Dachau:Café Weißenbeck verlässt die Altstadt

Der Familienbetrieb gibt die Filiale auf. Die Eigentümer möchten das Haus sanieren.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Erneut verliert die Altstadt eine gastronomische Einrichtung: Wie die Inhaberin bestätigt, schließt das Café Weißenbeck in der Konrad-Adenauer-Straße bereits zum Ende dieser Woche. "In der nächsten Woche haben wir Betriebsurlaub und danach machen wir die Filiale in der Altstadt nicht mehr auf", sagt sie am Telefon. Zu den Gründen möchte sich Annemarie Weißenbeck, die den Familienbetrieb gemeinsam mit ihrer Tochter führt, nicht äußern. Bis zum Jahr 2000 hatte sie auch das Schlosscafé geführt, das für seine Torten und Kuchen berühmt war. Auch damals waren keine Gründe bekannt geworden. Nun bleibt nur noch der Standort im Gewerbegebiet in Dachau-Ost.

Das Gebäude am oberen Ende der Martin-Huber-Treppe, an dem noch immer der verblassende Schriftzug Café Brüller, zu lesen ist, gehört dem Mann der Bündnis-Stadträtin Sabine Geißler. "Seit 1876 ist das Haus in Familienbesitz", sagt Helmut Geißler. Er will das Haus sanieren und außerdem auf dem rückwärtigen Hanggrundstück erweitern. Dass Weißenbeck das Café aufgeben will, habe mit den geplanten Umbauten nichts zu tun. Das hätte allen Mietern schließlich Vorteile gebracht. Vorerst wird er sich mit seinen Plänen ohnehin noch weiter gedulden müssen. Seit etwa zwei Jahren zieht sich das Genehmigungsverfahren hin.

Nun wurde Geißlers Vorhaben am Mittwoch im Bauausschuss diskutiert. Frierend in der Kälte beschauten sich Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und die Stadträte bei einem Ortstermin die Pläne. Es ging um die Frage, wie weit in den Hang hinein gebaut werden darf. Besitzer Helmut Geißler zog die Linie an der Außenkante der Altstadtgalerie. Nach dem Entwurf des Architekten sollte am Hang ein weiteres Wohngebäude entstehen. Zwischen Alt- und Neubau solle genügend Platz für einen geräumigen Innenhof bleiben, erklärte Geißler. Unter den Häusern soll eine Tiefgarage geschaffen werden - sowohl für die Mieter der neuen vier oder fünf Wohnungen als auch die der bestehenden sieben.

Jeder zieht eigene Linien

Doch das Bauamt fand den Plan nicht genehmigungswürdig, es zog die Grenze deutlich weiter oben. Eine Diskussion um natürliche und aufgeschüttete Hangkanten und die Referenzbauten zu beiden Seiten entspannte sich. Auch die Rahmenplanung zur sogenannten Altstadtkrone wurde herangezogen. Diese wurde vor Jahren im Stadtrat festgelegt, ist aber nicht verbindlich und wird vor allem von der CSU kritisch gesehen. Auch das Bauamt bezog sich in seiner Beurteilung nicht auf die Altstadtkrone, sondern zog die Grenze für die zulässige Bebauung noch weiter oben am Hang. Laut Bauherr und Grundstückseigner Geißler sei im Luftbild eine eindeutige Baulücke auf seinem Grundstück zu erkennen, diese wolle er schließen.

Letztlich aber wollten die Stadträte weder dem Vorhaben Geißlers noch Bauamtsleiter Michael Simon so recht folgen und zogen schließlich ihre eigene Linie. Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) hatte als Außengrenze die rückwärtige Front des neuen Wohnhauses neben dem Café Corso ins Spiel gebracht. Diese Linie wurde einstimmig akzeptiert. Geißler will sich damit nicht zufrieden geben. Er hatte ein Rechtsgutachten beauftragt, dieses sei nicht einmal zur Beurteilung heran gezogen worden. Er will nun vor Gericht klären lassen, wo die Grenze für die mögliche Bebauung verläuft.

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