Dachau:Ethik im Geldgeschäft

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Die Spardabank Dachau präsentiert sich als Geldinstitut, das mit einer "werteorientierten Geschäftspolitik" Erfolg hat

Von Petra Schafflik, Dachau

Mehr Kunden und Girokonten, ein deutliches Plus bei Baufinanzierungen wie Kundeneinlagen: Die Dachauer Geschäftsstelle der Sparda-Bank München blickt auf ein erfreuliches Geschäftsjahr 2015 zurück, in dem sich alle wichtigen Kennzahlen nach oben entwickelt haben. Die Bilanzsumme stieg um sieben Prozent auf 269 Millionen Euro. Wo in der aktuellen Niedrigzinsphase manche Geldhäuser über Filialschließungen oder Gebührenerhöhungen nachdenken, bleibt die Sparda-Bank ihrer Strategie treu: Am kostenlosen Girokonto als Markenzeichen will die Genossenschaftsbank festhalten. Und in das Netz aus 48 Filialen und 22 SB-Center in Oberbayern wurde investiert, auch die Dachauer Geschäftsstelle im Vorjahr runderneuert. "Wir wollen vor Ort präsent sein", sagt Geschäftsstellen-Leiter Jürgen Vogt. Parallel setzt die Sparda-Bank auf den Ausbau der digitalen Angebote.

Was den Kundenservice betrifft, will die Sparda-Bank weiter ihre Mischung aus persönlicher Beratung und digitalen Angeboten beibehalten. Eine Banking-App soll Überweisungen per Smartphone oder Tablet vereinfachen, die Kontoeröffnung per Videolegitimation wurde eingeführt, Paydirekt als Online-Zahlsystem der deutschen Banken wird angeboten. Derartige Angebote sind wichtig, denn mehr als 70 Prozent der Sparda-Kunden führen ihr Girokonto online. Aber alle Leistungen - ob digital oder analog - stehen den Kunden parallel und wahlweise offen.

Die anhaltende Niedrigzinsphase, deren Ende nicht abzusehen ist, hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Sparda-Bank. Gerade weil viele Banken jetzt Kontogebühren einführten oder erhöhten, um damit fehlende Zinsgewinne auszugleichen, könne die Sparda-Bank mit ihrem kostenlosen Girokonto punkten. "Die Gebühren waren schon immer der Grund, warum Kunden zu uns kommen", betont Geschäftsstellen-Leiter Vogt. Die Zahlen zeigen, dass dieses Argument auch 2015 viele überzeugt hat: 580 Girokonten wurden neu eröffnet, die Zahl der Kunden ist auf 9100 angewachsen. Allerdings, das räumte Kommunikationsdirektorin Christine Miedl ein, kommt der Sparda-Bank ihre "traditionell schlanke Kostenstruktur" mit im Vergleich zu anderen Geldhäusern wenig Mitarbeitern in wenig Filialen zu gute. "Das schafft uns Rückenwind für unseren Wachstumsprozess."

Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch in einem Plus bei den ausgereichten Privatkrediten und Baufinanzierungen. Angesichts der geringen Neubautätigkeit im Landkreis wurden vor allem Umschuldungen von laufenden Immobilien-Darlehen abgewickelt. Überraschend hat sich auch die Summe der Kundeneinlagen deutlich gesteigert. "Die Konditionen sind es sicher nicht, die Sparer anlocken", räumt Geschäftsstellen-Leiter Jürgen Vogt unumwunden ein. Doch wo überall nur magere Zinsen zu bekommen sind, gelte die Sparda-Bank offenbar als "sicherer Hafen, wo das Geld gut aufgehoben ist". Dabei setzen die Kunden nach wie vor stark auf stets verfügbare Tagesgelder, die kaum noch Erträge abwerfen. Die aktuelle Niedrigzinsphase bereitet den Bankern gerade mit Blick auf Kleinsparer und Rentner durchaus Sorgen. Die Bürger erlebten somit eine schleichende Kapitalvernichtung. Jürgen Vogt: "Da hängt viel dran, unter anderem die gesamte Altersvorsorge."

Wenn der Spargroschen auf dem Konto schon kaum noch Zinsen abwirft, interessieren sich Kunden mehr dafür, wie Banken mit ihrem Geld arbeiten. Die Sparda-Bank erstellt nach eigenen Angaben seit 2011 eine sogenannte Gemeinwohlbilanz ihrer Geschäftstätigkeit. Dabei werde die Arbeit nach ethischen, ökologischen wie sozialen Kriterien überprüft. Als Vorteil sieht Vogt, dass seine Bank mit einer "nachhaltigen, werteorientierten Geschäftspolitik" überzeugen will.

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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