Dachau:Das große Versprechen auf mehr

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Auf der Schlossausstellung der Künstlervereinigung stellt OB Hartmann eine intensive Förderung der Kunst in Aussicht.

Von Bärbel Schäfer

Monika Siebmanns versagte die Stimme. Umringt von 13 Künstlern aus fünf verschiedenen Nationen und den Mitgliedern der Künstlervereinigung Dachau, die sie bei dem Mammut-Projekt unterstützt hatten, war sie auf der Treppe zum Schlosssaal nur mehr zu dem einen Satz fähig: "Auf diesen Moment im Dachauer Schloss habe ich zwei Jahre gewartet." Dann nahm sie in einer Mischung aus Rührung und Erschöpfung den herzlichen Applaus entgegen, der ihr aus den eigenen Reihen und vom zahlreichen Publikum im Vestibül entgegenbrandete.

Noch als Vorsitzende der Künstlervereinigung hatte Monika Siebmanns nicht nur die Idee zur internationalen Schlossausstellung "Treffpunkt Dachau - Ursprung und Gegenwart", sondern forcierte und organisierte auch die dreiwöchigen Workshops der Gastkünstler in der Dachauer Sommerakademie und die parallel zur Schlossausstellung laufenden Einzelausstellungen in der Kleinen Altstadtgalerie, in der Neuen Galerie und im Wasserturm. Dass der organisatorische Aufwand diesmal immens war, brachte auch die stellvertretende Landrätin Marianne Klaffki zum Ausdruck. "Sie hätten viele Hände gebraucht, aber Sie hatten nur zwei", wandte sie sich an Monika Siebmanns. "Kunst verbindet nicht nur Völker, sondern bringt Menschen zusammen", so Klaffki, und sei in diesem besonderen Fall auch ein Geschenk gegenseitiger Wertschätzung.

Die Begeisterung über den internationalen Auftritt in Dachau war auch Oberbürgermeister Florian Hartmann deutlich anzusehen. In einer sympathischen und sattelfesten Rede bezeichnete er in Anwesenheit von Alt-Landrat und Kunstförderer Hansjörg Christmann die Schlossausstellung als eine der ambitioniertesten und interessantesten der vergangenen Jahre, die vor allem einem bewunderungswürdigen persönlichen Einsatz zu verdanken sei. "Der Kontakt von Mensch zu Mensch; das ist es, was wir uns auf internationaler Ebene wünschen", sagte Hartmann. Die internationalen Künstler seien schließlich auch Multiplikatoren, die es gelte noch viel stärker zu fördern. Am Vortag von einer Euroart-Tagung aus Worpswede zurückgekehrt, hat Hartmann einen direkten Vergleich zu anderen ehemaligen europäischen Künstlerkolonien und deren Aktivitäten. Was Dachau im Bereich der zeitgenössischen Kunst leiste, bezeichnete er als herausragend. In dem Verein Euroart haben sich viele der ehemaligen europäischen Künstlerkolonien zusammengeschlossen.

Außerdem versprach Oberbürgermeister Hartmann, die zeitgenössische Kunst zukünftig noch stärker ins Licht der Öffentlichkeit zu stellen als bisher. "Nur mit interessanten Kulturprojekten können wir den Blick auf Dachau richten und es als lebendige und internationale Stadt der Kultur darstellen." Zum Projekt gehört auch, dass die Gastkünstler in der Ruckteschell-Villa, im Ludwig-Thoma-Haus und bei befreundeten Künstlern wohnen konnten.

Unter den vielen Vernissagegästen begrüßte der neue KVD-Vorsitzende Johannes Karl auch die Honorarkonsulin von Paraguay Norma Netto de Stengel sowie Gisela von Thümen als ehemalige Leiterin des Deutsch-Paraguayischen Kulturinstitut begrüßen. Den langjährigen und engen Kontakten von Bruno Schachtner nach Paraguay, von Claudia Flach nach Brasilien, von Kathrin Schürmann nach Südafrika und Monika Siebmanns nach Russland ist dieses wunderbare und ungewöhnliche Projekt zu verdanken. Die Schlossausstellung ist nun der krönende Höhepunkt.

Dass die Durchführung mit so vielen Künstlern aus verschiedenen Nationen schwierig war, bestätigten auch Barbara Trommeter und Georg Szabo. Das Fotografenpaar betreute gemeinsam mit Nina Märkl und Mayumi Yamakawa Transport und Aufbau. "Wir wussten bis zum letzten Tag nicht, was daraus wird." Insgesamt 26 Künstlerinnen aus dem Ausland und aus Dachau präsentieren bis zum 31. August dort gemeinsam ihre Kunstwerke. Ein spannendes und hochinteressantes Projekt, offenbaren sich doch die unterschiedlichen Wurzeln und Kulturkreise in den Ausdrucksweisen, stehen selbstbewusst nebeneinander, beeinflussen sich gegenseitig oder grenzen sich deutlich voneinander ab.

Wo sind die Übergänge von den indigenen zu zeitgemäßen Interpretationen, wo emanzipiert sich die Kunst von ihren Wurzeln? Neugierig machen Anatol Donkans an die Wand gespannter russischer Schamanenmantel aus Fischhaut und die großen schamanischen Ornamentbilder, die an Tribal-Tattoos erinnern. Die deutsche Antwort darauf ist Margot Krottenthalers "Thiermantel" aus Lammfell mit angehefteten Plastiktieren aus einem Miniaturzoo

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