Europas größtes Streusalzsilo in Dachau:Engpass behoben

Im vergangenen Winter ist der Stadt beinahe das Streusalz ausgegangen - die Straßen waren eisglatt. Mit dem neuen Silo soll das nicht mehr passieren.

Walter Gierlich

Ausgerechnet zum Sommeranfang mag eigentlich niemand an den Winter denken. Doch hat man sich bei der Stadt Dachau an das Sprichwort gehalten, dass der kluge Mann vorbaue. Die Stadt hat am Bauhof ein neues Streusalzsilo mit wesentlich größerer Lagerkapazität errichtet.

Europas größtes Streusalzsilo in Dachau: Das neue Streusalz-Silo in Dachau soll das größte in Europa sein.

Das neue Streusalz-Silo in Dachau soll das größte in Europa sein.

(Foto: Toni Heigl)

Am Montag wurde mit der Befüllung des 600 Kubikmeter fassenden und 275.000 Euro teuren Silos begonnen. Die Stadt kann in Zukunft einen kompletten Jahresbedarf von 1100 Tonnen Streusalz einlagern. Engpässe sollen nun der Vergangenheit angehören.

Glatteis und Schnee haben den Dachauern in den vergangenen beiden Wintern arg zu schaffen gemacht: 25 Unfälle an einem Tag wegen glatter Straßen registrierte die Polizei an einem Montag Ende Januar dieses Jahres. Grund waren Glatteis und mangelnde Salzstreuung. Im Jahr davor sah es nicht besser aus: Anfang Februar 2010 meldete die Polizei eine Häufung von Unfällen und der Bauhof der Stadt teilte mit, dass das Streusalz zur Neige gehe.

Die Dachauer Bürger klagten zwei Winter nacheinander über die winterlichen Straßenverhältnisse und deren mangelhafte Bekämpfung. Selbst Hauptverkehrsachsen wie die Münchner Straße waren von festgefahrenem Schnee und Eisplatten bedeckt. Bauhofleiter Anton Hörhammer erinnerte daran, dass man im vergangenen Winter 1100 Tonnen gebraucht hätte, aber nur 650 Tonnen erhalten habe. Damit soll jetzt aber dank des neuen Silos Schluss sein.

Kleinstädte wie Dachau sind die letzten in der Lieferkette, wenn im Laufe eines langen, kalten Winters das Streusalz knapp wird. Und in den beiden vergangenen Winter litt ganz Deutschland über viele Wochen unter Eis und Schnee, so dass bundesweit Lieferengpässe auftraten und die Preise für Streusalz in astronomische Höhen kletterten.

Großabnehmer wie das staatliche Straßenbauamt, das für Bundesstraßen und Staatsstraßen zuständig ist, wurden vorrangig beliefert. Als sich die Salzknappheit abzeichnete, wurde die Stadt von den Salzunternehmen beschieden, dass Dachau allenfalls 20 Prozent der gewünschten Menge erhalten könne.

Im vergangenen Winter platzte daher dem Dachauer Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) der Kragen: "Ich möchte nicht, dass wir im nächsten Winter wieder von Monopolisten abhängig sind", sagte er im Bauausschuss des Stadtrats, wo er die Pläne für den Silo-Neubau präsentierte. "Mir geht es darum, dass wir uns nicht länger von Mondpreisen der Lieferanten erpressen lassen."

Nachdem der Stadtrat Anfang April endgültig beschlossen hatte, ein 600-Kubikmeter-Silo mit einem Fassungsvermögen von 750 Tonnen Salz zu beschaffen, musste alles sehr schnell gehen, denn bis Ende Juni gibt es die günstigsten Bezugspreise. "Wir sparen dadurch 20.000 Euro", sagte Bauhofleiter Anton Hörhammer.

Angesichts dieses sogenannten Frühbezugsrabatts und der Einsparung der Entsorgungskosten von Splitt, der bei Salzknappheit gestreut werden musste, rechnet Hörhammer damit, dass sich die Anschaffung innerhalb von drei Jahren amortisiert.

Johannes Lindner von der Firma Holten aus Brannenburg, die sich auf den Bau von Streusalzsilos und -lagern spezialisiert hat, sprach bei der Übergabe des 25 Meter hohen Bauwerks aus schwedischem Kiefernholz von einem historischen Ereignis: Es handle sich um das größte Streusalzsilo in ganz Europa.

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