Dachau:Kampf um die Kartoffel

Die Bauern in der Region Dachau haben ein sehr nervenaufreibendes Erntejahr hinter sich. Die Wetterlotterie treibt vor allem die Produktionskosten in die Höhe.

Mirijam Trunk

Die Dachauer Kartoffel hatte es in diesem Jahr nicht leicht: Obwohl im Frühjahr optimale Pflanzbedingungen herrschten, hatte sie während des Jahres mit einer lang andauernden Trockenheit zu kämpfen. Doch nicht nur für die Kartoffel war die Trockenheit eine Plage: Wie Anton Kreitmair, Vorsitzender des Bayerischen Bauernverbands (BBV) im Landkreis Dachau erklärt, hatten vor allem die Bauern zu leiden. Umfangreiche künstliche Bewässerungen der Felder waren nötig und trieben die Produktionskosten in die Höhe. Dennoch rechnet Bauernobmann Kreitmair mit einer durchschnittlichen Ernte.

Dachau: Die Bauern waren vor kurzem mit der Kartoffelernte voll beschäftigt, wie auf dem Acker in Hilgertshausen-Tandern bei Weitenwinterried.

Die Bauern waren vor kurzem mit der Kartoffelernte voll beschäftigt, wie auf dem Acker in Hilgertshausen-Tandern bei Weitenwinterried.

(Foto: DAH)

Beim Getreide konnte in Bayern laut BBV mit 6,2 Millionen Tonnen sogar eine leicht bessere Ernte als im Vorjahr eingefahren werden. Dies wäre, so der BBV, nicht möglich gewesen, wenn die Landwirte nicht jede Regenpause zur Ernte genutzt hätten. Südbayern und der Landkreis Dachau stehen hierbei besonders gut da: Während Nordbayern und Franken mit Mindererträgen und sogar Ertragsausfällen zu kämpfen haben, ist die Bilanz in Südbayern mehr als zufriedenstellend. Nicht nur haben die Bauern im Landkreis bisher bei der Weizenernte keinerlei Einbußen zu verbuchen, sagt Kreitmair. Auch die Qualität des Weizens sei heuer sehr gut. Dies ist vor allem durch die schweren Böden im Dachauer Land zu erklären. Sie haben ein großes Wasserhaltevermögen und können so auch längere Trockenperioden ausgleichen.

Dennoch haben auch im Landkreis die Bauern unter der schwachen Preisentwicklung zu leiden, wie Kreitmair erklärt. Ein Grund hierfür sind vor allem die erhöhten Produktionskosten, die in diesem Jahr durch aufwendige Bewässerungsanlagen angefallen sind. Dazu kommt die Konkurrenz aus dem Importmarkt - mit ihren Niedrigst-Preisen können die deutschen Kartoffelanbieter nur schwer mithalten. Auch die Erzeugerpreise für Raps und Getreide sanken deutlich. So lag der Erzeugerpreis für Brotweizen Ende Juni noch bei 24 Euro pro 100 Kilogramm, derzeit erhält ein Landwirt ungefähr 19 Euro für 100 Kilogramm.

Die Erntezeit in Dachau ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Die Haupternte der noch anstehenden Kartoffelsorten ist seit einigen Tagen in vollem Gange und wird noch einige Wochen andauern. Auch hier ist nach Einschätzung von Kreitmair eine eher durchschnittliche Ernte zu erwarten. Auffällig ist in diesem Jahr vor allem ein vermehrter Übergrößenanteil, der bei den Kartoffeln erwartet wird. Das bedeutet viele Riesenkartoffeln, die auf dem Markt nicht so leicht loszubringen sind. Sie sind schwer frisch zu halten und somit beim gesundheitsbewussten Verbraucher eher unbeliebt. Der erhöhte Übergrößenanteil ist vor allem durch die geringere Anzahl von Knollen zu erklären, die in diesem Jahr aufgrund der Trockenheit ausgebracht worden sind. Hinter den Dachauer, überhaupt bayerichen Bauern liegt eines der schwierigsten Anbaujahre der letzten Jahrzehnte. "Schwierige Aussaatbedingungen im Herbst letzten Jahres, Auswinterungsschäden, Spätfrost, Frühjahrstrockenheit, Hagelschlag und die Wetterlotterie", so Leonhard Keller, Vorsitzender des Landesfachausschusses für pflanzliche Produktion im Bayerischen Bauernverband, haben den Bauern eine der nervenaufreibendsten Ernten der letzten Jahre beschert.

Die Südbayern und vor allem die Dachauer Landwirte können jedoch zuversichtlich sein. Hier sind die Ernten trotz der schlechten und wechselhaften Witterungsbedingungen im Herbst 2010 und in diesem Jahr bisher stabil. Auch Anton Kreitmair ist hoffnungsvoll: "Es müsste nur regnen", so sagt er, dann sei eine normale Ernte zu erwarten. Wirft man dieser Tage in Dachau einen Blick aus dem Fenster, so scheint dem Bauernobmann und den Landwirten dieser Wunsch wohl erfüllt zu werden.

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