Dachau:Glaube, Liebe, Bio

Dachau: Bernhard Will und Franz Xaver Vieregg von den Etzahausa Theatara.

Bernhard Will und Franz Xaver Vieregg von den Etzahausa Theatara.

(Foto: Toni Heigl)

D'Etzahausa Theatara um Stadtrat Franz Xaver Vieregg spielen eine zeitgemäße Bauernkomödie über eine durchaus ernsthaft gestellte Frage nach der Zukunft der Landwirtschaft. Entsprechend hintergründig fallen Text und Dialoge aus

Von Leonie Sanke, Dachau

Die Biertische sind weiß-blau eingedeckt, die Bänke gut gefüllt. An den Wänden des hölzernen Salettls hängen 22 Plakate, eines von jedem bisher gespielten Stück: Zeugnisse von 26 Jahren Etzenhausener Theatertradition. Hier auf der Wiese hinter dem Hotel Burgmeier wird gleich der Vorhang für die Premiere von "Da Bio-Bauer" fallen. Oder besser aufgezogen - von drei Kindern, die Regisseur und Darsteller Franz Xaver Vieregg in seiner Begrüßung als die "Auf- und Zumacher" vorstellt. Als Auftakt zum ersten Akt gibt Vieregg aber erst einmal ein Gstanzl zum besten und zieht sich nebenbei noch schnell um. Auf das Premierenpublikum ist Verlass, sofort stimmt es im Chor mit ein: "Holladiria, holladio!" Dann walten die Auf- und Zumacher ihres Amtes und geben den Blick frei auf eine liebevoll gestaltete Bauernstube.

Das neue Stück der Laienspielgruppe D'Etzahausa Theatara ist die oberbayerische Antwort auf den Bio-Hype. Vieregg hatte die Komödie, die ein befreundeter Autor, Manfred Bacher, Mitte der 1980er-Jahre geschrieben hatte, schon länger in der Schublade. "Das Thema Bio ist heute noch genauso aktuell wie damals", sagt Vieregg. Nach einer zweijährigen Pause brachte das Stück die Etzenhausener Laienschauspieler nun wieder zusammen - zum ersten Mal im Salettl des Hotels Burgmeier.

Die urige Bauernstube, in der die Darsteller auftreten, ist der soziale Mittelpunkt des fiktiven Rauchöderhofs. Hier kommt die ganze Familie zusammen: Bauer Alfons (Robert Tonn), seine Frau Pauline (Sabine Will), deren erwachsener Sohn Toni (Bernhard Will) und die Mangstlin (Katrin Westermaier), eine Verwandte des Bauern und gewiefte Marktfrau. Dann ist da noch Wünschelrutengänger und Original Seppensepp, wunderbar exzentrisch gespielt von Franz Xaver Vieregg. Hier in der gemütlichen Stube wird vom ersten Akt an gestichelt und gestritten, bis rohe Eier und Schimpfwörter durch die Luft fliegen.

Denn mit dem Rauchöderhof geht es "obi". Vater und Sohn sind ganz unterschiedlicher Meinung darüber, wie ein zeitgemäßer Hof auszusehen hat. Mit dem Fortschrittswillen seines Sohnes kann Alfons wenig anfangen, für ihn ist das "ois a Chinesisch". Dann ist da das hofeigene Wasser, das nicht mehr verwendet werden darf, da es zu stark mit Nitraten belastet ist. Und noch etwas rüttelt am Familiensegen: Toni soll sich nach einer Jungbäuerin umsehen, bevor Alfons ihm den Hof übergibt. Doch Toni denkt gar nicht daran - den Hof will er natürlich trotzdem.

Seppensepp soll zumindest das Wasser-Problem mit seiner Wünschelrute lösen. Seine hellseherischen Fähigkeiten konzentrieren sich allerdings hauptsächlich auf "die Gabe Gottes, den Enzian" - das aber zuverlässig. Die wahre Hilfe kommt in Gestalt der jungen Rheinländerin Andrea, überzeugend unbayerisch gespielt von Veronika Ganslmaier. Die Bauerstochter verirrt sich auf den Rauchöderhof und studiert hier schließlich als Praktikantin die Schwierigkeiten der Modernisierung. Als "Preiß" hat sie es nicht immer leicht in der Familie. Als nichtbayerischer Zuschauer kann man das nachfühlen, denn so authentisch wie die Geschichte ist auch der oberbayerische Dialekt, in dem sie erzählt wird.

In den Pausen zwischen den drei turbulenten Akten voller amüsanter, aber auch ernster Dialoge wird das Publikum mit beschwingter Quetschn-Musik unterhalten. Wer sich seine Brotzeit nicht selbst mitgebracht hat, wird mit Brezn und Kuchen versorgt. Die Stimmung ist gut, das Ambiente stimmt. "Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr wieder hier beim Burgmeier spielen können", sagt Regisseur Vieregg, der auch Dachauer Stadtrat ist. Er ist die treibende Kraft und von Anfang an fester Bestandteil des Ensembles, das sich 1988 aus einer Bierlaune und dem Etzenhausener Schützenverein heraus gegründet hat.

"Da Bio-Bauer" zeigt, wie zeitgemäß traditionelles Dialekttheater sein kann. Die kritische Auseinandersetzung mit dem Bio-Trend, gewürzt mit bissigen Kommentaren, ist kurzweilig und lässt einen die eigenen Einkaufsgewohnheiten überdenken. Das Fazit des Stücks ist gleichzeitig die Lebensweisheit und Verkaufsstrategie der raffinierten Mangstlin. Es lautet vieldeutig: "Es muaß ja net wahr sei, wenn d's glaubst, hot's an Sinn."

Die nächsten Vorstellungstermine sind Freitag, 17. Juli, und Samstag, 18. Juli. Einlass und Musik jeweils von 18 Uhr an, Beginn ist um 19.30 Uhr. Gespielt wird hinter dem Hotel Burgmeier, Hermannstraße 9. Karten zu 8 Euro gibt es unter etzahausa.thea@gmx.de oder 08131/8 11 67 sowie an der Abendkasse.

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