Dachau:Endlich auserwählt

Das Mehrgenerationenhaus bangte lange um seine Existenz. Nun gibt es endlich eine reguläre Finanzierung durch den Bund.

Matthias Pöls

Das Dachauer Mehrgenerationenhaus (MGH) ist im zweiten bundesweiten Aktionsprogramm und kann damit die Finanzierung durch die Zusammenarbeit von Bund, Freistaat und Stadt Dachau sichern. Das MGH-Dachau, das von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) betrieben wird, hatte seit September auf diese positive Nachricht warten müssen. Mit der Zusage des Bundes steht die Finanzierung für die nächsten drei Jahre.

Ganz abgesegnet sind die jeweils 40 000 Euro pro Jahr zwar noch nicht, aber der letzte Schritt, sei "nur noch die Kür", sagt MGH-Leiterin Karin Ulrich. Denn in dem komplizierten Verfahren musste sich das MGH erst auf die Möglichkeit zur Aufnahme in die Anschlussförderung bewerben: das Interessenbekundungsverfahren. Darin sei das Dachauer MGH nun aufgenommen. In der anschließenden Auswahl gehe es nur noch um die Offenlegung der Finanzierung. Damit wäre das MGH-Dachau eines von 450 auserwählten Häusern in Deutschland. Im ersten Aktionsprogramm, das über fünf Jahre lief, waren es noch insgesamt 500. Kein einziges davon könne sich jetzt bereits, wie ursprünglich geplant, selbst tragen.

Ursprünglich hatte der Bund alleine 40 000 Euro pro Jahr und Haus gezahlt. "Das ist unser komplettes Budget", erklärt Ulrich. Für das neue Programm fließe nun die Hälfte der Summe aus dem europäischem Sozialfonds, ein Viertel komme vom Bund und jeweils 5000 Euro zahlen der Landkreis und die Stadt Dachau. Bei diesem föderativen Problem sei die Stadt aber sehr aufgeschlossen gewesen und gab im Gegensatz zu anderen Gemeinden ihre Zustimmung.

So herrscht bei Karin Ulrich pure Erleichterung. "Es wäre einfach schade, wenn die aufgebauten Strukturen wieder zusammenbrechen würden." Die Realität zeige einfach, dass so etwas Zeit benötige. "Die Mehrgenerationenhäuser leisten einen unverzichtbaren Dienst für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Solidarität. Sie haben sich in kurzer Zeit zu Knotenpunkten für soziale Integration entwickelt", sagt die CSU-Landesgruppenchefin und Dachauer Bundestagsabgeordnete Gerda Hasselfeldt. Sie überbrachte die positive Nachricht aus Berlin.

Es sind wichtige gesellschaftliche Projekte, die so fortgeführt werden können, wie die Nachhilfe für Schüler an der Grundschule Dachau-Ost. Eine Unterstützung für Kinder mit Migrationshintergrund. Denen fehle es teilweise an der grundlegenden Sprachförderung, damit überhaupt eine Möglichkeit zur regen Teilnahme am Unterricht bestehe. Durch die Initiative von Karin Ulrich kümmern sich nun die Ehrenamtlichen um jeweils zwei Schüler. "Dabei schauen wir nach einer besonderen Förderbedürftigkeit" so Ulrich. Zusätzlich gibt es noch eine Lesehilfe. Denn ohne Lesen ist Bildung nicht möglich. Auch um solche gesellschaftlichen Lücken zu schließen, sei die Idee der Mehrgenerationenhauses damals Realität geworden und das erste Förderprogramm beschlossen.

Doch laut dem zweiten Aktionsprogramm des Bundesfamilienministeriums gehe es um viel mehr. Der Grundgedanke ist, dass jeder Mensch, unabhängig von seinem Alter, einen gesellschaftlichen Beitrag leisten kann. Klingt ganz simpel, doch für die Bewerbung zur Aufnahme in das fortgesetzte Förderprogramm musste Karin Ulrich manch recht absurde Frage beantworten: etwa wie das MGH das Altersbild in der Gesellschaft positiv beeinflussen wolle. Antworten und Aufgaben, die weit über den Rahmen der Einflussmöglichkeiten hinausgehen. "Der stete Tropfen höhlt den Stein", sagt Ulrich. Ins Praktische übersetzt sind es viele einzelne Projekte. Ohne konkrete Aufgabe, könne man die Menschen ohnehin nicht zur ehrenamtlichen Tätigkeit bewegen.

Damit die Finanzierung über die nächsten drei Jahre hinaus gesichert ist, "versuchen wir gerade, die Mehrgenerationenhäuser in einen gemeinsamen Dachverein zu bekommen", hatte vor kurzem der AWO-Geschäftsführer Oskar Krahmer berichtet. So könnten die 91 Häuser in Bayern geschlossen ein Teil des bayerischen Haushalts werden. "Das gebe es in Sachsen bereits, und so wäre die finanzielle Zukunft endgültig gesichert."

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