Dachau: Angst vor Massenpanik:Schlossplatz wird an Silvester gesperrt

2000 Dachauer müssen den Jahreswechsel diesmal woanders feiern. Der Stadt ist die Böllerei am Schloss zu gefährlich.

Walter Gierlich

Die Bayerische Schlösserverwaltung und die Stadt Dachau machen in diesem Jahr Ernst: Der Zugang zum Schlossplatz, auf dem sich in der Vergangenheit zum Jahreswechsel bis zu 2000 Menschen drängten und dabei auch noch Raketen abschossen und Böller krachen ließen, wird in der Silvesternacht aus Sicherheitsgründen komplett gesperrt. Die Maßnahme wird auch von der Polizei begrüßt. "Die Ereignisse der letzten Jahre haben dazu geführt, dass man zu diesem Schritt gezwungen ist", sagte der stellvertretende Leiter der Dachauer Polizeiinspektion, Albert Kapitza, am Freitag in einer Pressekonferenz.

Dachau: Angst vor Massenpanik: Alle Jahre wieder bangt die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung, dass eine Silvesterrakete den Dachstuhl des Dachauer Schlosses in Brand stecken könnte. Das Foto zeigt das Feuerwerk in der Silvesternacht 2004 auf 2005.

Alle Jahre wieder bangt die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung, dass eine Silvesterrakete den Dachstuhl des Dachauer Schlosses in Brand stecken könnte. Das Foto zeigt das Feuerwerk in der Silvesternacht 2004 auf 2005.

(Foto: DAH)

Das Abschießen von Feuerwerkskörpern ist in der Umgebung historischer Baudenkmäler seit Jahren verboten. Doch viele Dachauer haben sich nicht daran gehalten. So zitterte man bei der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Seen und Gärten, dem Eigentümer des Barockpalastes an Dachaus höchstem Punkt alljährlich, dass eine Rakete den Dachstuhl in Brand setzen könnte, wie deren Präsident Johannes Erichsen erläuterte. Es sei schade für die Besucher, die lediglich den Blick auf das Feuerwerk über Dachau und München genießen wollten, dass man den Platz sperren müsse, sagte er.

Und es ist nicht nur der Brandschutz, der die Behörden zum Handeln veranlasst, sondern auch die Sicherheit der bis zu 2000 Menschen: "Es wurden immer wieder auch Feuerwerkskörper in die Menge geworfen, und es hat auch schon Verletzte gegeben", sagte Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU). Dazu kommt, dass oft Flaschen und Steine auf die Straße am Karlsberg und die dortigen Häuser geworfen werden, so dass die Schlösserverwaltung den Schlossplatz sogar ganzjährig abends und nachts hatte sperren wollen. Damit allerdings biss man bei der Stadt auf Granit. "Die generelle Sperrung war nicht im Interesse der Stadt", sagte OB Bürgel gestern.

Doch an Silvester gebe es ein anderes Gefährdungspotential: "Wir wollen keine Situation wie bei der Loveparade in Duisburg." Schließlich drängten die Menschen in erster Linie an die Mauer vorne, von wo aus die den besten Blick hätten. Er erinnerte daran, dass es nur zwei schmale Abgänge vom Schlossplatz gäbe: "Wenn Panik ausbricht, ist das nicht mehr zu steuern." Auch hätten Rettungsfahrzeuge erhebliche Probleme, im Gedränge der Silvesternacht überhaupt zum Schloss zu kommen. "Wenn etwas passiert, sind wir in der Verantwortung", sagten OB Bürgel und Präsident Erichsen übereinstimmend. Der Oberbürgermeister kündigte am Freitag an, dass an Silvester auch die Rathaus-Terrasse gesperrt werde, die ebenfalls einen schönen Blick über die Stadt bietet.

Appelle an die Vernunft haben in der Vergangenheit ebenso wenig genutzt wie das Feuerwerksverbot. Auch der Versuch, mit Hilfe eines Sicherdienstes Zugangskontrollen wegen der Raketen zu machen, sei vor einigen Jahren kläglich gescheitert, erklärte der städtische Ordnungsamtsleiter Stefan Januschkowetz. Solche Kontrollen hielt auch Polizei-Vize Kapitza nicht für realistisch: Zu viele Menschen drängten binnen kürzester Zeit vor Mitternacht auf den Platz. Viele hätten zudem vorgefeiert, so dass sie rationalen Argumenten nicht mehr zugänglich seien", meinte der stellvertretende Inspektionsleiter.

Daher wird in diesem Jahr der Schlossplatz mit massiven Absperrgittern und Bauzäunen komplett abgeriegelt. Auch an der Augsburger Straße werden durch erste Absperrungen und Hinweisschilder schon die beiden Zugänge über Klosterstraße und Schlossgasse dicht gemacht: "Wir wollen hier eine gefährliche Sackgassen-Situation verhindern", betonte OB Bürgel.

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