Dachau:"Ärgernis hoch zehn"

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Das tägliche Parkchaos am Dachauer Bahnhof nervt Pendler und Anwohner. Aber die Verhandlungen der Stadt mit der Bahn stocken und das geplante Parkhaus ist umstritten.

Walter Gierlich

Als 2007 die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) einige Tage lang streikte und damit auch den S-Bahn-Verkehr lahmlegte, gab es auch Dachauer, die darüber erfreut waren. Roland Reger beispielsweise. Der damalige Direktor des Ignaz-Taschner-Gymnasiums freute sich, dass viele Leute wegen des Streiks mit dem Auto statt mit der Bahn zur Arbeit nach München gefahren sind und so rund um seine Schule endlich einmal kein Parkplatzmangel herrschte. Denn normalerweise gibt es östlich des Dachauer Bahnhofs täglich ein Parkchaos. Von einem "Ärgernis hoch zehn" spricht Volker C. Koch (SPD), der Verkehrsreferent des Stadtrats.

Die Parkplätze am Bahnhof sind ständig überfüllt - aber eine Lösung ist nicht in Sicht. Die Verhandlungen mit der Bahn über den Erwerb von Grundstücken kommen seit Jahren nicht voran. (Foto: DAH)

Weil die Stellplätze für S-Bahn-Pendler hinten und vorne nicht ausreichen, sind die engen Straßen im Stadtteil Augustenfeld so zugeparkt, dass bisweilen Lieferanten oder die Müllabfuhr Schwierigkeiten haben durchzukommen. Ein Anwohner der Landsberger Straße, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, klagte im Gespräch mit der Dachauer SZ sogar darüber, dass Bekannte und Verwandte sich weigerten, ihn zu besuchen: "Bei euch kann man ja nicht einmal parken", höre er zur Begründung.

Doch Abhilfe ist schwer zu schaffen. Um die umliegenden Siedlungen vom Parkdruck zu entlasten, der nicht von Pendlern, sondern auch von Lehrern und Schülern des Ignaz-Taschner-Gymnasiums sowie von Beschäftigten und Klienten des Caritas-Zentrums und Besuchern der Sportanlagen des TSV 1865 kommt, bräuchte die Stadt Grundstücke von der Bahn. Doch Verhandlungen mit dem Unternehmen, das immer noch zu hundert Prozent in Staatsbesitz ist, sind schwierig, wie Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) immer wieder aus leidvoller Erfahrung berichtet. Hier gebe es derzeit nichts Neues, teilte er jetzt mit. Abgesehen davon, dass die Verhandlungen mit der Bahn nicht vorankommen, sind die Pläne für ein Parkhaus auf der Ostseite des Bahnhof im Stadtrat höchst umstritten. Das Bündnis für Dachau etwa lehnt das Projekt rundweg ab, und auch unter Anwohnern gibt es Proteste - vor allem wegen des vorgesehenen Standorts im Bereich der jetzigen Kleingartenanlage und wegen der Zufahrt von der Schleißheimer Straße her. Als sich der OB kürzlich in einem SZ-Forum positiv zu einem Park-and-Ride-Platz an der künftig elektrifizierten Linie A am Stadtrand äußerte, reagierte man beim Bündnis umgehend: In einem Antrag fordert Fraktionssprecher Kai Kühnel einen zusätzlichen Haltepunkt und Parkplätze in Webling. In seinen Augen bringt das für die Stadt erhebliche Vorteile: weniger Durchgangsverkehr, eine Entlastung der Wohngebiete um den jetzigen Parkplatz am Bahnhof und auch eine bessere Anbindung der neuen Wohngebiete um das Klinikgelände an den öffentlichen Nahverkehr. Verkehrsreferent Koch spricht von einer vernünftigen Idee, glaubt aber nicht, dass sie schnell realisiert werden könnte. Von einer Gebührenlösung für den Parkplatz, wie sie ebenfalls immer wieder ins Gespräch gebracht wird, hält er wenig. In Karlsfeld, wo man zum Parken schon jetzt zahlen müsse, finde man auf den offiziellen Park-and-Ride-Flächen fast immer freie Plätze, doch umso mehr seien die umliegenden Wohnstraßen mit Autos zugestellt - also auch keine Lösung.

© SZ vom 23.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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