Dachau:Ein Zuckerl für die Bäcker

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Handwerksbetriebe im Landkreis akzeptieren die Zahlung von 60 Euro mehr zur Altersvorsorge für ihre Beschäftigten

Von Anna-Sophia Lang, Landkreis

Die Bäcker im Landkreis Dachau sind erleichtert: Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und die Innung in Bayern haben ihren monatelangen Streit beigelegt. Ein neuer Lohn- und Tarifvertrag steht, Regelungen zur Altersvorsorge und ein Manteltarifvertrag sollen bald folgen. Für einen großen Teil der Beschäftigten in den Bäckereibetrieben im Landkreis wird sich allerdings nicht viel ändern. Viele Bäckereien bezahlten ihre Mitarbeiter schon immer übertariflich, sagt Georg Kornprobst aus Hilgertshausen. Der stellvertretende Obermeister der Bäckerinnung im Landkreis ist dennoch erleichtert. "Ich bin froh, dass der Streit beendet ist. Negative Schlagzeilen über das Bäckerhandwerk tun schon weh."

Die Landesinnung hatte die Tarifverträge zum Herbst 2015 einseitig gekündigt und teils weitreichende Änderungen gefordert. Unter anderem hatte sie eine Verdopplung der Probezeit, eine Ausdehnung der Sonntagsarbeit und die Anrechnung von Krankheitstagen auf den Urlaub verlangt. Die Gewerkschaft sprach daraufhin von einem "Horrorkatalog". Nun haben sich die Tarifparteien geeinigt. Beschäftigte in Vollzeit sollen 50 Euro mehr Lohn pro Monat bekommen, so sieht es der neue Lohn- und Tarifvertrag vor. Das Urlaubsgeld wird nicht auf die tarifliche Altersvorsorge umgelegt, sondern bleibt erhalten. Außerdem zahlen Arbeitgeber jährlich 60 Euro mehr zur tariflichen Altersvorsorge. Die Forderung, Krankheitstage anzurechnen, ist vom Tisch. Diese Regelungen werden in einem Altersvorsorge- und Manteltarifvertrag festgehalten, dessen offizieller Abschluss noch aussteht. Er soll für alle Beschäftigten im Bäckereihandwerk gelten, unabhängig davon, ob sie in der Gewerkschaft sind.

Bei der Bäckerei Wörmann betrifft der neue Lohn- und Tarifvertrag nur einige Bäcker und Verkäuferinnen. Denn wie bei Georg Kornprobst wird auch hier übertariflich bezahlt. "Diese Mitarbeiter wären sowieso bald in eine höhere Gehaltsklasse gerutscht", sagt Inhaberin Regina Wörmann. Die 50 Euro Gehaltsplus für Vollzeitkräfte werden die beiden Betriebe deshalb kaum spüren. Bei den 60 Euro mehr pro Jahr, die sie von nun an in die tarifliche Altersvorsorge einzahlen müssen, sieht das schon anders aus. "Das haut eher rein", sagt Wörmann. Viel mehr werden die Unternehmen aber von steigenden Betriebskosten belastet: Neue Mitarbeiter, mehr Reinigungspersonal wegen zunehmender Hygienevorschriften, wachsende Verpackungskosten, der Wareneinkauf für die Snackabteilung oder ein neues Lieferauto haben bei Wörmann zu Buche geschlagen. Deshalb werden Semmeln und Brot dort im Sommer ein paar Cent teurer. Im Herbst, sagt die Inhaberin, wäre die Erhöhung sowieso gekommen. Denn die Bäckerei hat den Brotpreis zuletzt 2007 erhöht. Jetzt, die neuen Tarifverträge einkalkuliert, kommt sie eben schon im Sommer.

Georg Kornprobst muss die Preise zwar nicht erhöhen. Bei ihm geht die Gesamtkalkulation auf. Spüren wird sein Betrieb die 60 Euro zusätzlich trotzdem, glaubt er. Aber das Bäckerhandwerk sei durch Nacht- und Wochenendarbeit schließlich hart. "Da muss man schon schauen, dass man ein Zuckerl für seine Leute hat." Durch steuerfreie Zuschläge für Nachtarbeit fielen zudem entsprechende Beiträge der Arbeitnehmer selbst zur Altersvorsorge weg. "Deshalb nehmen wir Arbeitgeber das hin", sagt Kornprobst, "es ist wichtig, dass unsere Leute eine gute Altersvorsorge haben."

© SZ vom 24.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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