Dachau:Energiebündel

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Jährlich gibt die Stadt rund eine halbe Million Euro für Heizung, Strom und Wasser der elf städtischen Kitas, sechs Schulen und drei Turnhallen aus. Eine Studie zeigt, wo gespart werden kann

Von Petra Schafflik, Dachau

Provisorische Container, die für Flüchtlingsunterkünfte, Schulen oder Kitas genutzt werden, sind Notlösungen auf Zeit. Da ist es wenig überraschend, wenn diese praktischen Blechkisten energietechnisch eher schlecht abschneiden. So wie der Pavillon am Inselhort in Dachau-Süd, der beim Energie-Monitoring aller städtischen Schulen und Kitas als wahre Energie-Schleuder entlarvt wurde. Kein Wunder: "Fenster und Gebäudehülle sind undicht, durch die Fugen kann man ins Freie sehen", erklärte im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats Nina Wisniewski.

Die Studentin der Energie- und Gebäudetechnologie hat die Energiestudie im Auftrag von Stadtwerken und städtischem Gebäudemanagement erarbeitet. Die Untersuchung brachte aber auch weniger erwartbare Ergebnisse: So hat die Kindertagesstätte am Bach als neueste Einrichtung den höchsten Stromverbrauch. Und die Grundschule-Süd benötigt mit ihren vollverglasten Galerie-Gängen überdurchschnittlich viel Heizenergie. Insgesamt stellt der Bericht den Kitas und Schulen aber ein solides Zeugnis aus: "Von der Heizungstechnik sind alle Gebäude auf einem gutem Stand", betonte Nadine Oberhauser-Tonn, die als Energieberaterin der Stadtwerke die Studie betreut hat.

444 000 Euro hat die Stadt 2015 ausgegeben, um die elf städtischen Kitas, sechs Schulen und drei Schulturnhallen zu beheizen, mit Strom und Wasser zu versorgen. Eine Summe, die motiviert, den Energieverbrauch genauer unter die Lupe zu nehmen. Für die Stadtwerke hat Studentin Nina Wisniewski deshalb die Verbrauchswerte alle Gebäude in das sogenannte Kommunale Energiedaten Monitoring System (KEMS) eingespeist. Der Vorteil dieser Methode: Die Werte der Dachauer Einrichtungen lassen sich so vergleichen mit den Energiewerten von Kitas und Schulen in ganz Deutschland. Rasch erkennbar wird damit Handlungsbedarf bei Gebäuden, deren Werte stark vom Modalwert abweichen, der einen üblichen Verbrauch angibt.

Für Dachau zeigt die Studie, dass in den öffentlichen Einrichtungen die meiste Energie fürs Heizen benötigt wird. Im Durchschnitt kostet die Wärme 120 Euro pro Kind. Weil in den Schulen und Kitas anders als in einem Privathaushalt nicht geduscht, gewaschen und gekocht wird, ist der Wasserverbrauch dagegen vernachlässigbar gering. Allgemein sind die Energiekennwerte der neu errichteten oder frisch sanierten Gebäude gut. Allerdings gibt es interessante Einzelergebnisse.

So weist der Kindergarten Pellheim recht hohe Energiekosten pro Kind auf. Das liegt daran, dass diese eigenständige Einrichtung, die in einem frei stehenden Haus untergebracht ist, nur 24 Kinder betreut. Auch die nagelneue Kita am Bach benötigt viel Strom, was auf die automatisierte Lüftung und dezentrale Warmwasserboiler zurückzuführen ist. "Mehr Technik, mehr Strom", erklärt die Referentin. Im Gegenzug sind dafür die Heizkosten dort sehr niedrig. An der Grundschule-Süd entweicht viel Heizenergie über die verglasten Galerie-Gänge, wo die Aluminium-Fensterrahmen die Wärme der beheizten Flure ins Freie leiten. Allgemein haben alle Mittelschulen höhere Stromkosten als Grundschulen. Nina Wisniewski, die sich persönlich ein Bild gemacht hat, kennt die Ursache: Die Mittelschulen sind umfangreichere technisch ausgestattet, Schulküchen, Werkstätten und Fachräume werden intensiv genutzt und brauchen Strom. Auch wo kreativ gearbeitet wird, steigt der Energiebedarf stark an: Brennöfen für Keramikarbeiten, wie sie an einigen Schulen und im Inselhort Süd stehen, verbrauchen viel Strom.

Die KEMS-Studie will nicht nur eine Bestandsaufnahme erreichen, sondern gibt auch Handlungsempfehlungen. Mit dem undichten Hort-Container in Dachau-Süd wird sich die Stadt aber nicht mehr beschäftigen. "Dieser Pavillon ist mit der Sanierung der Mittelschule-Süd sowieso nicht mehr nötig", erklärte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Dann werde der Hort im Schulhaus Platz finden und der Container kommt weg.

Dennoch bleibt einiges Sparpotenzial für die Schulen übrig: Eine Umrüstung der Beleuchtung könnte bei einigen Gebäuden die Stromkosten um 60 Prozent reduzieren, erklärt die Energieberaterin Oberhauser-Tonn. Mit sogenannten Smart-Meter-Zählern lasse sich die Energiebilanz der Gebäude bequem überwachen. Für die Grundschule-Süd schlagen die Stadtwerke ein energetisches Sanierungskonzept vor. Doch der Oberbürgermeister dämpft die Erwartungen: "Ob wir das in der aktuellen Haushaltslage auch noch stemmen, ist fraglich."

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