Dachau:Die Bescherung geht weiter

Auch nach Weihnachten sollen Rabatte die Kunden in die Dachauer Geschäfte ziehen. Wegen der milden Temperaturen und dem Internet sind viele Regale immer noch voll. Die Winterware muss verkauft sein, bevor der Frühling beginnt

Von Franziska Hofmann, Dachau

In wenigen Tagen beginnt der Winterschlussverkauf (WSV), auch wenn es den laut Gesetz schon lange nicht mehr gibt. Seit 2004 können Ladenbesitzer ihre Sale- und Rabattschilder nach Belieben aufstellen. Dennoch bleiben einige Dachauer Geschäftsinhaber dem WSV treu und reduzieren demnächst ihre Ware. Aufgrund des milden Winters könnte man meinen, doch viele Dachauer Ladenbesitzer sind mit ihrem Wintergeschäft zufrieden.

"Sports &Fashion"-Besitzer Jochen Neuwert hat "eher Strick- als Winterjacken verkauft", sagt er. Vor Weihnachten verkaufte er am meisten, umgetauscht wurde danach fast nichts. Der Winter kommt für ihn aber "wie immer zu spät. Das Wintergeschäft ist quasi nicht vorhanden", sagt Neuwert. Darum beginnt er auch dieses Jahr wieder zum 11. Januar den WSV. Seine Rabatte reichen dann "bis zu 70 Prozent". Bis Februar soll das Meiste verkauft sein, da der Laden dann wegen Umbauten ein paar Tage geschlossen ist.

Das Schuhhaus Rössler wirbt dagegen schon jetzt mit 20 Prozent Preisnachlass: Vor zwei Wochen ist das Traditionsgeschäft umgezogen - aus diesem Anlass gibt es Rabatte für die Kunden. Das hat Marcus Rössler das Wintergeschäft verbessert: "Die Kunden kaufen gleich und warten nicht auf das richtige Wetter", sagt er. Sonst sei das Schuhgeschäft meist sehr wetterabhängig. Zusätzlicher Pluspunkt für seinen Winterumsatz war der Christkindlmarkt, der immer in unmittelbarer Nähe stattfindet. Rössler sagt: "Da braucht man nur einmal umzufallen und steht schon im Laden." Auch vor dem Umtausch ist Rössler sicher: "Schuhe werden gezielt gekauft oder es werden Gutscheine verschenkt." Und die Gutscheinbesitzer können sich freuen: In den nächsten Wochen will das Schuhhaus weiter reduzieren. Die Winterware muss verkauft werden, bevor der Frühling anfängt. "Außer der Winter kommt noch", sagt Rössler.

Wintermoden

In der Boutique Angelone sortiert die Mitarbeiterin Ottilia Hecker Übergangsware wie Schals und Loops. Diese verkaufen sich gut.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Sport Strefling ist eines der wenigen Dachauer Geschäfte, das extrem auf einen kalten Winter angewiesen ist. Mit ihrer Skischule mussten sie ins Gebirge fahren, wo Kunstschnee liegen bleibt. Doch dieses Jahr haben sich nur wenige für den Kurs angemeldet. Auch Wintersportausrüstung bleibt in den Regalen liegen. "Gut ist, dass wir keine Überkapazität an Ware haben", sagt Ralf Strefling. Eher die Lieferanten litten unter der Situation, da Strefling nichts mehr nachbestellt. Wenn der Winter noch kommt, wird das Sportgeschäft "in Arbeit schwimmen", sagt Strefling. Bis dahin müssen sie Lauf- statt Skischuhe verkaufen. Da sie dauerhaft günstigere Preise anbieten, wird das auch kein Problem sein.

