CSU-Landratskandidat:Ovationen für den Bewerber

Mit überwältigender Mehrheit nominieren die Delegierten Stefan Löwl zum Landratskandidaten der CSU. Die Partei läutet damit das Ende der Ära Christmann ein, der nach 37 Jahren im März 2014 abtreten wird.

Robert Stocker

CSU-Landratskandidat: Standing Ovations für den CSU-Landratskandidaten Stefan Löwl (in der Mitte), der unter dem Beifall seiner Parteifreunde fasziniert nach vorne auf die Leinwand schaut, auf die sein Traumergebnis projeziert wird.

Standing Ovations für den CSU-Landratskandidaten Stefan Löwl (in der Mitte), der unter dem Beifall seiner Parteifreunde fasziniert nach vorne auf die Leinwand schaut, auf die sein Traumergebnis projeziert wird.

(Foto: Toni Heigl)

Die CSU im Landkreis hat die Zeitenwende nach der Ära Christmann eingeläutet. Mit überwältigender Mehrheit nominierte die Kreisvertreterversammlung am Mittwochabend Stefan Löwl zum Landratskandidaten für die Kommunalwahl im März 2014. Die Rückendeckung der Partei für ihren Bewerber ist außergewöhnlich: Der 39-jährige Jurist und Abteilungsleiter Umweltschutz am Landratsamt erhielt von den 146 anwesenden Delegierten 144 Stimmen; eine Stimme war ungültig, eine wurde offenbar nicht abgegeben. Nach der Wahl feierten die Delegierten den frisch gekürten Kandidaten mit Standing Ovations. Hansjörg Christmann, der im März 2014 nach 37 Jahren das Amt des Landrats aufgeben wird, empfahl Löwl als einen kompetenten Bewerber, der den Landkreis in eine gute Zukunft führen könne.

"Das ist ein historischer Tag für uns", rief Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath den Delegierten zu Beginn der Versammlung zu. Der CSU-Kreisvorsitzende spielte damit auf das Ende der Ära Christmann an, der 1977 als 27-Jähriger zum jüngsten Landrat in Bayern gewählt worden war. "Heute ist er der dienstälteste Landrat Europas", sagte Seidenath. Der Landkreis brauche jetzt eine Persönlichkeit, der in Christmanns Fußstapfen treten und den Landkreis in eine gute Zukunft führen könne.

Christmann selbst ließ keinen Zweifel daran, dass der Bewerber das Zeug dafür hat. "Ich bin überzeugt davon, dass mein Nachfolgekandidat einen guten Weg gehen wird", sagte er zu den Delegierten. Der Landrat erinnerte sich an seine eigene Vorstellungsrede, bei der er sehr nervös gewesen sei und sein Hemd durchgeschwitzt habe. Jetzt sei er seit 36 Jahren Landrat, doch selbst wenn es möglich gewesen wäre, hätte er nicht weiter gemacht. "Ich halte das Alterslimit für Landräte richtig." Von seiner Seite gebe es keine Wehmut, wenn er nächstes Jahr aufhören werde. Vor dem Landkreis stünden große Aufgaben, er müsse jetzt neue Wege gehen, um Bewährtes zu bewahren. Christmann erinnerte an den Beginn seiner Amtszeit, als der Landkreis etwa im Schulbereich oder im Krankenhauswesen mit einer "enormen Aufholjagd" begonnen habe. Die Aufnahme von Schulden sei nötig gewesen, um den Landkreis in das moderne Zeitalter zu führen.

Kurz skizzierte Christmann die Aufgaben, die der neue Landrat bewältigen muss. Dabei nannte er die Siedlungs- und Verkehrspolitik, die im Ballungsraum München besondere Bedeutung haben. So sei es eine Herausforderung für die Zukunft, für immer mehr Singles entsprechenden Wohnraum zu schaffen. Für "nicht glücklich" hält er es, dass die bayerische Staatsregierung den S-Bahn-Südring aus dem Bundesverkehrswegeplan herausgenommen hat. Christmann: "Ein Halbring ist eine Dummheit". Immer wichtiger wird es aus Sicht des Landrats, die Bürger bei der Zukunftsplanung mitzunehmen. Gleichzeitig forderte er von den Bürgern mehr Bereitschaft, Kompromisse einzugehen und nannte dabei das Beispiel Stadtstrand, der am Widerstand von Anliegern scheiterte.

Christmann dankte ausdrücklich Oberbürgermeister Peter Bürgel für die zeitgeschichtliche Aufarbeitung, "die Dachau Weltansehen eingebracht hat". Mit Stefan Löwl habe die CSU nach einem fairen Auswahlverfahren einen Kandidaten gefunden, der die künftigen Aufgaben meistern könne. Dass der Bewerber ein gebürtiger Schwabe ist und somit nicht aus dem Landkreis stammt, könne in der veröffentlichten Meinung keine Rolle spielen. "Ein Schwabe ist auch kein schlechter, und mein Vorgänger Pestenhofer kam aus Rosenheim". Wichtiger seien Können und Leidenschaft, "und da haben wir dieselbe Richtung", sagte Christmann.

Auch für den Fraktionsvorsitzenden im Kreistag, Wolfgang Offenbeck, der Löwl vor der Wahl als Kandidaten vorschlug, bestimmen nicht die geografische Herkunft, sondern "die Werte, die Wurzeln eines Kandidaten". Löwl stehe für die Energiewende im Landkreis, aber "mit, nicht gegen den Menschen", und genieße im Kreistag eine hohe Wertschätzung.

Vor seiner Wahl skizzierte Löwl, dessen Frau Bettina ihm zur Seite stand, "weil es eine gemeinsame Lebensentscheidung ist", die wichtigsten Anliegen seiner Politik. Dazu gehören die Gestaltung des demografischen Wandels und die Verkehrsprobleme, das ehrenamtliche Engagement der Bürger, der Ausbau der Bildung, die Energiewende im Landkreis, Bürgernähe, stabile Finanzen und das Bewusstsein für Kultur und Zeitgeschichte. Seinen Vortrag quittierten die Delegierten mit langem Applaus. Nach seiner überzeugenden Wahl erhielt er Standing Ovations - und einen kleinen Löwen aus Plüsch, was bei seinem Namen ja nahe liegt.

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