Dachau:Das Sechs-Stunden-Chaos

Park and Ride

Auf dem Pendlerparkplatz wie auch in den Wohnstraßen östlich der Bahn bis hin zum Sportgelände des TSV Dachau 1865 ist werktags alles zugeparkt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Werktags zwischen elf und 17 Uhr ist der Parkdruck rund um den S-Bahnhof am größten. Zur Entzerrung gibt es jetzt zwei Vorschläge.

Von Petra Schafflik, Dachau

Parkplätze rund um den S-Bahnhof Dachau sind Mangelware. Da nach wie vor viele Pendler mit dem Auto zum Zug fahren, wird im Umfeld der Bahnstation dicht und auch nicht immer regelkonform geparkt. Anwohner finden deshalb dort oft keinen Stellplatz mehr. Wie das Parken rund um den Bahnhof in den Griff zu kriegen ist, das hat jetzt im Auftrag der Stadt das Münchner Verkehrsplanungsbüro Gevas geprüft. Laut Geschäftsführer Christoph Hessel, der das Ergebnis im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Stadtrats präsentierte, könnte ein Konzept mit Gebühren am P & R- Parkplatz plus Anwohnerlizenzen in den Wohngebieten das Parkchaos beenden. Nachdem die Studie zum Parkraummanagement den Stadträten erst in der Sitzung aktuell präsentiert wurde, beschloss das Gremium einstimmig, die vertiefende Diskussion zu vertagen.

Rund um den Bahnhof liegen nach den Erhebungen der Experten 1300 öffentliche und 630 private Autostellplätze. Dennoch reichen die Kapazitäten oft nicht aus. Einen Tag lang hat Gevas in der Betriebszeit der S-Bahn die Parkplatzbelegung akribisch erfasst. Und zwar auf dem Pendlerparkplatz wie auch in den Wohnstraßen östlich der Bahn bis zum Sportgelände des TSV 1865 und westlich im Gebiet bis zum Medizinischen Versorgungszentrum. Von den Pendlern, die morgens um 4.49 Uhr die erste S-Bahn nach München erreichen müssen, bis kurz vor zwei Uhr nachts, wenn der letzte Zug aus der Stadt angekommen ist.

Um elf Uhr ist der Parkplatz am vollsten

Was Dachauer aus eigenem Erleben wissen, wurde nun mit konkreten Zahlen und belastbaren Daten untermauert: "Ab sechs Uhr nimmt der Parkdruck zu, ein Maximum ist gegen elf Uhr erreicht und nach 17 Uhr findet wieder jeder einen Parkplatz", fasste Hessel die detaillierten Statistiken zusammen. Wichtige Erkenntnisse, denn sollte sich der Stadtrat für Anwohnerlizenzen entscheiden, müssen Parkdruck und Stellplatzmangel für die Bevölkerung belegt werden, so der Verkehrsexperte. Vor diesem Hintergrund hält Hessel im westlichen Bereich eine Anwohnerzone nur grenzwertig begründbar, eine Parkraumbewirtschaftung mit Parkscheibe oder Gebühren aber denkbar. Im Osten dagegen wäre eine Anwohnerzone machbar, kombiniert mit Parkgebühren am P & R-Parkplatz. Ob zusätzliche, neue Stellflächen geschaffen werden sollen, sei eine politische Entscheidung. "Sie können doppelt so viele Parkplätze anlegen, auch die werden gefüllt sein." Die Pendlerparkplätze massiv zu reduzieren oder gar abzuschaffen, wie Bauamtsleiter Michael Simon abfragte, rät der Experte nicht.

Ein geordnetes Parkraummanagement wird die Stadt jedoch Geld kosten. Christoph Hessel kalkulierte mit laufenden Kosten von 80 000 Euro, denen Einnahmen zwischen 50 000 bis 70 000 Euro gegenüberstehen. Die Stadträte mochten es nicht glauben. Schließlich erheben viele Gemeinden im Münchner S-Bahn-Netz Parkgebühren. "Und die zahlen alle drauf?", wunderte sich Stadtrat Bernhard Sturm (Bündnis für Dachau). Wegen der Kosten habe Karlsfeld von einer Ausweitung des gebührenpflichtigen Parkplatzes abgesehen, erklärte Hessel.

Nicht detailliert zur Sprache kam das Beispiel Petershausen, wo der gebührenpflichtige Parkplatz seit 2012 im Auftrag der Gemeinde von der Münchner Park & Ride GmbH bewirtschaftet wird, und zwar kostendeckend. Nun wollen sich die Stadträte mit der umfangreichen Studie erst einmal in den Fraktionen beschäftigen. Daher wurde eine Diskussion über mögliche Maßnahmen einstimmig vertagt.

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