Dachau:Absichtlich krass

Der Kreisjugendring wirbt für mehr Demokratie und hat ein umfangreiches Programm erarbeitet. Es soll vor allem eines sein: deutlich.

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

Asylchor

Der Asylchor Dachau wirbt für mehr Demokratie. Hier vor dem Rathaus in Dachau.

(Foto: Simone Kastl-Frisch)

Der Asylchor des Landkreises beteiligt sich. Aus Augsburg kommt das junge Theater mit einem Stück zum Thema Zivilcourage. Die bundesweite Aktion "Creative Change" inszeniert ein improvisiertes Mitmachtheater. Der Kreisjugendring will in den nächsten Monaten für Demokratie werben und hat ein umfangreiches Programm entwickelt. Bei diesem Projekt unterstützt ihn das Bundesfamilienministerium, das in ganz Deutschland das Miteinander der Menschen stärken will. Deswegen fördert es die Dachauer Initiative aus seinem Fördertopf "Demokratie lebt! - Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit". Es stellt dem Landkreis für Einzelprojekte beispielsweise gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung 40 000 Euro zur Verfügung.

Viele Projekte sind bereits bekannt, wie zum Beispiel das des interaktiven Theaters "Creative Change" in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring (KJR) Dachau. "Die Theatergruppe geht an die Schulen und spricht mit der Direktion darüber, welche Themen gerade besonders relevant sind und wie man diese dann zusammen mit den Kindern behandeln kann", sagt Ludwig Gasteiger, Projektverantwortlicher der Partnerschaft für Demokratie. Letztes Jahr wurde das Flüchtlingsthema mit den Kindern thematisiert. Am Ende haben die Schüler dann selbst in den interaktiven Theaterstücken mitgespielt und konnten so besser lernen, wie man in bestimmten Situationen reagiert oder aber sie konnten sich besser in andere Personen hineinversetzen.

Deutsche Bürger und Geflüchtete können zusammen musizieren und singen. Schon 2016 waren Jam-Sessions mit den unterschiedlichen Bürgern an der Volkshochschule Bergkirchen ein voller Erfolg. "Sie haben sogar ein Youtube-Video von einer Jam-Session aufgenommen", so Gasteiger. "Und der Asyl-Chor hat auch gleich beim Treffen des Runden Tisches gegen Rassismus gesungen", erzählt er weiter. Zusammen mit dem Kreisjugendring organisiert der Runde Tisch gegen Rassismus Vortragsreihen mit Themen wie "Rechte Gewalt gegen Deutschland" oder "Ideologien und Strategien des intellektuellen Rechtsextremen". Zusätzlich werden Workshops an den Schulen gegeben mit Gästen wie dem Filmemacher Peter Uhlendorf.

Von Dschihad-Girls und Neonazis

Auch mit dem Max-Mannheimer-Studienzentrum am Dachauer Jugendgästehaus kooperiert der KJR und bietet speziell für Lehrkräfte und Haupt- oder Ehrenamtliche Workshops an, in denen man lernen kann, wie man über Themen wie zum Beispiel Homosexualität mit Jugendlichen richtig reden kann. Zu Jugendlichen an die Schule organisiert der Arbeitskreis Asyl das junge Theater Augsburg mit seinem Theaterstück "Krass! - Hauptsache radikal!" Die mobile Produktion spielt ausschließlich in Turnhallen an Schulen und stellt Themen wie das "Krass-Sein" in jugendlichen Szenen von Dschihad-Girls und IS-Kriegern auf der einen und Neonazis und rechten Kämpfern auf der anderen Seite in den Mittelpunkt.

"Und ganz schön ist auch das Projekt der Talentakademie Gut Häusern", sagt Gasteiger. Organisiert wird dieses Projekt vom Partner für Familienunterstützung, Inklusion, Fachberatung und Freizeit (pfiff). Zusammen mit dem "Creative Change"-Theater unternehmen hier Kinder mit und ohne Behinderung unterschiedliche Aktivitäten.

Ein Jugendkreistag mit eigenem Budget

Die 44 000 Euro Fördergeld werden je nach Aufwand und Kosten der einzelnen Projekte aufgeteilt, die Aufteilung ist Aufgabe eines eigens gegründeten Begleitausschusses der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Dachau. Ein weiteres demokratieförderndes Projekt soll bereits dieses Jahr zum neuen Schuljahr eingeführt werden: ein Jugendkreistag. "Jede Schule aus dem Landkreis soll einen Delegierten benennen, der dann im Jugendkreistag sitzt. Dieser Jugendkreistag soll dann ein eigenes Budget erhalten und ein eigenes Antragsrecht", so Gasteiger. So sollen die Interessen der Jugend auch mehr Aufmerksamkeit bekommen. Allerdings müsse der Kreistag noch zustimmen.

Am Samstag, 13. Mai findet im Ludwig-Thoma-Haus um 14 Uhr die nächste Demokratiekonferenz statt. Das Thema dieser Konferenz ist "Integrationskultur - Herausforderungen und Wege gelingender Integration". In Workshops, die zusätzlich angeboten werden, sollen besonders auch Geflüchtete zu Wort kommen, um sagen zu können, was Integration besonders fördert und was diese möglicherweise behindert. Mit Vertretern von Geflüchteten, dem Arbeitskreis Asyl, den Jugendmigrationsdienst und diversen Experten findet anschließend um 18 Uhr eine Podiumsdiskussion zur Frage "Wie Integration gelingen kann" statt.

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