Maria Erlacher, Besitzerin des Flair Fashion, hat sich schon lange vom Wetter abgegrenzt. Ihr Modegeschäft in der Münchener Straße ist "typisch antizyklisch", sagt sie. In den Regalen liegt jetzt schon die Frühjahrs- und Sommerkollektion. Das hat ihr auch das Wintergeschäft gesichert: Aufgrund der milden Temperaturen haben viele bei ihr die Frühjahrskleidung gekauft. Da sie "intuitiv nicht so viel Wintermode eingekauft" hat, bleibt sie darauf auch nicht sitzen. Denn so kann sie "die bereits mit 30 Prozent reduzierten Reste gut verkaufen und es bleibt nichts übrig", sagt Erlacher.

Downtown

Jochen Neuwert von "Sports&Fashion" reduziert seine Winterware von kommender Woche an extrem, auch auf aktuelle Ware gibt es kräftigen Preisnachlass.

(Foto: Jørgensen)

Ganz anders geht es Verkäufern fern der Textilindustrie: Karin Märkl von Spielwaren Schmidt in der Münchner Straße hat nicht mit dem Wetter, sondern mit dem Internet zu kämpfen. Sie sagt: "Da der Endverbraucher die Preise im Netz abgleicht, gibt es kein Weihnachtsgeschäft mehr." Sie muss schon im Oktober den Jahresumsatz drin haben, damit sie entspannt in die Adventszeit blicken kann. Mit Umtäuschen muss Märkl auch nicht oft rechnen, sagt sie: "Die Eltern und Großeltern haben genaue Artikelbezeichnungen. Die Kinder bekommen Startersets und Geld geschenkt und kaufen den Rest nach."

Im kommenden Winter geht Märkls Umsatz vielleicht doch aufwärts. Die Interessensgemeinschaft (IG) Münchner Straße plant für die kommende Weihnachtszeit üppige Straßenbeleuchtung. Demnächst soll geklärt werden, ob das finanziell machbar ist. Isabel Seeber aus dem Gremium der IG glaubt, die Straße würde dann "zum Einkaufserlebnis und die Leute verweilen länger". Märkl hofft, dass jetzt noch ein richtiger Winter einsetzt und der Schnee liegen bleibt: "Wir haben viele Schlitten, Kinderschneeschaufeln und Bobs." Da Spielwaren Schmidt "generell keine Rabattaktionen" hat, blieben diese sonst liegen.

Spielwarenladen

Karin Märkl vom Spielwarenladen Schmidt verzichtet auf Rabatte. Sie hofft auf Schnee, um ihr Winterspielzeug noch zu verkaufen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Preisnachlässe sind auch der Buchhandlung Wittmann fremd, im Buchhandel ist gar kein Rabatt zulässig, da die Preise vom Verlag und nicht vom Handel bestimmt werden. Ihr Umsatz ist aber auch ohne WSV dauerhaft "sehr stabil, aber im Dezember natürlich vermehrt", sagt Mitarbeiter Reinhard Kreitmair. Für den Buchladen ist die aktuelle Wetterlage sogar gut. Kreitmair sagt: "Da kommen mehr Menschen den Berg in der Altstadt hoch." Aber selbst wenn der Berg verschneit und glatt gewesen wäre, hätten die Kunden die Buchhandlung Wittmann erreicht. Kreitmair sagt: "Wir bieten Bestellungen auch über das Telefon oder das Internet an, dann kann man alles bei Gelegenheit abholen."

Erst bei Gelegenheit vorbeizukommen, funktioniert im Laden von Markus Bopfinger nicht - ihm gehört das Blumenfenster Dachau. In den Wintermonaten kommen die Dachauer regelmäßig zu ihm, "um sich ein bisschen Grün ins Haus zu holen", sagt er. Damit verdienen sie einen großen Teil des Jahresumsatzes. Gerade am ersten Advent und an Heiligabend hatten sie eine "extreme Steigerung im Umsatz." Wenn jetzt der Winter kommt, "bleibt der Januar wie in den vergangenen Jahren der ruhigste Monat", sagt Bopfinger. Aber schon in ein paar Wochen, zum Valentinstag, geht es im Blumenladen wieder rund.

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