Unterstützung für Flüchtlinge:Die Vermittlerin

Unterstützung für Flüchtlinge: "Wir brauchen gute Strukturen, damit das Engagement nachhaltig sein kann", sagt Christine Torghele. Mit ihrem Job ist sie viel unterwegs.

"Wir brauchen gute Strukturen, damit das Engagement nachhaltig sein kann", sagt Christine Torghele. Mit ihrem Job ist sie viel unterwegs.

(Foto: Toni Heigl)

Caritas-Ehrenamtskoordinatorin Christine Torghele bringt 1200 Asylhelfer, Behörden und Gemeinden zusammen. Ihr Ziel ist es, Strukturen für ein nachhaltiges Engagement aufzubauen.

Von Anna-Sophia Lang

Einen entspannten Job hat Christine Torghele nicht gerade. Sie hat anstrengende Monate hinter sich und mindestens genau so große Herausforderungen vor sich. Sie ist von Abendtermin zu Abendtermin gefahren, hat auf Bürgerinformationsveranstaltungen gesprochen, und eine Stelle aufgebaut, die es davor noch nicht gab. Christine Torghele ist Ehrenamtskoordinatorin im Fachdienst Asyl und Migration bei der Caritas. Damit ist sie Ansprechpartnerin für inzwischen 1200 Ehrenamtliche, die sich in den 17 Asylhelferkreisen im Landkreis engagieren. Ihre Aufgaben sind zahlreich. "Die eine Stelle reicht einfach nicht aus", sagt Irmgard Wirthmüller, Leiterin des Fachbereichs. Das Amt der Ehrenamtskoordination besteht seit Juli 2015, die Stelle wird von der Erzdiözese München und Freising bezahlt. Nun soll Torghele Unterstützung bekommen. Der Kreistag hat beschlossen, dass eine zusätzliche Vollzeitstelle für die Ehrenamtskoordination eingerichtet und vom Landkreis finanziert werden soll.

Die Betreuung in einer Traglufthalle sieht anders aus als in einer Containeranlage

Bloß die Entscheidung, ob die Stelle im Landratsamt oder bei der Caritas angesiedelt wird, steht noch aus. Torghele fände eine Mischung gut, eine halbe Stelle bei der Behörde, eine halbe Stelle im Caritas-Zentrum. So könne man sich am besten vernetzen, findet sie. Dass sie unbedingt Unterstützung braucht, weil sie mit der Arbeit gar nicht mehr nachkommt, will sie nicht in den Vordergrund stellen. Sie gibt sich bescheiden: "Es geht nicht um meine Entlastung, sondern um die der Helferkreise." Diese sind es schließlich, als deren Ansprechpartner sie sich versteht.

Torghele sieht es als ihre Aufgabe an, die Ehrenamtlichen von Beginn an zu begleiten. Gründet sich ein neuer Helferkreis, hilft sie bei der ersten Orientierung und vermittelt Kontakte. Auch zu Helferkreisen, die schon länger bestehen und Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen haben: Manche sind besonders gut darin, ein Sprachangebot aufzustellen, andere in der Arbeitsvermittlung. Ziehen Kinder in die Unterkünfte, unterstützt Torghele bei der Suche nach Schulen. Ändern sich Gesetze, informiert sie. "Netzwerke erschließen für die Hand-in-Hand-Arbeit", nennt sie ihre Strategie. Je nach Art der Unterkunft wird sie angepasst. Die Betreuung in einer Traglufthalle sieht anders aus, als in einer Containeranlage, wo sich nicht sechs, sondern zwei Menschen einen Raum teilen und es mehr Privatsphäre gibt.

"Ich bin aber vor allem für die Helfer da", sagt ChristineTorghele

Ihr Amt versteht Torghele als Schnittstelle zwischen Behörden, Ehrenamtlichen und Gemeinden. Auch Rathausverwaltungen und Vereine wenden sich immer wieder an sie. "Ich bin aber vor allem für die Helfer da." Alles, sagt sie, könnten die Ehrenamtlichen nicht leisten. Auch deshalb habe die Erzdiözese ihre Stelle eingerichtet. Die Helferkreise sollen nicht alleine mit allen Aufgaben sein. In manchem Fall, sagt Torghele, sei das auch nicht vorgesehen: Etwa bei der Begleitung der Asylverfahren. Die falle eigentlich in den Zuständigkeitsbereich der Asylberatung. Dass die Menschen in den Unterkünften mit Briefen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nicht die Sprechstunde der Caritas abwarten, sondern als erstes auf die Helfer zugehen, die in der Unterkunft sind, sei verständlich. In solchen Fällen rege die Caritas an, dass sich die Helfer an sie wenden. "Sie sollen die Asylbewerber im Alltag menschlich unterstützen und Möglichkeiten zur Integration in den Gemeinden aufzeigen", sagt Torghele, "aber es ist wichtig, dass nicht alle Verantwortung auf ihren Schultern lastet."

Das Gefühl, für die Asylsuchenden verantwortlich zu sein, ist bei den Helfern oft groß. Sie begleiten die Menschen von der Ankunft an, haben häufig jeden Tag mit ihnen zu tun und sind manchmal die einzigen, die ihre Geschichten kennen. "Das Spektrum ist viel, viel größer als bei anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten", sagt Torghele, "es reicht von Arztbesuchen über Deutschkurse bis zur Suche nach Kinderbetreuung." Häufig müssen die Helfer mit Menschen umgehen, die traumatisiert sind. Deshalb bietet die Caritas Mediationen und Supervision an. "Wir wollen den Helfern Mut zusprechen, sie auffangen." Auch dann, wenn sie gefrustet sind, weil Verfahren oder Anträge nicht so schnell bearbeitet werden, wie erhofft. Solchen Frust bringt Torghele bei den wöchentlichen Treffen der Caritas mit dem Landratsamt zur Sprache. Dort regt sie Vereinfachungen an, die allen Beteiligten die Zusammenarbeit erleichtern sollen. "Wir brauchen gute Strukturen, damit das Engagement nachhaltig sein kann." Man müsse sich immer wieder vor Augen halten, "dass wir doch eigentlich alle dasselbe wollen". Jetzt kommen neue Aufgaben auf Torghele zu. Vor allem die Wohnungssuche für anerkannte Flüchtlinge und Familienzusammenführungen würden wichtige Themen. Hilfe von neuen Kollegen, so viel steht fest, wird sie dabei bekommen.

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