Dachau:Ein Hoch auf Florian Hartmann

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Zum 30. Geburtstag ehren die Landkreisbürgermeister den Dachauer OB und loben seinen Amtsstil.

Von Helmut Zeller, Dachau

"Trau keinem über 30!" Der radikale Slogan der 68er-Bewegung sagt dem Geburtstagskind gar nichts. Wie auch? Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), der jüngste in ganz Deutschland, ist am Mittwoch gerade mal 30 geworden, und über den Slogan kann er nur lachen. Außerdem weiß er doch, dass er das Vertrauen vieler Menschen genießt, der Dachauer Wähler zum Beispiel. In der Stichwahl 2014 ließen sie ihn über den Amtsinhaber Peter Bürgel (CSU) triumphieren. Das war nicht zuletzt für ihn eine große Überraschung. Und auch die Geburtstagsfeier Hartmanns bietet eine schöne Überraschung.

Manche in der CSU haben zwar den Verlust des Chefpostens im Dachauer Rathauses bis heute nicht verwunden. Aber das Vertrauen seiner Kollegen, auch jener von der CSU, hat Hartmann inzwischen offenbar doch erworben. Falls er noch Zweifel gehabt haben sollte, seine Geburtstagsfeier beweist ihm, dass er sich in den zweieinhalb Jahren in der Kommunalpolitik Vertrauen und Respekt verschafft hat. 14 von 16 Bürgermeistern sind seiner Einladung in den Kochwirt in der Altstadt gefolgt. Ihr Sprecher Stefan Kolbe (CSU) aus Karlsfeld sagt: "Du hast gut angefangen, behalte Dir deinen Schwung." Kolbe lobt die gute Zusammenarbeit mit Hartmann über alle Parteigrenzen hinweg. Der Pfaffenhofener Helmut Zech (CSU), stellvertretender Landrat, meint gar: "Wir sind stolz darauf, einen so jungen Oberbürgermeister im Landkreis zu haben."

Lobt für Hartmanns Elan und Schwung

Hartmann, sagt Zech, habe sich sehr gut eingearbeitet und ein gutes Standing. Die Lobreden hören sich fast schon so an, als verneige sich die CSU vor dem jungen Sozialdemokraten, der sich, wie er sagt, narrisch über das Kommen seiner Kollegen freut. Unter den Gästen sind die Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Raiffeisen Dachau und der Sparkasse, der CSU-Landtagsabgeordnete und oberbayerische Bauernsprecher, Anton Kreitmair, sowie Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU). Er spricht von seiner langen Bekanntschaft mit Florian Hartmann, von dessen Leidenschaft für Eisenbahnen und schenkt ihm ein Glas Biohonig aus Oberbayern. Ein Geschenk mit Symbolkraft: Soll es ihm den kommunalpolitischen Alltag versüßen? Oder soll es ihm die Kraft geben, seine Aufgaben mit so großem Elan wie bisher anzugehen? Mederer lobt Hartmanns Elan und Schwung, alle Redner betonen das, und korrigieren damit eine Gratulation des CSU-Landrats in den Dachauer Nachrichten. Stefan Löwl hatte Hartmann eine "Unbekümmertheit, die vielleicht auch seinem Alter geschuldet ist" attestiert - und damit so nebenbei seinen Amtsstil eher negativ charakterisiert. Da fällt einem wieder der Slogan der 68er ein, Löwl ist 42, aber der zwölf Jahre jüngere Hartmann hat doch mehr von den Ausläufern der Jugendrevolte abbekommen. Erstaunlich ist nur, dass sein unkonventioneller Stil solchen Anklang findet.

Natürlich muss in der heiteren Runde - schließlich sind wir in Bayern - auch mal gestichelt werden. Zech schenkt dem Radler Hartmann eine Radwegekarte, damit er den Landkreis noch besser kennenlerne. Kolbe empfiehlt ihm, doch bitte einmal den Räuber-Kneißl-Weg abzufahren, damit die Stadt Dachau dann vielleicht doch noch in den Regionalentwicklungsverein Dachau Agil eintritt.

Hartmann sitzt mit seiner Lebensgefährtin Julia Märkl am Tisch. Am Vormittag feierte er mit den Mitarbeitern der Verwaltung und Stadträten. Jetzt guckt er halb amüsiert, halb fragend - und denkt sich seinen Teil. Auf die Frage nach seinem schönsten Geburtstagsgeschenk antwortet er diplomatisch: "Ich habe viele schöne Geschenke bekommen." Dann, nachdem Julia Märkl ihm mit ihrem Ellbogen gestoßen hat, besinnt er sich lachend - und sagt ungeachtet irgendwelcher Befindlichkeiten: "Heute morgen habe ich von Julia einen Kuchen in Herzform und mit 30 Kerzen drauf bekommen."

© SZ vom 03.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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