Dachau:Betrunkene Mutter fährt Kinderwagen gegen Zäune

Suchthilfe

Im Landkreis gibt es zahlreiche Stellen, an die sich Alkoholabhängige wie auch deren Angehörige wenden können. Eine Suchtberatung bietet das Gesundheitsamt im Landratsamt Dachau an. Erreichbar ist die Stelle telefonisch unter 08131/74 14-16 oder -17. Geöffnet ist das Gesundheitsamt in der Dr.-Hiller-Straße 36 in Dachau Montag bis Freitag von 8 bis 12 und donnerstags auch von 14 bis 18 Uhr. Treffen der Anonymen Alkoholiker finden an jedem zweiten Dienstag im Monat statt. Ort der Zusammenkünfte ist das Pfarrheim Maria Himmelfahrt, Gröbenrieder Straße 13, in Dachau, Beginn jeweils um 19.30 Uhr. Die Fachambulanz für Suchterkrankungen kpb (Klientenzentrierte Problemberatung) hat ihre Räume in Dachau in der Münchner Straße 33, telefonisch ist sie unter 08131 /8 26 25 erreichbar. Wie Gesundheitsamt und kpb berät auch die Caritas nicht nur Betroffene, sondern auch Angehörige, Telefon 08131/29 81 400. vgr

Die Polizei wird am Wochenende gleich zu vier Fällen schweren Alkoholmissbrauchs gerufen.

Die Dachauer Polizei hatte am Wochenende mit mehreren stark betrunkenen Menschen zu tun, die sich selbst und andere gefährdeten. Besonders erschreckend ist der Fall einer 19-jährigen Mutter, die von den Polizisten mit zwei Promille Blutalkohol aufgegriffen wurde.

Die Frau hatte am Samstagabend gegen 20 Uhr einen Kinderwagen in Schlangenlinien durch Hebertshausen geschoben. Mehrmals fuhr sie dabei gegen Zäune und kam vom Gehweg auf die Straße ab. Das neun Monate alte Kind sei dabei zweimal beinahe aus dem Wagen gestürzt, teilt die Polizei mit. Deshalb griff eine Passantin ein. Sie kümmerte sich um das Kind und wählte den Notruf. Die 19-Jährige reagierte äußerst aggressiv, schrie laut und wehrte sich gegen einige Jugendliche, die helfen wollten, sie zu beruhigen. Die Polizisten fesselten sie sogar kurzzeitig, damit die Sanitäter sie behandeln konnten. Die Frau wurde ins Krankenhaus gebracht und das Kind für eine Nacht in Obhut gegeben. Es sei in diesen Fällen üblich, das Jugendamt zu verständigen, teilt die Polizei mit. Zudem wird in Fällen, in denen Menschen offensichtlich alkoholabhängig sind, auch das Gesundheitsamt des Landkreises Dachau verständigt.

Mehr als vier Promille im Blut

So war es wohl auch im Falle eines 47-jährigen Mannes. Ihn hatte die Polizei bereits am sehr frühen Freitagmorgen in Hilgertshausen festgenommen, weil er in eine Pizzeria eingebrochen war und alkoholische Getränke gestohlen hatte. Nach der Ausnüchterung wurde der Mann im Laufe des Freitags wieder frei gelassen. In der Nähe seiner Wohnung ging er jedoch auf eine 39 Jahre alte Nachbarin los. Erst als dieser zwei weitere Nachbarn zu Hilfe kamen, verließ er das Grundstück der Frau. Als die Polizisten den Mann am Samstag wegen dieses Vorfalls aufsuchten, hatte er mehr als vier Promille im Blut; er wurde ins Krankenhaus gebracht. Am Abend stahl er sich heimlich davon und ging in einen Supermarkt, wo er eine Flasche Sekt austrank. Eine Verkäuferin, die gesehen hatte, wie er die leere Flasche einfach zurückstellte, sprach ihn an. Daraufhin floh der Mann zurück ins Krankenhaus.

Stark betrunken randalierte etwa zur selben Zeit ein 44-jähriger Mann in einem Dachauer Bordell. Er wurde zunächst hinausgeworfen, fuhr mit seinem Auto davon, kam dann zurück und trat die Tür des Bordells ein. Polizisten nahmen den Mann, der knapp zwei Promille Alkohol im Blut hatte, fest und entzogen ihm den Führerschein.

Betrunken vom Fahrrad gestürzt

Immerhin nur sich selbst schädigte ein Mann, der in der Theodor-Heuss-Straße nahe der Grundschule Augustenfeld von seinem Fahrrad stürzte. Der 75-Jährige zog sich eine Platzwunde zu, die im Krankenhaus behandelt werden musste. Er hatte mehr als zwei Promille Alkohol im Blut. Eine allgemeine Häufung solcher Fälle kann die Polizei nicht feststellen. Als Unfallursache im Straßenverkehr ist Trunkenheit sogar zurück gegangen, von 69 Fällen 2014 auf 47 im Jahr 2015. Das Gesundheitsamt kann Betroffene zu Gesprächen auffordern.

Wenn die Gefahr besteht, dass sie auch andere gefährden, kann die Polizei den Termin im Gesundheitsamt anordnen. Dass sich zumindest die junge Mutter und der Ladendieb ihres Problems bewusst sind, zeigt die Beobachtung der Polizisten, dass beide sich im Krankenhaus miteinander über ihre Sucht austauschten und sich laut Polizeibericht gegenseitig darin bestärkten, dem "Teufelszeug" Alkohol abzuschwören.

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