Dachau:Ausgekontert

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Wann der TSV Dachau 1865 tatsächlich sein neues Sportgelände bauen kann, ist ungewisser denn je. Die CSU will sich zu keiner Entscheidung drängen lassen und verweist auf einen nicht öffentlichen Stadtratsbeschluss

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Die maßgeblichen Vertreter des TSV Dachau 1865 mussten am Donnerstagabend widerspruchslos zur Kenntnis nehmen, dass ihre Aussiedlungspläne und der damit einhergehende Neubau einer kompletten Sportanlage im Stadtteil Augustenfeld entgegen ihren Erwartungen noch geraume Zeit dauern wird. Auf der CSU-Veranstaltung mit dem Thema "Zukunft Dachau" sagte der Fraktionssprecher im Stadtrat, Dominik Härtl, dass sich weder die CSU noch die übrigen Fraktionen in diesem maßgeblichen Vorhaben zu Entscheidungen drängen ließen: "Dass es morgen nicht schon passiert, gehört auch zur Wahrheit dazu."

Auf der nicht-öffentlichen Sitzung des Hauptausschusses am Dienstag ist ein Beschluss gefallen, der zu wesentlichen Änderungen des TSV-Antrags geführt haben muss. CSU-Sprecher Härtl wollte sich öffentlich nicht weiter dazu äußern. Gleichwohl zeigte er sich erstaunt, dass die Stadtverwaltung dem TSV-Vorstand unter Sebastian Stirner nicht rechtzeitig die neuen Beschlüsse mitgeteilt habe. Härtl sagte im Schützenhaus vom Drei Rosen: "Es war vereinbart, dass der TSV vor unserer Veranstaltung informiert wird."

Deshalb skizzierte er kurz die Linie der Änderungswünsche. Sie betreffen anscheinend sowohl den Entwurf für das neue Sportgelände östlich der Theodor-Heuss-Straße als auch die Pläne für das alte auf der westlichen Seite. Dafür liegt seit Jahren ein heftig umstrittener Plan vor. Die Anlieger protestierten bereits mehrmals gegen die Bebauung. Der TSV muss das Areal verkaufen, um sich die neue Sportanlage leisten zu können. Der Anwohner-Kritik schloss sich jetzt die CSU an. Härtl: "Die Bebauung ist uns zu dicht."

Der TSV 1865 Dachau verfügt über einen Optionsvertrag mit dem Dachauer Bauträger Herbert R. Ullmann, der nach Darstellung des Vorsitzenden Sebastian Stirner noch bis 2015 gültig ist. Der Entwurf stammt aus einer Zeit, als Stirners Vorgänger Richard Reisböck noch Mitarbeiter am städtischen Bauamt war. Der Unmut der Anlieger richtete sich auch gegen die angeblich engen persönlichen Kontakte zwischen Reisböck und Ullmann. Der neue Ehrenvorsitzende verwahrte sich stets gegen den Vorwurf der Mauschelei und sagte der SZ (Ausgabe vom 10. Oktober 2014 "Der Unvollendete") zu dem Vertrag mit Ullmann , der seit 2006 besteht: "Das war damals der einzige Interessent".

In einer schriftlich vorliegenden Erklärung hält Hansjörg Treu von der Dachauer Central Bau GmbH dagegen: "Bei allem Respekt vor der Lebensleistung von Richard Reisböck und seinem Einsatz für den TSV Dachau 1865, in einem Punkt muss ich ihm aber entschieden widersprechen." Dann führt er aus, dass er versucht habe, sich um den Kauf des Sportareals zu bewerben: "Ich kann das so sicher behaupten, da ich mit meinem Unternehmen zu dieser Zeit sehr aktiv tätig war und natürlich sehr interessiert gewesen wäre, wie so manch anderer auch. Es war einfach so, dass die Grundstücksangelegenheit, wie bei Herrn Ullmann nicht ganz unüblich, intern zwischen ihm und Herrn Reisböck ,ausgekartelt' wurde, so dass andere Interessenten keinesfalls zum Zuge kommen konnten." Deshalb fordert Treu ein neues Vergabeverfahren mit klaren Richtlinien der Stadt Dachau zum neuen Baugebiet. "Bei den vielen öffentlichen Geldern, die für das Gesamtprojekt notwendig sein werden, wäre ein transparentes Vergabeverfahren absolut angemessen gewesen."

Der neue TSV-Vorsitzende Sebastian Stirner sagte der SZ, dass er Treus Darstellung klären wolle. Auf der CSU-Veranstaltung wies er die Kritik am Entwurf für die Bebauung des alten Sportgeländes als unzeitgemäß zurück. In einer Zeit, in der Wohnraum dringend benötigt werde, müsse gerade bei einem Areal, wie es der TSV besitzt, nämlich direkt an der S-Bahn eine dichte Bebauung möglich sein.

Die Diskussion mit der CSU habe ihn unvorbereitet getroffen, sagte Stirner der SZ nach der Veranstaltung. Er habe zwar schon zuvor vernommen, dass es einige Kritikpunkte innerhalb des Stadtrats gebe. Auf die Frage, ob er erst jetzt offiziell erfahren habe, dass es so schnell mit der Aussiedlung des Sportvereins nichts wird, antwortete er: "So ist es." CSU- und TSV-Mitglied Wolfgang Beil bat schließlich um eine zügige Behandlung des Vorhabens: "Ich bin jetzt 75 Jahre alt, ich möchte den Umzug noch erleben."

© SZ vom 08.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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