Tierschutzaktion:Großaufgebot

Tierschutzaktion: In solchen und noch größeren Körben transportierten die Tierschützer die Tiere ins Tierheim Dachau und zum Gnadenhof nach Germering.

In solchen und noch größeren Körben transportierten die Tierschützer die Tiere ins Tierheim Dachau und zum Gnadenhof nach Germering.

(Foto: Niels Jörgensen)

Veterinäramt und fünf Polizeibeamte beschlagnahmen mit Hilfe von 15 Tierschützern vernachlässigte Hühner, Wachteln, Hunde, Katzen und ein Kaninchen eines Halters in der Langwieder Straße in Dachau-Süd

Von Helmut Zeller, Dachau

Schon ein Blick über den Zaun des Grundstücks in der Langwieder Straße genügte: Die Tiere waren in einem "sehr, sehr schlechten Zustand", wie Wolfgang Reichelt, Pressesprecher des Landratsamtes, am Sonntag der SZ sagte. In einer groß angelegten Aktion beschlagnahmte das Veterinäramt am Freitagnachmittag die 45 Tiere des Halters in Dachau-Süd, der sein Federvieh, Hunde, Katzen, Kaninchen und Pferde arg vernachlässigt haben soll. Vier Polizeiwagen, Einsatzfahrzeuge des Landratsamtes und des Tierheims Dachau sowie des Gnadenhofs für Tiere in Germering fuhren um 14 Uhr vor das Anwesen. Nach vier Stunden war Reichelt zufolge die Aktion beendet. Gegen den Eigentümer, einen älteren Dachauer, wurde sofort ein Tierhalteverbot ausgesprochen; außerdem erwartet ihn eine Anzeige nach dem Tierschutzgesetz.

Anlieger der Langwieder Straße wunderten sich nicht über den Einsatz, sondern eher darüber, dass er erst jetzt kam. Schon seit Jahren waren immer mal wieder Vorwürfe laut geworden. Am Donnerstag war es dann soweit: Aufgrund eines Hinweises aus der Bevölkerung, wie Reichelt sagte, fuhren Mitarbeiter des Veterinäramts Dachau zu dem Anwesen in Dachau-Süd. Sie trafen den Eigentümer nicht an. Aber schon nach bloßem Augenschein reagierte die Behörde sofort: "Das war kein Fall von leichter Vernachlässigung", sagte Reichelt. Die Fachleute hätten "erhebliche Mängel" festgestellt, die ein unverzügliches Handeln notwendig gemacht hätten. Im Klartext: Veterinäramt und Polizei ermitteln nun in einem vermutlich krassen Fall von Tierquälerei.

Die Amtstierärzte fotografierten die Tiere, und wie sie untergebracht waren. Die Untersuchung der Tiere am Freitag habe den ersten Eindruck der Veterinäre bestätigt. "Es gab klare Anzeichen für eine erhebliche Vernachlässigung", sagte Reichelt. Nähere Einzelheiten zum Zustand der Tiere wollte der Behördensprecher am Sonntag nicht preisgeben. Aber: Nicht einmal das Futter sei geeignet gewesen, sagte Reichelt.

Die Beschlagnahmung lief mit einem großen Aufgebot ab: Eine Streifenwagenbesatzung der Polizeiinspektion Dachau und drei Hundeführer der Polizei waren mit ihren Diensthunden im Einsatz. Dazu kamen Mitarbeiter des Veterinäramts sowie 15 ehrenamtliche Mitarbeiter des Tierschutzvereins Dachau. Die Vorsitzende Silvia Gruber war zwei Stunden vor dem Einsatz informiert und um Hilfe gebeten worden. Sie holte in der kurzen Zeit 15 Mitarbeiter aus dem Tierheim und aus der Arbeit zusammen. Silvia Gruber wollte keine Angaben machen. Sie wurde, wie sie sagte, von der Behörde um Stillschweigen gebeten.

Aber Behördensprecher Reichelt lobte den Tierschutzverein: "Ohne die tatkräftige Unterstützung der Ehrenamtlichen wäre diese Aktion nicht möglich gewesen." Das Landratsamt hatte auch die "Gewerkschaft für Tiere" in Germering dazugeholt. Der Verein, der 1993 von dem Münchner Rechtsanwalt und Fernsehmoderator Andreas Grasmüller gegründet wurde, kümmert sich um geschundene und ausgestoßene Haustiere, gequälte und ausgemergelte Nutztiere sowie gejagte und verfolgte Wildtiere.

Die Tierschützer fingen die 30 Hühner und Hähne, fünf Wachteln, vier Dackel, drei Hütehunde, zwei Katzen und ein Kaninchen ein. Die meisten versorgt das Tierheim Dachau. Auf einem Gnadenhof des Vereins "Gewerkschaft für Tiere" sind einige der Tiere des Dachauer Eigentümers, die nicht mehr vermittelbar sind, untergekommen.

Der Tierhalter verschenkte, wie Reichelt mitteilte, seine zwei Pferde während der Aktion kurzerhand an Verwandte und entzog damit dem Landratsamt die rechtliche Grundlage, diese Tiere ebenfalls zu beschlagnahmen. Allerdings mussten die Familienangehörigen die Pferde unter Aufsicht des Veterinäramts zu einem Stall im Landkreis bringen, wo sie artgerecht gehalten werden.

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