Dachau /Berlin:Zu Besuch bei der Kanzlerin

Sternsinger

Die Dachauer Sternsingerinnen Miriam Verweyen (links) und Magdalena Liebert treffen am Montag Kanzlerin Angela Merkel in Berlin.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die vier Dachauer Ministranten Magdalena, Miriam, Paul und Dennissind beim Sternsinger-Empfang in Berlin eingeladen.

Von Maximilian Böttcher, Dachau /Berlin

Beim Sternsinger-Empfang von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag wird auch eine Gruppe aus der Dachauer Pfarrgemeinde Sankt Peter dabei sein. Die Ministranten Magdalena, Miriam, Paul und Dennis fahren an diesem Sonntag nach Berlin. Nach mehreren Preisausschreiben und Losungsverfahren wurden die vier Dachauer Ministranten als Vertreter des Erzbistums München-Freising ausgewählt. Das Kanzleramt hat, wie jedes Jahr, Sternsinger aus allen Diözesen zum gemeinsamen Singen in die Hauptstadt eingeladen. Auch im Landkreis sind wieder zahlreiche Sternsinger unterwegs. In diesem Jahr ziehen sie unter dem Motto "Segen bringen, Segen sein" von Haus zu Haus. Nach katholischem Brauch bekommt, wer sich vorher angemeldet hat, von den Jugendlichen das Kürzel "20*C+M+B+17" an die Haustür geschrieben. Es steht für den lateinischen Spruch "Christus mansionem benedicat". Dadurch soll dem Haus und dessen Bewohnern Gottes Segen zuteil werden.

Bevor Magdalena und Miriam Sternsingerinnen wurden, waren die beiden Ministrantinnen in der Dachauer Pfarrgemeinde. "Ich hab die Älteren immer oben beim Altar stehen sehen und das wollte ich dann unbedingt auch dürfen", erzählt Magdalena. Inzwischen haben die beiden ganz andere Ambitionen als nur, den Gottesdienst von oben zu überblicken. Seit mehr als sieben Jahren sind die zwei nun schon als Sternsingerinnen unterwegs und sammeln Spenden für Menschen in Not. Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" ist weltweit die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder.

Dieses Jahr wird mit dem gesammelten Geld das Projekt "Gemeinsam für Gottes Schöpfung - In Kenia und weltweit" unterstützt. Für Miriam alias Balthasar ist es selbstverständlich, ihre Freizeit zu opfern, um anderen zu helfen: "Ich möchte sehen, dass unsere Aktionen etwas bringen, und alle Sternsinger zusammen können wirklich etwas bewirken." Und das tun sie tatsächlich. Bundesweit kamen im vergangenen Jahr 46,2 Millionen Euro an Spenden zusammen, 2,8 Millionen davon allein aus dem Erzbistum München-Freising. Mit dem Geld konnten in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte verwirklicht werden. In einem afrikanischen Dorf wurden zum Beispiel Brunnen und Gemüsefelder angelegt, durch die sich die Lebenssituation der Bewohner signifikant verbessert hat. Dieses selbstlose Verhalten soll honoriert werden, und deswegen hat Kanzlerin Angela Merkel die engagierten Sternsinger nach Berlin eingeladen.

Nervös, aber voller Vorfreude

Für den großen Tag proben die Dachauer auch schon fleißig. Die mehr als hundert geladenen Sternsinger haben sich auf drei Lieder geeinigt, die sie der Kanzlerin und ihrem Stab präsentieren wollen. Damit alles reibungslos funktioniert, reisen die Ministranten schon einen Tag vor dem Auftritt an, um noch in aller Ruhe gemeinsam proben zu können. "Klar sind wir nervös, aber genauso sehr freuen wir uns auch, die Kanzlerin zu treffen", sagen Miriam und Magdalena unisono.

Doch so ernst wie an diesem Wochenende geht es bei den Sternsingern nicht immer zu. Während sie in kleinen Gruppen von Haus zu Haus ziehen, haben sie auch jede Menge Spaß. Wenn man mehr als vierzig Haushalte zu Fuß abklappern muss und mehrere Stunden unterwegs ist, kann schon mal die Konzentration nachlassen: "Einmal standen wir vor einem Haus, das wir segnen sollten, und wollten die Kohle für unseren Weihrauch anzünden. Da es aber total windig war, hat es einfach nicht geklappt, und am Ende hatten wir fast zwanzig Kohlen verbraucht, ohne auch nur ein kleines bisschen Weihrauch zu erzeugen. Irgendwann hat sich eine Nachbarin unsrer angenommen und uns ein richtiges Feuerzeug geschenkt", erzählt Magdalena, die als Melchior auftritt.

Nicht immer geht es so glimpflich aus. Es kam schon vor, dass im Eifer des Gefechts Kostüme angekokelt und Türrahmen mit dem goldenen Stern zerkratzt wurden. Besagter Stern, der den Königen den Weg nach Bethlehem zeigen sollte, hat auch schon des öfteren die ein oder andere Zacke verloren. Und sogar an Rauchmelder, die überempfindlich auf den Weihrauch reagieren, haben sich die zwei inzwischen gewöhnt.

Der letzte große Auftritt

Sternsingen ist nichts für Weichlinge. Bei den für dieses Wochenende angekündigten zweistelligen Minusgraden kann ein dreistündiger Fußmarsch zur Tortur werden. "Wir ziehen unsere dicksten Winterjacken unter die Kostüme und sehen dann aus wie dicke Kugeln, aber es ist ja für einen guten Zweck", erklärt Magdalena. Und es lohnt sich. Nach vollbrachtem Werk dürfen sich die Sternsinger über ein von den Eltern gesponsortes Drei-Gänge-Menü freuen. Traditionell gibt es Gurkensalat, Lasagne und Mousse au Chocolat. Ein wahrhaft königliches Mahl. Brigitta Grimm, die Gemeindereferentin von Sankt Peter, ist sehr zufrieden mit ihren fleißigen Schützlingen. "Ich freue mich vor allem, dass genügend Nachfrage besteht. Immer mehr Leute möchten unsren Segen über ihrer Tür stehen haben."

Dieses Jahr wird leider das letzte für die zwei Dachauer Sternsingerinnen sein. "Wir werden langsam zu alt", sagt Magdalena, nicht ohne Wehmut in der Stimme. "Es ist an der Zeit, Platz für die nächste Generation zu machen." Doch was wäre ein besserer Abschluss für eine Sternsingerkarriere, als der Regierungschefin persönlich die Hand zu schütteln und dabei zu wissen, das man die letzten Jahre über etwas wirklich Großartiges geleistet hat.

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