Umzug des TSV Dachau:Ausgebremst

Umzug des TSV Dachau: Sebastian Stirner, 33, hat im November den Vorsitz im TSV 1865 übernommen. Der Verein hat 2300 Mitglieder.

Sebastian Stirner, 33, hat im November den Vorsitz im TSV 1865 übernommen. Der Verein hat 2300 Mitglieder.

(Foto: Niels P.Jørgensen)

Die Umzugspläne des TSV Dachau 1865 geraten nach der Bauausschusssitzung erneut ins Stocken. Der Vereinsvorsitzende befürchtet eine "Hinhaltetaktik".

Von Viktoria Großmann, Dachau

Beim TSV 1865 ist man enttäuscht. Wieder geht nichts voran. Im Bauausschuss am Dienstag hatte Bauamtsleiter Michael Simon gesagt, es könne noch bis zu drei Jahre dauern, bis ein Bebauungsplan für das TSV-Gelände an der Jahnstraße zur Abstimmung vorliege. So lange kann nicht seriös eingeschätzt werden, was das Grundstück wert ist und so lange kann der TSV seine Kosten für den Erwerb des neuen Grundstücks und den Bau der neuen Sportanlage nicht planen. Vorfinanzieren könne der Sportverein jedenfalls nicht, sagt Vorsitzender Sebastian Stirner. Der sich ganz offensichtlich ein anderes Ergebnis von der Sitzung erwartet hatte. "Damit haben wir nicht gerechnet", sagte er. "Das stimmt uns sehr nachdenklich."

CSU-Stadträtin Gertrud Schmidt-Podolsky hatte nachdrücklich gefragt, wann eine belastbare Planung vorliegen könne. Die Antwort, so sagt sie, habe sie nicht überrascht. Jedoch nimmt sie die Aussage als Beleg dafür, dass Prioritäten falsch gesetzt werden. Zwar seien im vergangenen Jahr Prioritätenlisten aufgestellt worden, der Bebauungsplan für das TSV-Stammgelände befinde sich jedoch nicht darauf. Laut Schmidt-Podolsky könne man "das Ganze eventuell um ein Jahr verkürzen".

Aus Sicht der Verwaltung im Rathaus stellt sich das Thema naturgemäß nüchterner dar. Das Thema TSV-Stammgelände sei "sehr vielschichtig", sagt Dachaus Kämmerer Thomas Ernst. Es gebe eine Reihe von vertraglichen Details und Planungseinzelheiten, die alle der Reihe nach abgearbeitet würden, versichert Ernst.

Sebastian Stirner vom TSV sagt: "Wir machen unsere Hausaufgaben, wir arbeiten transparent in alle Richtungen." Mit einigen Dingen fühle sich der TSV dennoch überfordert. Etwa wenn es - um eines der aufwendigen Details anzusprechen - um die Verlegung einer Hochspannungsleitung geht. Da wünscht sich Stirner schlicht eine Entscheidung von der Stadt darüber, ob diese Leitung in die Erde verlegt werden soll und wo genau und auf welcher Länge. Am Tag nach dem Bauausschuss klingt Stirner etwas ratlos. Er befürchtet eine "Hinhaltetaktik". Den Stadtratsbeschluss vom Januar, dass der TSV umziehen dürfe, haben er und die Vereinsmitglieder als "klaren Auftrag" verstanden, "den Umzug zeitnah voranzutreiben". Nun fühlt er sich ausgebremst. "Wir haben alle Weichen neu gestellt, wir arbeiten in alle Richtungen offen, wir sind gesprächsbereit." Der TSV möchte nun einen Ausschuss bilden, der den Umzug vorantreiben soll.

Ein Gegenstück dazu sähen Stirner, wie auch die Mitglieder des größeren ASV Dachau auch gerne im Rathaus. Gemeinsam hatten die Vereine im vergangenen Jahr beantragt, ein Sportamt einzurichten. Kämmerer Thomas Ernst sagt dazu nur: "Wir sind leider keine so große Stadt wie München." Das Gebiet Sport teilt er sich daher mit Bauamtsleiter Michael Simon. Ein in der wachsenden Stadt Dachau stark belastetes Referat, das sich beispielsweise auch mit der Planung am MD-Gelände befasst. Im April soll eine neue Mitarbeiterin anfangen, die sich um den Park-and-Ride-Platz und die Fahrradabstellflächen am Dachauer Bahnhof kümmern soll.

Trotzdem ist der Umzug des TSV 1865 ein Langzeitthema, über das seit etwa 15 Jahren gesprochen wird. Einen Bebauungsplanentwurf für das Stammgelände gibt es seit 2007. Dieser war jedoch auf wenig Gegenliebe gestoßen und war sowohl unter den Anwohnern in Augustenfeld als auch unter den Stadtpolitikern heftig diskutiert worden. Daher soll er nun, eingebettet in die größeren Planungen, in dem Stadtteil neu gemacht werden. Dazu wird eine Bürgerbeteiligung gehören. Dass diese auch schnell gehen kann, zeigt das Konzept von Comcity, für das sich der Stadtrat bezüglich des MD-Geländes diese Woche entschieden hat. Gertrud Schmidt-Podolsky ist daher, zumindest was diesen Teil des Verfahrens angeht, positiv gestimmt.

Sebastian Stirner wünscht sich eine noch bessere Kommunikation mit der Stadt und einen festen Ansprechpartner. Das nächste Gespräch sei allerdings schon vereinbart, sagt Ernst. Für nächsten Monat. Und der beginnt immerhin schon nächste Woche.

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