Dachau:Die Förster in der Kritik

Dachau: Ungeordnetes Wachstum im Stadtwald beklagen einige Bürger aus Dachau-Süd.

Ungeordnetes Wachstum im Stadtwald beklagen einige Bürger aus Dachau-Süd.

(Foto: DAH)

"Eine Blamage für die Stadt": Auf der Bürgerversammlung in Dachau-Süd beklagen Anwohner, wie "unzureichend" der Stadtwald bewirtschaftet wird. Auch ärgern sich viele über die fehlende Busanbindung des Himmelreichs.

Von Petra Schafflik

Mehr Bürger, mehr Themen, eine rekordverdächtig lange Debatte und ein geduldiger Oberbürgermeister: Auch die vierte Bürgerversammlung im ASV-Saal am Montag, diesmal für Dachau-Süd, war mit circa 100 Zuhörern plus Stadträten und Verwaltungsmitarbeitern gut besucht. Nach dem Bericht von Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) meldeten sich 20 Redner zu Wort. Kritik und Anliegen waren nicht alle neu, manche Probleme beschäftigen die Bürger im Viertel seit Jahren. Dennoch ging OB Hartmann ausgiebig auf alle Argumente ein und warb um Verständnis, wo die Stadt keine Lösung parat hat. Im Mittelpunkt der Debatte standen Verkehrsthemen. Diskutiert wurden der Zustand des Stadtwalds, die Defizite beim behindertengerechten Ausbau der Stadt und das städtische Busnetz, das zum Missfallen der Bürger das Wohnviertel am Himmelreich nicht erschließt.

"Wann kriegen wir endlich unseren Bus?", eröffnete Edeltraud Eichele vom Himmelreichweg die Fragerunde. Der südwestliche Teil des Stadtgebiets wird vom Linienbus nicht bedient. Laut einer Machbarkeitsstudie der Stadtwerke wäre das unrentabel, solange die unbebaute Brachfläche dort nicht erschlossen ist, erläuterte Reinhard Dippold, Leiter der Verkehrsbetriebe bei den Stadtwerken. Kitas machen auch ein Defizit, entgegnete Albert Girstl. Man müsse sich ebenso für ältere Menschen finanziell engagieren. Gerade Senioren "stehen auf dem Schlauch", weil eine Busanbindung fehlt. Dippold verwies auf das Anrufsammeltaxi: "Das funktioniert." Ganz Dachau-Süd werde vom öffentlichen Nahverkehr benachteiligt, schimpfte Gundi Pfeiffer. Nach Ost verkehre der Bus viel häufiger, "zu uns nur alle 40 Minuten".

Sorgen macht sich Pfeiffer, dass die Busverbindung am Sonntag wieder eingestellt werden könnte. Tatsächlich seien die aktuellen Fahrgastzahlen "für den Sonntag schlecht", bestätigte Dippold. "Die stimmen doch nicht", schimpfte Pfeiffer. Doch Claus Dietz beobachtet an der Bushaltestelle vor seiner Haustür, dass außerhalb des Berufsverkehrs "oft nur drei bis fünf Leute drin sitzen." Der OB empfahl: "Fahren Sie mit dem Bus, dann kriegen Sie ihn auch!" Kritik nicht am Busangebot, sondern an den Busfahrern kam von Christian Ziegler. "Die Fahrweise ist teilweise eine Zumutung, Fahrgäste müssen sich schon gut festhalten." Oft werde "mit einer Hand am Lenkrad" Tempo 50 oder 60 gefahren. "Formel 1 kommt dem schon nahe." Verkehrsbetriebe-Chef Dippold bestätigte "teilweise" die Kritik. Ein Fahrertraining sei anberaumt. Benjamin Frey forderte verkehrsberuhigende Maßnahmen für die Augustenfelder Straße. "Alles ist immer zu teuer, aber dort sind viele Schulkinder." Ein Radweg an der Oberen Moosschwaigestraße wie ein Bürger fordert, "ist rechtlich in einer Tempo-30-Straße nicht möglich, leider", erklärte Stefan Januschkowetz vom Ordnungsamt.

Mit Sorge beobachtet Bernhard Kiening die immer dichtere Wohnbebauung in Dachau-Süd und fragt nach einem Bebauungsplan. Per Grundsatzentscheidung habe der Stadtrat 2010 für Dachau-Süd das Bauen in zweiter Reihe gebilligt, erklärte OB Hartmann. Ein Bebauungsplan "ist möglich, aber nutzt nichts", so Bauamtsleiter Michael Simon. Mit jedem Neubau wachse das Baurecht im Umfeld, per Bebauungsplan weniger genehmigen, sei rechtlich nicht möglich.

Wie der Stadtwald bewirtschaftet wird, ist ein seit Jahren in Dachau-Süd kontrovers diskutiertes Thema. "Das gesunde Holz wird rausgeschnitten, bucklige Sträucher bleiben drin, aufgeforstet wird Null", schimpfte Richard Bichlmeier. "Eine Blamage für die Stadt", findet Albert Girstl. OB Hartmann erklärte, dass sich die Stadt auf die Fachleute vom Forstamt Fürstenfeldbruck verlasse, die den Wald pflegen. Doch die Arbeit dieser Experten findet nicht die Zustimmung von Girstl.

Bei aller Kritik blieb die Stimmung entspannt. Am Ende nahm Hartmann nicht nur eine lange Wunschliste mit, sondern auch eine Einladung. Die Maibaumfreunde würden den OB am 1. Mai gerne im Stadtkeller begrüßen, sagte Ludwig Schneller. "Auf eine Halbe Bier oder etwas anderes, falls der Bürgermeister nur ein Kracherl trinken darf." Was er trinken wird, da legte sich Hartmann nicht fest. Doch will er bei den Maibaumfreunden vorbeischauen, "falls es mein Terminplan zulässt", sagte er gut gelaunt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: