Dachau:Das große Geklapper

Dachau: Mal laut, mal leise, immer humorvoll: Jess Jochimsen.

Mal laut, mal leise, immer humorvoll: Jess Jochimsen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Kabarettist Jess Jochimsen kann auch leise sein

Von Jana Korff, Dachau

"Wenn die Lärmempfindlichkeit zunimmt, werde ich dann alt?" Dann müsse er sich aber beeilen, denn als Lebensziel, verrät der 45-jährige Jess Jochimsen, würde ihm Griesgram gut gefallen. Nicht nur wegen des schönen Klangs. Mit Griesgram jedoch kann man den in schwarzem Anzug gekleideten, auf dem Barhocker sitzenden Mann nicht verbinden. Im Gegenteil: Der Mann auf der Bühne im Gemeindesaal der Friedenskirche bringt das Publikum am Freitagabend herzhaft zum Lachen.

Ist man schon ein Griesgram, wenn einen der Laubbläser des Nachbarn um acht Uhr morgens in Rage versetzt? Leise hätte er es gern. "Ich möchte das Leben eines leisen Menschen führen, aber das geht nicht, denn die anderen sind ja auch noch da." Wodurch man in seiner Alltagsruhe gestört wird, und welche Methoden es gibt, dagegen vorzugeben, serviert Jess Jochimsen seinem Publikum verpackt in kleine Geschichten. Wie würde das Gegenüber wohl reagieren, wenn man einfach mal "ich möchte aber nicht" als Antwort gibt? Oder man orientiert sich an den Kindern. Wenn diese sich für etwas nicht interessieren, halten sie sich einfach die Ohren zu. "Wäre das nicht schön?"

In "Für die Jahreszeit zu laut" durchläuft der Kabarettist die Tücken und Töne von Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Jede Jahreszeit wird mit "ihrem spezifischen" Lied verabschiedet und mit Bildern voll Witz und Ironie untermalt. Der Frühling, die hoffnungsvollste Jahreszeit wird musikalisch mit einem Glockenspiel begleitet. Nicht nur durch Schulgeschichten schwelgt der Freiburger in Erinnerungen. Geboren ist dieser in München, zur Schule ging er im Landkreis Ebersberg und auch Dachau kennt er gut.

Sein Stück ist voll Ironie, Sarkasmus und Esprit und wird durch Improvisation, jede Menge Metaphern und Gesang kurzweilig und lebhaft. Der Künstler selbst präsentiert seine verschiedenen Facetten. Zeigt sich als Kabarettist, Fotograf, Musiker, als Vater und auch als Sohn. Neben der Lärmbelästigung im Alltag spielen auch politische Themen wie Russland oder die Autobahnmaut eine Rolle, sie werden in Frage gestellt und durch "politische Wegwerflieder" in der Sommerjahreszeit und eine "politische Selbstanklage" im Herbst besungen und mit Akkordeon und Gitarre begleitet. Der Winter ist laut Jochimsen die lauteste Jahreszeit, aber letztlich gesteht er, dass es ab und zu auch in Ordnung ist, laut zu sein. Wut muss laut rausgelassen werden. Nicht dass man noch zum Griesgram wird. "Die Geschichten um uns rum sind oftmals so laut, man weiß nicht, wo man zuhören und wo lieber weghören sollte." Bei der Geschichte von Jess Jochimsen lohnt es sich, einmal genauer zuzuhören. Versteckte Wortspiele bringen einen zum Schmunzeln. "Wir machen uns einen schönen Abend, Stress haben wir genug", sagt der Künstler selbst über seinen Auftritt.

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