Dachau:Die Sicherheitsfrage

Dachau: "Wenn das Adrenalin nicht da ist, kann ich keine Höchstleistungen vollbringen", sagt Michael Richter, Polizeiinspektion Dachau.

"Wenn das Adrenalin nicht da ist, kann ich keine Höchstleistungen vollbringen", sagt Michael Richter, Polizeiinspektion Dachau.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Befreiungsfeier stellt die Dachauer Polizei vor große Aufgaben

Von Gregor Schiegl, Dachau

2010 besuchte der damalige Bundespräsident Horst Köhler den 65. Jahrestag der Befreiung des Dachauer Konzentrationslagers. Es gab genau definierte Bereiche, in denen sich bestimmte Personen aufhalten oder eben nicht aufhalten durften. Absperrbänder zeigten, wo es lang ging, und eine Vielzahl von Polizisten wachte mit Argusaugen darüber, dass nicht irgendeiner auf die Idee kam, darüberzusteigen oder darunter durchzuschlüpfen. Während der Bürgerpräsident Hände schüttelte, hatten Männer in dunklen Anzügen im Blick, wer sich ihrem Schützling näherte.

Auch 2015 ist ein Jahr, dass die Sicherheitskräfte in Dachau fordern wird. Die Polizeiinspektion hat die Sicherheitspläne für die Feiern zum 70. Jahrestag der Befreiung ausgearbeitet. Michael Richter, der nebenbei auch noch die Pressearbeit der Dachau Polizei machen darf - oder machen muss - arbeitet nach eigenen Angaben schon seit Mitte März daran. "Für uns ist das schon eine Herausforderung." Einfach die Schublade aufmachen und das Konzept vom Köhler-Besuch 2010 herausholen, reicht nicht. "Es muss alles überarbeitet und erneuert werden." Und das hat nichts damit zu tun, dass diesmal kein Bundespräsident kommt, sondern Bundeskanzlerin Angela Merkel. Für deren Schutz ist ohnehin das Bundeskriminalamt zuständig, die Sicherheit von Ministerpräsident Horst Seehofer wiederum obliegt dem Landeskriminalamt. Jeder hat seine Aufgabe. "Wir kommen uns nicht in die Quere", sagt Michael Richter.

Der Aufwand, der getrieben wird, ist enorm, davon kann man ausgehen. Details sind so gut wie keine zu erfahren, wie viele Beamte im Einsatz sind, wo sie überall unterwegs sind und welche Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden: alles geheim. Besonders verschwiegen geht es beim Bundeskriminalamt zu. Die Dame von der Pressestelle ist freundlich, sagt aber nicht viel. Eigentlich sagt sie gar nichts, außer dass sie nichts sagen darf. Käme die Bundeskanzlerin, nur mal so als Beispiel, wäre sie Schutzperson des BKA, das darf sie sagen.

Aber das weiß ohnehin jeder.

Landes- und Bundeskriminalamt kümmern sich nur um ihre Schützlinge aus der Landes- und Bundespolitik, für das große Ganze bei den Gedenkfeiern ist die Polizeiinspektion Dachau zuständig. Natürlich redet auch Michael Richter nicht über Details, er sagt auch, nur, was sich ohnehin jeder denken kann. "Diese Veranstaltung ist für uns sehr personalintensiv. Wer jetzt einen Urlaubsantrag einreicht, kriegt ihn nicht genehmigt." Neben den Dachauern ist auch die Polizeidienststelle Fürstenfeldbruck mit einer Abordnung vertreten. Natürlich gebe es eine Reserve, für alle Fälle. "Wir machen das ja nicht zum ersten Mal."

Dennoch ist dieser Einsatz für die Polizisten alles andere als Routine, die Nerven sind gespannt, das müssen sie auch sein. "Wenn das Adrenalin nicht da ist, kann ich keine Höchstleistungen vollbringen", sagt Richter. Anders als bei einem Fußballspiel ist auf einer Gedenkveranstaltung, die vor allem Honoratioren und sehr alte Überlebende besuchen, zwar eher nicht mit Randale zu rechnen. "Aber wir sind auf alles vorbereitet."

Zur Sicherheit gehören auch die Verkehrssicherheit, die Sperrungen und Umleitungen. Am Sonntagvormittag bleibt die Alte Römerstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt. Für alle angemeldeten Gäste stünden genügend Parkplätze bereit, versichert Richter, was keine Kleinigkeit ist angesichts der "mindestens 2000 Besucher", mit denen er rechnet. Für Richter ist auch die Veranstaltung an sich etwas Besonderes: "Das KZ Dachau war das erste, das errichtet wurde und das letzte, das befreit wurde." Und nun der 70. Jahrestag. "Das ist schon der Wahnsinn." Er freut sich aber auch, wenn alles gut über die Bühne gegangen ist. "Dann können wir uns wieder entspannen."

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