Dachau:Aufschrei in der Altstadt

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Bürger beschweren sich massiv über die Verkehrssituation, besonders im Bereich ums Klinikum Dachau: zu viele Autos, zu hohes Tempo, zu wenig Parkplätze. Der künftige OB Florian Hartmann kündigt Maßnahmen an.

Von Sophie Burfeind

Schon die ersten Wortmeldungen lassen erahnen, was an diesem Diskussionsabend im Mittelpunkt stehen wird: Verkehrsprobleme. Dabei beziehen sich die Anwesenden bei der dritten Dachauer Bürgerversammlung im Ludwig-Thoma-Haus immer wieder auf ein Gebiet - die Dr. Hiller-Straße nahe dem Klinikum.

Den Schilderungen der Anwohner zufolge ist die Situation dort katastrophal. Vor einigen Jahren wurde in diesem Bereich ein neues Wohngebiet geschaffen, die Straße ist außerdem der Zufahrtsweg zum Klinikum Dachau. Mittlerweile gebe es in der Dr. Hiller-Straße ein unerträglich hohes Verkehrsaufkommen, kritisiert Frank Liening - und fragt: "Wie soll das bitte weitergehen, wenn sich der Verkehr durch den Ausbau der Klinik noch verstärkt?" Ruth Keller vom Bauamt weist seine Beschwerde mit dem lapidaren Hinweis zurück, das Verkehrsaufkommen sei laut einer Erhebung ganz in Ordnung. Erst wenn das Klinikum nach der Sanierung tatsächlich erweitert werde, denke man über eine alternative Verkehrsplanung nach.

"Es ist interessant, wie manche Themen immer vertagt werden. Die Situation ist akut, es muss jetzt etwas getan werden", empört sich darauf Nikolas Pförtner-Sporer. Er beklagt zudem, dass durch Baustellenarbeiten der gesamte Gehweg, der auch Schulweg für Kinder ist, versperrt sei. "Parkende Betonmischer dürfen nicht den Gehweg blockieren", sagt Claus Weber (FW), der an diesem Abend Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) vertritt. Er fordert Stefan Januschkowetz vom Ordnungsamt auf, den Bürgersteig räumen zu lassen.

Eine weitere Forderung der Anwohner der Dr. Hiller-Straße: Die Einrichtung einer Tempo-30-Zone in der Straße. "Etwa 3000 Autos fahren hier täglich entlang, die meisten viel zu schnell. Es sollte wenigstens eine Tempo-30-Zone geben", fordert Renate Dorfner. Außerdem gebe es seit der Umwandlung von zwölf Parkplätzen am Straßenrand in eine Haltverbotszone - damit Krankenwagen und Busse aneinander vorbeifahren können - kaum noch Parkmöglichkeiten. "Es kann doch nicht sein, dass wir am Stadtrand parken müssen."

Für seine Antwort wird Januschkowetz dann mit Empörung gestraft. Er verweist auf eine Geschwindigkeitsmessung in der Dr. Hiller-Straße, nach der dort nicht schneller als 37 bis 39 Kilometer pro Stunde gefahren werde. "Die Geschwindigkeit wurde ja auch an der Kurve gemessen!", rufen die Anwohner wütend. Weber schlichtet den Aufruhr mit den Worten, diese "nicht ganz objektive Messung" müsse wiederholt werden.

Die Bürger klagen auch über massenhaft parkende Autos in der Altstadt, Löcher in den Straßen und eine fehlende Umgehungsstraße. Durch die Sanierung der Altstadtgarage hat sich die Parksituation in der Altstadt noch einmal verschärft, da auf einen Schlag viele Stellplätze weggefallen sind. Befriedigende Antworten erhalten die etwa 80 Anwesenden aber nicht. Man sei sich der Problematik bewusst und versuche sie zu verbessern, heißt es immer wieder. Ebenso wenig hilfreich ist die Antwort, die Christa Hörl auf ihre Frage erhält, wann endlich die Turnhalle in der Klosterschule gebaut werde. "Es kann doch nicht sein, dass die Kinder seit 40 Jahren in die Brunngartenstraße transportiert werden müssen. Überall wird gebaut, nur die Klosterschule bekommt keine Turnhalle." Dass die Sporthalle gebaut werde, stehe fest, antwortet Ruth Keller. Nur einen Termin gebe es noch nicht.

Wie bereits während der Bürgerversammlungen in anderen Stadtteilen Dachaus ist der künftige Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) anwesend. Er versichert, dass er das Thema Verkehr so schnell wie möglich angehen und sich auch ein genaues Bild über die Lage in der Dr. Hiller-Straße verschaffen wolle: "In allen Stadtgebieten ist der Verkehr eines der Hauptthemen. Die Probleme hätte man viel früher angehen müssen, mittlerweile ziehen sie sich durch das gesamte Verkehrssystem." Stau in den Straßen etwa führe zu Verspätungen bei den Bussen, parkende Autos behinderten Radfahrer und Fußgänger.

Mit seinem Amtsantritt im Mai werde er umfassend Daten erheben lassen, damit die Verkehrssituation im Landkreis analysiert werden könne. Dann müsse in Kooperation mit allen Gemeinden ein gutes Verkehrskonzept entwickelt werden. "Es ist eine große und schwierige Aufgabe, die in dieser Periode auf den Stadtrat zukommen wird", sagt er. "Aber das Verkehrsproblem wird sich nicht durch Zuschauen lösen lassen."

© SZ vom 05.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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