Dachau:Rückschlag für Klinikpartnerschaft mit Israel

Der Förderkreis der Partnerschaft zwischen Amperklinikum und Kaplan Medical Center in Rehovot gibt auf.

Von Helmut Zeller, Dachau

Bitterer Rückschlag in den Beziehungen Dachaus zu Israel: Der Verein "Bayerische Freunde des Kaplan Medical Centers" in Rehovot ist, bevor er noch richtig Fahrt aufgenommen hat, am Ende. Das Finanzamt Freising versagt dem Förderkreis der Kooperation zwischen Helios Amperklinikum und der israelischen Klinik endgültig die Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Ohne diese Bescheinigung aber kann der Verein keine Spenden für das Krankenhaus in Israel sammeln, wie der Vorsitzende Michael Weber erklärt. Vor drei Jahren verband die Kommunalpolitik großartige Pläne mit der Kooperation. Der Verein, dem bekannte CSU-Kommunalpolitiker angehören, wollte politisch wirken und den Weg zu einer Städtepartnerschaft Dachaus mit einer israelischen Kommune ebnen.

Am Mittwoch informierte Vereinsvorsitzender Weber die israelische Seite, die auf die Absage mit großer Enttäuschung und Unverständnis reagierte. Am selben Tag schlug Amperklinikum-Geschäftsführer Christoph Engelbrecht dem Kaplan Center erstmals einen konkreten Austausch von Personal vor. Die Antwort aus Rehovot steht noch aus. Moshe Tal vom Förderkreis der Klinik auf israelischer Seite sagt der SZ: "Es ging nicht nur um einen medizinischen Austausch. Es ging um ein historisches Ereignis in der Aussöhnung zwischen Dachau und Israel." Der Holocaust-Überlebende Abba Naor, der mit ihm die Kooperation vor drei Jahren initiierte, hat kaum mehr Hoffnung: "Ich bin vollkommen enttäuscht. Viele Leute haben viel Zeit und viel Energie in diese Sache investiert. Mehr als ein Jahr lang erzählt man uns, dass es schwer sei, letzten Endes macht man gar nichts mehr."

40 000 Euro Spenden

"Der Verein sucht weiter nach Möglichkeiten, die Gemeinnützigkeit zu erhalten", sagt dagegen Michael Weber, ehemaliger ärztlicher Direktor am Amperklinikum. Auf jeden Fall wird sich der Förderkreis nicht auflösen. Man wolle die Kooperation - natürlich in bescheidenem Maße - begleitend unterstützen, sagt der Schriftführer, Rechtsanwalt Ernst Burgmair. Man könne sich zum Beispiel um Ärzte und Pflegepersonal des Kaplan Centers kümmert - sofern die Klinik jemals welche schickt. Der Verein will dafür die Unterstützung der Stadt und des Landkreises Dachau gewinnen. Weber versteht, wie er sagt, die Enttäuschung. Er teile sie, denn er habe die Partnerschaft mit Herzblut verfolgt. "Wir waren angetreten, einen Beitrag zur Aussöhnung, Unterstützung und Partnerschaft zwischen Rehovot und Dachau und damit zwischen Israel und Deutschland zu leisten. Gerade aus Dachau sollte die Kooperation ein besonderes Zeichen sein."

Nach einem glanzvollen Auftakt mit einem Konzert im Wittelsbacher Schloss im Mai 2013 wurde der Förderkreis gegründet. Nach der Aufbruchsstimmung kehrte jedoch bald schon Funkstille ein. Dem Verein gehören Altlandrat Hansjörg Christmann und der ehemalige Dachauer Oberbürgermeister Peter Bürgel an. Auch Landrat Stefan Löwl (alle CSU) und die CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt unterstützen den Verein, der laut Weber bisher 40 000 Euro Spenden zusammengebracht hat. Angesichts der Probleme, so der Vorsitzende, sei das eine stolze Summe. Aber eine weitere und intensivere finanzielle Unterstützung könne nicht geleistet werden.

Gegen die Kooperation gab es heftige Widerstände in Israel

Abba Naor, 87, vertritt Israel im Stiftungsrat der Bayerischen Gedenkstättenstiftung und sitzt in der Exekutive des Internationalen Dachau-Komitees. Seit den späten Neunziger Jahren führt er mit Schülern, Studenten, Lehrern und Bundeswehrsoldaten Zeitzeugengespräche. Er hat Dachau immer bei der Suche nach einer Partnerstadt unterstützt. Die Kooperation mit dem Kaplan Medical Center haben er und Moshe Tal gegen heftige Widerstände in Israel durchgesetzt. Denn der Name Dachaus erinnert jedermann an die Nazi-Gräuel. Unterstützt wurden sie von Peter Bürgel und Hansjörg Christmann, damals noch Landrat.

Ernst Burgmair sagte, das Finanzamt Freising habe mehrere Anträge abgelehnt. Das liege auch daran, dass man nicht die notwendigen Bescheinigungen einer Gemeinnützigkeit der Klinik in Rehovot beibringen habe können. Die Bundestagsabgeordnete Hasselfeldt hatte die Deutsche Botschaft in Tel Aviv eingeschaltet - jedoch ohne Erfolg. Burgmair spricht von einer engherzigen Auslegung durch die Finanzbehörde. In Israel sind Krankenhäuser in der Hauptsache von Spenden abhängig, um ihren Betrieb aufrecht zu erhalten.

Helios will für zwei Monate eine Ärztin und eine Krankenschwester nach Rehovot schicken. "Wir sehen darin eine Chance, dass die Mitarbeiter über ihre kulturellen Erfahrungen einen Beitrag zur Aussöhnung leisten können", erklärt Weber. Sämtliche Kosten übernimmt Helios. Wir machen, wie Weber sagt, das auch einseitig, falls das Kaplan Center seinem Personal Reise und Aufenthalt in Dachau nicht finanzieren kann.

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