Dachau:Feier eines Zeitzeugen

Walter Joelsen wird 90, das Jugendgästehaus ehrt ihn

Zum 90. Geburtstag des Zeitzeugen und NS-Verfolgten Walter Joelsen richten das Max-Mannheimer-Studienzentrum und die evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte ein Festprogramm aus. Walter Joelsen, am 15. Juni 1926 in München geboren, entschloss sich erst im Alter, mit jungen Menschen darüber zu reden, was er in der NS-Zeit durchlitten hat. Joelsen galt als sogenannter Halbjude. Als Kind schon wurde er plötzlich vom Fußballspielen ausgeschlossen. 1943 eröffnete der Direktor des Wittelsbacher Gymnasiums dem 17-Jährigen, der Arzt oder Schauspieler werden wollte, er dürfe nicht mehr zur Schule gehen. Da half die Kirche und stellte ihn als Hilfsjugendwart und zeitweilig auch als Hilfskirchner an. Joelsens Eltern waren evangelische Christen. "Die evangelische Kirchengemeinde war das Netz, in dem wir aufgefangen wurden", sagt Walter Joelsen rückschauend. Im Oktober 1944 hatte er sich in der Gestapo-Zentrale einzufinden und wurde zur Zwangsarbeit nach Bad Salzungen transportiert, um ein Bergwerk zu einem Rüstungsbetrieb auszubauen. Er kam bald ins Lager Abteroda und danach nach Dankmarshausen, wo er gemeinsam mit Zwangsarbeitern aus Frankreich, Italien, Holland, Polen und Russland schuften musste. Am Ostermorgen 1945 kamen die Befreier, Walter Joelsen konnte aus Thüringen nach München zurückkehren, wo die Eltern ausgebombt waren. Die erfahrene Solidarität und Nächstenliebe in der evangelischen Kirche veranlassten ihn, Theologie zu studieren. Joelsen arbeitete als Pfarrer und Religionslehrer, später Redakteur bei der evangelischen Fernsehgesellschaft Eikon. Seit dem Eintritt in der Ruhestand berichtet er als Zeitzeuge bei den internationalen Jugendbegegnungen in Dachau, in Schulklassen und in Interviews für Fernsehen und Hörfunk. Das Festprogramm zur Feier von Walter Joelsens 90. Geburtstag im Jugendgästehaus beginnt um 15.30 Uhr. Eine Anmeldung unter Telefon 08131 / 1 36 44 oder info@versoehnungskirche-dachau.de ist unbedingt nötig.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: