Dachau:Getreidebauern verzeichnen Einbußen von bis zu 30 Prozent

Der Weizen taugt in vielen Fällen nicht für Brotmehl und muss billig als Futter verkauft werden.

Von Sven Röder, Dachau

Die Bauern im Dachauer Land haben es schon geahnt: Nach dem verregneten Frühling und Sommer fällt die Getreideernte mager aus. "Beim Getreide erwarten wir im Landkreis Einbußen von circa 20 Prozent", sagt Anton Kreitmair, Präsident des oberbayrischen Bauernverbands (BBV) und CSU-Landtagsabgeordneter. Mancherorts sprechen Landwirte gar von einem 30 Prozent geringeren Ertrag als im Vorjahr. Die Bauern im Landkreis Dachau trifft es besonders hart: Für ganz Bayern ermittelte das Landesamt für Statistik geringere Ernteeinbußen von durchschnittlich vier Prozent. Die Ausfälle belasten zusätzlich: Die Landwirte kämpfen ohnehin mit dem Preisverfall auf dem Getreidemarkt. 87 Prozent der Betriebe, etwa 790 Bauern im Landkreis, haben Getreide angebaut. Einziger Lichtblick: Bei Mais, Kartoffeln, Obst und im Feldfutterbau fielen die Erträge vergleichsweise gut aus.

Das bayrische Landesamt für Statistik hat jetzt erste Zahlen zur Getreideernte veröffentlicht. Demnach erzielen die Produzenten bayernweit trotz geringer Einbußen im Vergleich zum Vorjahr einen Durchschnittsertrag von 70 Dezitonnen je Hektar. Das ist, gemessen am Sechs-Jahres-Durchschnitt, immer noch ein Plus von sechs Prozent. Doch Bauernsprecher Anton Kreitmair sagt: "Leider bestätigen sich diese Zahlen im Landkreis Dachau nicht." Der Ertrag liege hier weit unter dem sechsjährigen Mittel. Zudem kommt noch ein Qualitätsproblem hinzu: "Viele der Bauern erfüllen mit ihrem Getreide die Standards für Brotmehl nicht, und damit können sie es nur noch als preiswertes Futter verkaufen."

Dachau: Ein Bauer fährt mit einem Siloballenpresser über ein Feld bei Altomünster. Die Getreideernte fällt im Landkreis dieses Jahr besonders enttäuschend aus.

Ein Bauer fährt mit einem Siloballenpresser über ein Feld bei Altomünster. Die Getreideernte fällt im Landkreis dieses Jahr besonders enttäuschend aus.

(Foto: Toni Heigl)

Der Getreideertrag des landwirtschaftlichen Betriebes von Wolfgang Offenbeck aus Karlsfeld ist seinem Sohn und Mitarbeiter Paul zufolge durchschnittlich ausgefallen. Jedoch sei das Korn sehr viel kleiner. Ob der Sommerweizen für Brotmehl tauge, wisse man noch nicht. Das Getreide müsse erst noch untersucht werden. Dabei versprach eine gute Aussaat, die durch den milden Winter und die trockene, warme Phase in der ersten Aprilhälfte begünstigt wurde, zunächst noch eine gute Ernte. Doch der feuchte Frühling und regenreiche Sommer machten diese Aussicht zunichte. Die Pflanzen standen nicht nur in kalten Böden, durch den ständigen Niederschlag fehlte es auch an Sonneneinstrahlung. Die Nässe begünstigte den Pilzbefall, wie Landwirt Peter Grossmann-Neuhäusler aus Vierkirchen erklärt. "Die Ernteeinbußen beim Getreide liegen bei uns bei etwa bei 20 bis 30 Prozent."

Den doch relativ hohen Ertrag im bayerischen Durchschnitt erklärt Grossmann-Neuhäusler so: Die Betriebe in Franken fuhren in diesem Jahr höhere Erträge ein, weil die große Regenmenge die sonst eher unter starker Trockenheit leidenden Böden gut tat. Das sieht auch Kreitmair so, dem die schlechte Ernte im großen agrarmarktpolitischen Zusammenhang Sorge bereitet. Da ist einmal der generell sehr niedrige Getreidepreis, wie er sagt. Die Rekordernten in den USA und der Schwarzmeerregion verderben auf dem internationalen Markt zusätzlich die Preise. "Die Landwirte befinden sich in einer Agrarmarktkrise, die noch mindestens ein halbes Jahr dauern wird", sagt der BBV-Bezirkspräsident. Zusätzlich litten die Bauern unter den vielen strengen Auflagen, die ihnen die Politik auferlege.

Dachau: Die Apfelernte im Garten des Dachauer Schlosses steht kurz bevor. Die Obstproduzenten im ganzen Landkreis rechnen mit guten Erträgen.

Die Apfelernte im Garten des Dachauer Schlosses steht kurz bevor. Die Obstproduzenten im ganzen Landkreis rechnen mit guten Erträgen.

(Foto: Toni Heigl)

In anderen Sparten fielen die Ernteerträge im Landkreis dagegen vergleichsweise gut aus. Dazu zählen Mais, Zucker, Kartoffeln, Obst und der Feldfutterbau. "Die Erdbeerernte fiel dieses Jahr gut aus, nur die Leute sind anfangs aufgrund des schlechten Wetters nicht auf die Felder, doch das hat sich dann schnell geändert", heißt es aus Offenbecks Betrieb. Die Himbeerenernte fange gerade erst an, jedoch scheinen die Erträge normal zu sein. Dies gelte auch für Zuckerrüben und Mais, bei denen die Ernte ebenfalls noch aussteht. Grossmann-Neuhäusler erwartet, mit Ausnahme der Gurken, eine durchschnittliche Ernte beim Feldgemüse. Bei der Apfelernte prognostiziert der bayrische Erwerbsobstbau-Verband eine "gute Durchschnittsernte", sofern die Ernte nicht durch Hagel und Unwetter gefährdet wird. Obstbauer Anton Bauer aus Fahrenzhausen ist zuversichtlich. Glück muss man auch einmal haben: "Trotz des schlechten Wetters zur Blütezeit hat sich ein guter Fruchtansatz ausgebildet", sagt er.

Die Verbraucher werden von den Einbußen bei der Getreideernte, die der internationale Markt auffängt, nichts bemerken. Aber sie könnten, wie Kreitmair sagt und hofft, zur Bewältigung der Agrarmarktkrise beitragen. "Verbraucher können auf regionale und saisonale Produkte achten und gegebenenfalls Öko-Produkte in ihre Ernährung mit einbinden." Die endgültigen Zahlen zu den Ernteerträgen in ganz Bayern werden im Frühjahr 2017 vom Landesamt für Statistik vorgelegt - grundsätzlich wird sich jedoch nicht mehr viel ändern.

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