Dachau:Das Söder-Löwl-Duett im Dachauer Schloss

Zum Ärger vieler Teilnehmer inszeniert der Landrat den Landkreis-Empfang als kleinen CSU-Parteitag mit dem Finanzminister.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Vierkirchens Altbürgermeister Heinz Eichinger erzählt lieber euphorisch vom Theatererfolg in seiner Gemeinde mit einem Willy-Bogner-Stück. Zum Jahresempfang des Landkreises im Dachauer Schloss fällt ihm bloß ein: "Er ist doch sehr parteipolitisch." Eichinger war in seiner Zeit als maßgeblicher Kreispolitiker der SPD ein enger Kooperationspartner der CSU. Insofern kann die Anmerkung als deutliche Kritik an Landrat Stefan Löwl (CSU) und dessen Inszenierung der Veranstaltung mit dem bayerischen Finanzminister Markus Söder (CSU) verstanden werden. Grünen-Sprecherin Marese Hoffmann zeigt sich genervt. "Was Söder mit Martin Güll gemacht hat, geht nicht." Den SPD-Landtagsabgeordneten und Kreisrat kanzelte er ironisch als Politiker ab, mit dem er "ein ganz herzliches Verhältnis" pflege. Höhnisches Lachen im Plenum.

Außerdem gebe es zwei Abgeordnete der CSU, die hervorragende Arbeit im Landkreis leisteten.

Sehr lautes Lachen. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, der Schwabhausener Bürgermeister Josef Baumgartner, gibt sich am Donnerstag, einen Tag nach dem Empfang, gelangweilt gelassen. "Das war schon eine gegenseitige Lobhudelei unter CSU-Politikern." Dann stichelt er gegen den Finanzminister: "Dass Söder den Applaus des Publikums als angemessen bezeichnet, habe ich jetzt schon dreimal hintereinander gehört." Mit anderen Worten: "Es reicht." Der Zorn vom Mittwochabend hat bei Marese Hoffmann noch nicht nachgelassen. Sie schimpft: "Wer den Landkreis auf die CSU reduziert, missachtet einen Großteil der Landkreisbevölkerung und die Vielfalt unserer Kultur."

Söder ist zurzeit im Landkreis sehr oft unterwegs. In Markt Indersdorf drückte er beispielsweise auf einen Startknopf für das schnelle Internet. Auf der Vernissage der Georg-Baselitz-Ausstellung vor einigen Wochen hielt er eine launige Rede, und jetzt war er schon wieder an selber Stelle als Hauptredner beim Empfang des Landrats für die Kreisräte, Bürgermeister und Vertreter von Wohlfahrtsorganisationen oder von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk dabei.

Söder oder Aigner

Bekanntlich befinden sich Markus Söder und die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner in einem Konkurrenzkampf um die Nachfolge für Ministerpräsident Horst Seehofer. Weil sich der Finanzminister im Landkreis Dachau so oft - freudig begrüßt - sehen lässt, könnte sich der Eindruck aufdrängen, dass die hiesige CSU ihre Präferenz schon getroffen hat. Dabei müsste doch Aigner als Vorsitzende der oberbayerischen CSU die Favoritin sein. Darauf antwortet Stefan Löwl der SZ, dass der Finanzminister mehrmals eingeladen worden und gekommen sei. Spekulationen überlasse er anderen.

Der Landkreis-Empfang entwickelte sich zum Ende hin in ein Duett zwischen Löwl und Söder. Der Finanzminister lobte den Landrat: "Du bist der richtige Mann an der richtigen Stelle." - "Du machst das ganz hervorragend." - "Du hast einen super Draht in die Landeshauptstadt und in das Finanzministerium." Da lachte der Landrat und mit ihm freuten sich die beiden CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath und Anton Kreitmair. Die gelten seit dem Mittwochabend im Schloss nicht nur als Söders "Parteifreunde", sondern als dessen "Freunde".

Der Landrat lobte ebenfalls viele Persönlichkeiten: die Volksbank-Raiffeisenbank, weil ihr die Georg-Baselitz-Ausstellung im Schloss zu verdanken sei. Deswegen fand die Löwl-Veranstaltung auch dort statt. Aber er rückte sofort die aus seiner Sicht wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Machtverhältnisse zwischen der Genossenschaftsbank und der Sparkasse zurecht. Das kommunale Geldinstitut, sagte er, "ist in meinem Herzen die Nummer eins". Er würdigte die Verdienste von Altlandrat Hansjörg Christmann (CSU), dem Söder jugendliche Vitalität bescheinigte, und hob dessen Bedeutung als Ratgeber hervor. Er fügte er hinzu, dass Christmann die Funktion ausfülle, "ohne belehrend zu sein" und sich nicht aufdränge.

Dritter Jahresempfang

Zum dritten Mal veranstaltete Löwl den Jahresempfang. Im Jahr 2014 präsentierte er Kunstankäufe im Landratsamt. 2015 gab es dort einen Tag der offenen Tür. Dieses Jahr sollten sich Bürgermeister, Kreisräte und Vertreter des Ehrenamts im Dachauer Schloss zusammenfinden. Am Ende trat die Münchner Stadträtin Ursula Sabathil (Freie Wähler) auf. Nach Angaben Löwls im offiziellen Auftrag von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Sie hob zu einer Hymne auf Söder an. Wenn der Finanzminister an einer Talkshow im Fernsehen teilnehme, schaue sie immer zu. Denn: "Sie sind so knackig." Das Publikum lacht. Sabathil: "Ich meine das nicht körperlich." Das Lachen wird stärker. Die Stadträtin: "Aber schon auch." Söder lacht nicht. Danach schenkte sie dem Dachauer Landrat eine kleinere Schachtel Pralinen "zum Verteilen" für geschätzt 250 Gäste. Finanzminister Söder hingegen brachte da mehr mit. Demonstrativ inszenierten er und Löwl einen Zuschuss von 1,18 Millionen Euro für den Anbau an die staatliche Realschule in Dachau als herausragende Hilfe. Tatsächlich handelt es sich nach Auskunft der Pressestelle des Finanzministeriums um den üblichen Betrag, der dem Landkreis für Schulbauten entsprechend der förderfähigen Baukosten zusteht. Der Staat muss noch eine weitere Million überweisen.

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