TSV 1865 Dachau:Bogenschützen im Rampenlicht

TSV 1865 Dachau: Der Deutsche Meister Fabian Mühlbauer (weißes T-Shirt) zeigte auf dem Jubiläum sein Können. Er schießt mit einem Compoundbogen.

Der Deutsche Meister Fabian Mühlbauer (weißes T-Shirt) zeigte auf dem Jubiläum sein Können. Er schießt mit einem Compoundbogen.

(Foto: Toni Heigl)

Lisa Unruhs Erfolg bei Olympia soll der Abteilung des TSV 1865 Dachau im 40. Jahr ihres Bestehens Auftrieb verleihen.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Eine Frau mit beigem Fischerhut auf dem Kopf machte am 11. August 2016 Schlagzeilen. Mit ihrem sogenannten Recurve-Bogen zielte die gebürtige Berlinerin Lisa Unruh so genau, dass sie bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro vor sieben Millionen Fernsehzuschauern die Silbermedaille gewann. Es war die erste deutsche Einzelmedaille im Bogenschießen in der gesamten olympischen Geschichte. Die 28-jährige Unruh und ihr Hut wurden über Nacht zu Stars. Und die Nischensportart Bogenschießen bekam eine nie da gewesene Aufmerksamkeit.

Das ist sonst ganz anders, erst recht an Orten, an denen nicht um olympische Medaillen gekämpft wird. In der Dachauer Jahnhalle sind am frühen Samstagnachmittag etwa 30 Menschen, um das 40-jährige Bestehen der Bogenschützenabteilung des TSV Dachau 1865 zu feiern. Das öffentliche Interesse am Bogenschießen ist nicht gerade groß, wie der Sportliche Leiter der Dachauer, Robert Kolbeck, enttäuscht feststellt. Bogenschießen sei eine Randsportart, die auch im Vergleich mit anderen Schießsportarten kaum Beachtung finde.

Lisa Unruhs Silbermedaille könnte der Randsportart Auftrieb geben, auch abseits der großen Bühne. Schließlich hatten Olympische Spiele auch den entscheidenden Impuls zur Vereinsgründung im Jahr 1976 gegeben. Ein erfolgreicher Bogenschütze namens Rudolf Schiffl, der 1974 in Zagreb erster Deutscher Europameister wurde und vom damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel dafür das Silberne Lorbeerblatt erhielt, kam 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal auf den 27. Platz. Nach seiner Rückkehr gründete der Dachauer die Bogenschützenabteilung - mit anfangs sechs Gleichgesinnten.

Ästhetisch und anmutig

Die Zahl der Mitglieder wuchs schnell an, sie liegt inzwischen bei 101. Das Vereinsjubiläum, das wegen Dauerregens in der Halle stattfindet, soll bei den Dachauern das Interesse wecken. Andrea und Michaela, 23 und 25 Jahre alt, geben einige Schüsse auf eine Zielscheibe ab. "Das macht schon Spaß", sagt Kornelia. "Bogenschießen hat etwas Ästhetisches, Anmutiges." Heldenfiguren wie Robin Hood und Winnetou, beide wahre Meister am Bogen, manifestierten dieses Bild in den Köpfen. Abteilungsleiter Bernd Mordhorst sagt, dass durch die Filme oft ein erste Motivation entstehe, mit dem Sport zu beginnen. Beim TSV Dachau fragen jungen Menschen immer wieder an. "Wir haben kein Nachwuchsproblem", sagt Robert Kolbeck. "Unser Problem ist, die Leute zu halten." Denn das Bogenschießen erfordert viel Training, Fleiß und Ehrgeiz. Dachaus Stolz, der 15-jährige Fabian Mühlbauer, übt bis zu fünf Mal pro Woche und geht nebenher ins Ignaz-Taschner-Gymnasium. Nach zwei Jahren Training wurde Mühlbauer Deutscher Meister der 15- bis 17-Jährigen im Feldbogenschießen mit dem Compoundbogen. "Beim Bogenschießen kann ich abschalten", sagt der junge Mann über den technisch anspruchsvollen Sport, der viel Körperbeherrschung und Konzentration erfordert. Wer Mühlbauer oder Silbermedaillengewinnerin Lisa Unruh nacheifern will, bekommt beim TSV auf Anfrage ein kostenloses Schnuppertraining.

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