Dachau:Auf dem Weg zum Herzzentrum

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Bernhard Witzenbichler beginnt als neuer Chefarzt der Kardiologie an der Amperklinik Dachau. Er strebt eine Professur in München an.

Von Wolfgang Eitler

Die Unruhe im gesamten Rhönkonzern wegen der anhaltenden Debatten und Gerüchte um Fusionen und Übernahmen des bayerischen Gesundheitskonzerns aus Neustadt an der Saale in Franken durch noch größere Unternehmen hat anscheinend keine Auswirkungen auf die Zukunftsplanungen der Dachauer und Markt Indersdorfer Kliniken. Bernward Schröter, Vorstandsvorsitzender der Amperkliniken AG, an der die Rhön AG knapp 95 Prozent der Anteile hält, sagte am Dienstag auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Chefarztes der Kardiologie, Bernhard Witzenbichler, und Nachfolgers von Michael A. Weber: "Wir leisten hier erfolgreiche Arbeit." In dieses Lob schloss er ausdrücklich alle Kliniken des Rhönkonzerns in Südbayern und Baden-Württemberg ein, also auch die Münchner Häuser in Pasing und Perlach. Schröter ist für diesen gesamten Raum zuständig.

Am Bildschirm eines Herzkatheters (von links): Bernward Schröter, Vorstandsvorsitzender der Amperkliniken AG, der Chefarzt der Kardiologie, Bernhard Witzenbichler, und sein Vorgänger Michael A. Weber. (Foto: Jørgensen)

Wäre das Gegenteil der Fall, dann wäre vermutlich Bernhard Witzenbichler, der aus München stammt, als neuer Chefarzt der Kardiologie nicht für Dachau zu gewinnen gewesen. Denn der Spezialist für Herzerkrankungen betonte die künftigen Investitionen in Dachau in eine größere Kardiologie, einschließlich einer umfassenderen Abteilung für Herzkatheter, als maßgebliche Kriterien seiner Entscheidung. Und er skizzierte die Pläne für schonendere Untersuchungsmethoden bei Patienten, die nicht akut erkrankt sind, als den Herzkatheter. Die Diskussion darüber, ob in Deutschland zu viele solcher Eingriffe vorgenommen werden, tangiert nach Ansicht von Witzenbichler und seinem Vorgänger Michael A. Weber ihr Haus nicht. "Denn wir haben fast nur mit Notfällen zu tun, bei denen der Herzkatheter überlebenswichtig ist." Trotzdem erachtete es der neue Chefarzt der Kardiologie als notwendig, sogenannte sanftere Methoden der Untersuchung und Diagnose zu etablieren.

In den vergangenen 25 Jahren, in denen Weber als Chefarzt und auch als ärztlicher Direktor tätig war, sind am Dachauer Klinikum 100 000 Patienten behandelt worden, davon 20 000 mit Herzkathetern und 7500 mit Stentimplantationen. Die Leistungsbilanz von Witzenbichler an der Charité in Berlin und zuvor auch in Boston in den USA besteht aus jährlich 500 bis 600 Eingriffen in den vergangenen 18 Jahren. Deshalb sagt er selbstbewusst von sich, "deutschlandweit die meisten Herzinfarkte" behandelt zu haben: "Ich konnte mir einen guten Namen erwerben." Witzenbichler gilt als maßgeblicher Experte für die interventionelle Kardiologie, also für jene Therapien, die beim akuten Herzinfarkt eingesetzt werden. Er hat über die Chancen habilitiert, wie man die Durchblutung des Herzens fördern kann. Die Wahl auf das Dachauer Klinikum ist nach seinen Angaben auch wegen des Kontakts der Amperkliniken zur Ludwig-Maximilian-Universität gefallen. Dachau ist universitäres Lehrkrankenhaus. Witzenbichler strebt eine Professur in München an.

Weber ist überzeugt, sich zum persönlich richtigen Zeitpunkt von dem Posten des Chefarztes verabschiedet zu haben. Der Amperkliniken AG bleibt er noch ein Jahr als ärztlicher Direktor erhalten. In dieser Zeit möchte er die Partnerschaft mit der Kaplan-Klinik in Rehovot (Israel) voranbringen und die Weichen in Dachau und Markt Indersdorf für eine noch bessere Qualitätssicherung stellen. Vorstandsvorsitzender Schröter sieht darin die größte Herausforderung für die Zukunft. Er hält es für realistisch, dass die Finanzierung der Kliniken durch die Krankenkassen künftig vor allem von ihrer Qualität abhängig gemacht wird.

© SZ vom 03.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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