Dachau:Auf dem MD-Gelände soll ein Museumsforum entstehen

Dachau: "Eine einmalige Chance": In den historischen Gebäuden auf dem ehemaligen MD-Gelände soll ein Museumsforum untergebracht werden.

"Eine einmalige Chance": In den historischen Gebäuden auf dem ehemaligen MD-Gelände soll ein Museumsforum untergebracht werden.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Auf diesen historischen Wurf haben sich der Bezirk, der Landkreis und die Stadt Dachau geeinigt. Auch die Eigentümer wollen mitziehen.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Die Stadt Dachau soll ein Museumsforum auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik erhalten, das beispielgebend und einmalig für den gesamten Münchner Norden werden könnte. Darauf einigte sich am Montagnachmittag der Bezirk Oberbayern mit dem Landkreis und der Stadt Dachau. Alle drei wollen das Vorhaben gemeinsam stemmen und auch den laufenden Unterhalt gemeinsam finanzieren. Entsprechend hymnisch waren die Stellungnahmen. Von einer einmaligen Chance sprach Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU), der in Altomünster lebt. Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) hofft auf eine "tolle Gesamtsituation". Und Landrat Stefan Löwl (CSU) erwartet den "großen Wurf".

Schon die Beratung darf als historisch gelten. Denn erstmals in der Dachauer Geschichte trafen sich die Kulturausschüsse von Bezirk Oberbayern, Landkreis und Stadt Dachau zu einer gemeinsam Beratung. Das Ergebnis darf ebenfalls als historisch gewertet werden. In diesem Sinne kommentierten die Mandatsträger nach der Sitzung das einstimmige Ergebnis. "Das gab es noch nie", hieß es von den Beteiligten.

In jedem Fall ein Gewinn

Einstimmig befürworteten sie die Machbarkeitsstudie des Ateliers Hammerl und Dannenberg, das auf die Analyse von städtischen Räumen spezialisiert ist und immer dann gerufen wird, wenn städtebauliche Entwicklungen vorangetrieben werden sollen. Ihr Vorschlag sieht so aus: Die Idee des Bezirks Oberbayern für ein Museum der Industrie und Arbeiterkultur, die in Dachau bestehende Gemäldegalerie und das Bezirksmuseum für Volkskultur im weitesten Sinn des Wortes könnten gemeinsam mit der kommunalen Neuen Galerie für zeitgenössische Kunst, einer Werkstatt für Demokratie und Menschenrechte sowie einem Papiermuseum und einer Druckwerkstatt in den historischen Gebäuden der ehemaligen MD-Papierfabrik zur Altstadt hin zu einem zentralen Museumsforum zusammengefasst werden. Die Baukosten dürften sich auf etwa 24 Millionen Euro belaufen, die jährlichen Betriebskosten auf etwa zwei Millionen Euro.

Bei einer erwarteten Resonanz von 90 000 bis 140 000 Besuchern würden sich die Kosten für Stadt und Landkreis "im schlechtesten Fall", wie OB Hartmann sagte, nicht einmal erhöhen. Denn zurzeit geben die beiden Kommunen eh schon mehr als eine Million Euro für die drei kommunalen Museen und Galerien aus. "Im schlechtesten Fall", sagte Hartmann, "haben wir dann mehr Museum in Dachau." Zurzeit liegen die Dachauer Museen und Galerien bei 20 000 Besuchern im Jahr.

Die größte Überraschung sparte sich Bezirkstagspräsident Mederer für die Diskussion auf. Denn eine Frage stand über der gesamten Präsentation der Machbarkeitsstudie unbeantwortet im Raum. Wie stellen sich die Eigentümer, die finnische Myllykoski-Familie, zu den neuen Plänen? Denn seit 2007 ändern sich die Ideen für das 17 Hektar große Areal ständig. Zunächst sollte in das historische Areal ein Einkaufszentrum integriert werden. Dann hieß es, dass ein Jugendkulturzentrum auch nicht schlecht wäre. Schließlich stellte ein Teil des Stadtrats den Ausgang des Ideenwettbewerbs grundsätzlich zur Disposition und wollte dort Gewerbe statt Wohnungsbau haben.

Die Altlastenfrage ist nachrangig

Am späten Montagnachmittag erklärte Mederer den drei Kulturausschüssen, dass er bereits mit den Eigentümern Kontakt aufgenommen habe. Sie hätten erklärt, dass sie mit einem Verkauf der historischen Gebäude einschließlich zusätzlicher Grundstücke für zwei Neubauten einverstanden seien. Der SZ sagte Josef Mederer nach der Sitzung: "Ich habe diese Antwort schriftlich."

Das große Fragezeichen allerdings sind die Altlasten, die in dem gesamten MD-Areal vermutet werden. Wie OB Hartmann ausführte, habe das ständige Grundwassermonitoring ergeben, dass die Belastungen nicht sehr hoch seien. Außerdem habe der Eigentümer Probebohrungen veranlasst. Für die historischen Gebäude sei die Altlastenfrage ohnehin zweitrangig, weil der Grund nicht entsiegelt wird. Er sagte allerdings auch, dass die Altlasten und die zu erwartenden Kosten Teil der Grundstücksverhandlungen sein müssten.

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