Dachau:Feuertaufe bestanden

Das erste "Ostival" mit sieben Dachauer Bands unterschiedlichster Stilrichtungen lockt 200 Besucher ins Adolf-Hölzel-Haus.

Anna Schultes

Aufmerksam folgt Schlagzeuglehrer Norbert Siegl dem Auftritt seiner Schülerin. "Es ist toll, wenn sie sich auf die Bühne trauen", sagt er und lächelt. Vor eineinhalb Jahren hat Kerstin Potrykus angefangen, Schlagzeug zu spielen, seit einem halben Jahr probt sie nun mit ihrer Band The Flip Charts. Mit J. J. Cales "Cocaine", den meisten eher durch die Coverversion von Eric Clapton bekannt, eröffneten die fünf Musiker am Samstag das "Ostival 2012". Sieben Dachauer Bands traten beim Musikfestival der Generationen im Adolf-Hölzel-Saal am Ernst-Reuter-Platz auf.

Dachau: Bei den "Flip Charts" sitzt Ostival-Organisatorin Kerstin Potrykus am Schlagzeug.

Bei den "Flip Charts" sitzt Ostival-Organisatorin Kerstin Potrykus am Schlagzeug.

(Foto: © joergensen.com)

Musik ist für mich Rhythmus - und Leidenschaft", sagt Kerstin Potrykus nach ihrem Auftritt. "Es hat Spaß gemacht." Potrykus ist nicht nur eine der fast 50 Musiker, die bei den rund 200 Zuhörern für eine heitere und ausgelassene Stimmung sorgen. Die Schlagzeugerin hatte die Idee zum Musikfestival, das eines der Projekte des Programms "Soziale Stadt Dachau-Ost" ist. "Wir wollen den Stadtteil durch ein vielseitiges kulturelles Angebot beleben", sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Mann Stefan Potrykus hat die Quartiersbeirätin die Organisation in die Hand genommen.

Stefan Potrykus, der als Moderator durch den Abend führt, ist Bassist bei den Flip Charts. Wie die Jugendband Six in the City und das junge Trio Somacoustic ist die Band aus einem Workshop der Bluenote Musicschool entstanden. Norbert Siegl, der seine Schlagzeugschule "Drums" vor fast 30 Jahren gegründet hat, arbeitet eng mit der Musikschule zusammen. Einmal pro Woche werden die Workshop-Bands von einem Coach betreut. Siegl freut sich, dass die Musiker beim Ostival die Gelegenheit haben, vor Publikum aufzutreten. Und: "Es ist lustig, dass alle aus der Gegend kommen."

Die Coversongs der achtköpfigen Band Six in the City - bei der Gründung im Jahr 2009 waren sie noch zu sechst - erhalten durch zwei Geigen und ein Cello einen besonderen Klang. Axel Putfarken, der dazu lässig auf seine Drums schlägt, ist mit seinen 15 Jahren einer der jüngsten Musiker. Die Altersspanne reicht bis um die 60. Der Dachauer Blues-Gitarrist Tchuro tritt solo auf, "ein musikalisches Urgestein", wie Moderator Potrykus sagt, oder: "Ein Mann wie ein D-Zug." Alle feiern gemeinsam ein abwechslungsreiches Musikfest, das Alter zählt an diesem Abend nicht. Bei der Folk-Metal-Gruppe Wolfsherz finden sogar zwei Generationen auf die Bühne. Während Gitarrist Kevin Winkler mit tiefer Stimme eigene Songs wie "Seelenschlucht" oder "Sturm" ins Mikrofon singt, trommelt hinter ihm sein Vater Dieter energisch auf das Schlagzeug.

Norbert Siegl hat sich vor kurzem den Daumen gebrochen, deshalb spielt seine eigene Band an diesem Abend nicht. Dafür sitzt er beim Auftritt der Moving Hands, dem Gospelchor der evangelischen Gnadenkirche, an seinem Instrument. Die Zuhörer lassen sich von den strahlenden Gesichtern der Chormitglieder anstecken, sie singen, tanzen und klatschen zu "Ain't No Mountain High Enough" oder "Oh Happy Day". "War das eine geile Stimmung", sagt eine Sängerin, als sie von der Bühne kommt.

Quartiersmanagerin Sabina Endter-Navratil freut sich, dass das Ostival die Feuertaufe bestanden hat: "Das motiviert uns." Ob es im nächsten Jahr eine Wiederholung gibt? "Davon sind wir fest überzeugt", sagt die Quartiersmanagerin. Auch Kerstin Potrykus ist die Erleichterung über das gelungene Musikfestival anzusehen. Es ist bereits kurz vor Mitternacht, als sie mit den letzten Zuhörern eine Polonaise durch den Raum tanzt. Die Menge im Saal hat sich zwar gelichtet, aber das Publikum ist noch voll da. Vor der Bühne bildet sich ein kleiner Chor, der den Crazy Country Jesters das "My Oh My" des Slade-Klassikers erwidert. Die Moving Hands suchen gerade neue Sänger. Vielleicht hat der Gospelchor sie ja beim Ostival gefunden.

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