits gekündigt. Zum neuen Schuljahr, das am 15. September beginnt, muss irgendwo ein Provisorium stehen, das sich als Schule eignet.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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